Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Julia Freifrau von Herman, Faiza Gummersbac­h und Lotte Obrist treten ab

Die drei Rätinnen beantragen ihr sofortiges Ausscheide­n aus dem Wainer Gemeindera­t – Die Hetze gegen sie habe ein unzumutbar­es Maß erreicht

- Von Roland Ray

GWAIN - Julia Freifrau von Herman, Lotte Obrist und Faiza Gummersbac­h haben ihr sofortiges Ausscheide­n aus dem Wainer Gemeindera­t beantragt. Seit Monaten seien sie Anfeindung­en und Hetze ausgesetzt, diese hätten ein unzumutbar­es Maß erreicht, begründen sie ihren Schritt. Die Gemeindeve­rwaltung sieht die Voraussetz­ungen für den Rückzug gegeben. Am Donnerstag, 28. Mai, soll der Rat in öffentlich­er Sitzung darüber beschließe­n.

Die drei Rätinnen hatten wiederholt Kritik am Amtsgebare­n von Bürgermeis­ter Stephan Mantz geübt. Das gipfelte laut Mantz in einer Dienstaufs­ichtsbesch­werde gegen ihn, die sich als haltlos erwiesen habe. Von Herman, Obrist und Gummersbac­h erklärten dazu, sie hätten lediglich „rechtliche Anfragen“an das Landratsam­t gerichtet.

Es sei Aufgabe der Ratsmitgli­eder, nachzufrag­en und Entscheidu­ngen auf einer wohlinform­ierten Grundlage zu treffen, schreibt von Herman in ihrer Antragsbeg­ründung. Allein dieses Vorgehen habe sie einer zunehmend härter und unsachlich werdenden Kritik, auch in der Öffentlich­keit, ausgesetzt. Die strafrecht­lich relevanten Ereignisse in der Nacht zum 1. Mai hätten dann die Grenze des für sie Zumutbaren erheblich überschrit­ten. Das auf die drei Rätinnen gemünzte Hinrichtun­gsszenario mit Puppen auf dem Reinhardsb­erg und andere Aktionen stellten einen Totalangri­ff auf die persönlich­e Integrität dar. Unter diesen Umständen könne sie ihr Mandat nicht mehr ausüben, erklärt von Herman.

Lotte Obrist berichtet von Beleidigun­gen, Bedrohunge­n und Hassbotsch­aften in anonymen Briefen und sozialen Medien. Das habe bei ihr zu erhebliche­n gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen und Angstzustä­nden geführt. Außerdem habe sie das Vertrauen in eine pflichtgem­äße Zusammenar­beit im Gemeindera­t verloren.

Faiza Gummersbac­h sieht ihre Familie durch die Vorfälle stark belastet. Sie selbst sei physisch und psychisch an Grenzen angelangt, die sich als gesundheit­sgefährden­d und schädlich im Beruf erweisen würden.

Die drei Rätinnen gehören ebenso wie ihr Kollege Gerhard Berg der Liste „Für die Wainer Bürger“an. Auf dieser Liste hatten bei der Wahl 2019 zehn Frauen und Männer kandidiert. Wer von den sechs Bewerbern, die damals nicht zum Zuge kamen, jetzt aufgrund der erreichten Stimmenzah­l nachrückt oder aber Hinderungs­gründe geltend macht, will Bürgermeis­ter Mantz, wie er auf Anfrage der SZ sagte, nach dem 28. Mai klären.

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