Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kein Sommernachtstraum
Laupheim muss wegen Corona auch aufs Summernight-Festival verzichten
GLAUPHEIM - Entspannt sitzen Pasqual Thonemann und Maria Hellwig auf der kleinen Mauer an der Wiese vor dem Schloss Großlaupheim. Das Grundstück, das hinter dem Vorsitzenden des Jugendkulturvereins und seiner Vizevorsitzenden liegt, ist menschenleer – wie immer im Frühling, wenn das erste Pressegespräch fürs Summernight-Festival ansteht. Und in diesem Jahr bleibt es das auch, denn Laupheims großes Musikevent fällt heuer aus – Corona lässt grüßen.
Es ist eine bittere Premiere: „Zum ersten Mal überhaupt müssen wir das Summernight-Festival absagen“, sagt Pasqual Thonemann. Seit 1975 gibt es die Veranstaltung in Laupheim; dieses Jahr wäre die 45. Auflage fällig gewesen. Veranstalter des Festivals ist traditionell der Jugendkulturverein. Anfang März war eigentlich alles schon vorbereitet. Die Pressetexte waren geschrieben, die Bands standen fest, der Vorverkauf hätte beginnen können.
„Wir standen in den Startlöchern – und dann wurden wir sauber ausgebremst“, erzählt Thonemann. Ausgebremst
von einem kleinen Virus, das just zu dieser Zeit anfing, die ganze Welt zu lähmen. Zu diesem Zeitpunkt gab es zwar noch keine Auflagen, doch es war bereits absehbar, dass die Politik auf Corona reagieren und Regeln erlassen würde. Daher wartete das SummernightTeam zunächst ab und ging noch nicht an die Öffentlichkeit und verschob auch die Bestellung von Flyern und Plakaten für das Festival. Im Rückblick eine gute Entscheidung, wissen Pasqual Thonemann und Maria Hellwig: „Da hätten wir einen Haufen Geld verschenkt!“
Ursprünglich wurden Konzertveranstaltungen zunächst bis Mitte Juni ausgesetzt. „Wir hingen in der Luft“, erinnert sich Thonemann. Das Team wollte angesichts der Ungewissheit weder in den Vorverkauf starten, noch den Bands vorzeitig Absagen erteilen. „Es war aber abzusehen, dass das Verbot von Konzerten verlängert wird.“
Erst vor wenigen Wochen, als die Regierung die Verlängerung des Auftrittsverbots bis Ende August beschloss, begrub der Jugendkulturverein den Traum vom 45. Summernight-Festival 2020. Dabei hätte es so schön werden können, und manch eingefleischtem Festival-Fan dürfte das Herz bluten, wenn er nun liest, was ihm wegen der Corona-Pandemie entgeht.
Zum Auftakt am Donnerstag hätte Dendemann gespielt. Der Rapper aus Hamburg ist schon einige Jahre im Geschäft, setzt auf deutsche Texte und hat 2019 den Preis für Popkultur in den Kategorien „Lieblings-Solokünstler“und „Lieblingsalbum“erhalten. „Wer auf die Fantastischen Vier steht, dem wird Dendemanns Musik auch gefallen“, ist Thonemann überzeugt. Am
Freitag hätten die Summernight-Besucher
Hip-Hop mit den 257ern durch die laue Nacht grooven können – mit Gute-LauneGarantie.
Für das Festival 2020 hatte sich der Jugendkulturverein zudem eine Änderung im Konzept überlegt, die ein Stück „Back to the roots“geht: Am Samstagvormittag sollte es im Schlosshof nach einigen Jahren Pause wieder einen Frühschoppen geben. „Statt des üblichen Konzerts am Abend wollten wir dann eine große Party veranstalten“, verrät Pasqual Thonemann.
Und jetzt? Alles abgesagt. „Zuerst hatten wir noch überlegt, ob wir wenigstens ein kleines Programm fahren können.“Also beispielsweise nur zum Frühschoppen einladen, mit ausreichend Platz zwischen den Tischen. Doch als nun auch das Heimatfest offiziell abgesagt wurde, habe man diese Idee ebenfalls verworfen.
Maria Hellwig hat erst kürzlich das Amt der zweiten Vorsitzenden des Jugendkulturvereins von ihrer Vorgängerin Anna Hamberger übernommen. Für sie wäre es die erste Festival-Saison in dieser Position gewesen. „Ich war schon sehr traurig, dass ausgerechnet in meinem ersten Jahr das Festival abgesagt wurde“, sagt sie. Auch im Orga-Team des Summernights – der „harte Kern“umfasst rund 25 Helfer – sei die Stimmung ziemlich am Boden.
Die gute Nachricht: „Dadurch, dass wir rechtzeitig die Bremse gezogen haben, sind uns finanzielle Verluste erspart geblieben“, sagt Pasqual Thonemann. Doch die vielen Stunden an Vorbereitungszeit aufs Festival waren nun umsonst. Bereits im August begann das Booking-Team damit, Bands anzufragen; es gab mehrere interne Sitzungen und Abstimmungen.
Die Bands, denen nun abgesagt wurde, seien alle einsichtig gewesen. Doch gerade Thonemann, der hauptberuflich als Veranstaltungstechniker bei der Stadt Laupheim angestellt ist und davor jahrelang im Tour-Geschäft unterwegs war, weiß, dass sowohl die Künstler als auch die Leute, die backstage arbeiten, an der Corona-Krise schwer zu knabbern haben. „Da wird es schwierig, mehrere Monate zu überbrücken.“
Trotz allen Übels: Die Ehrenamtlichen des Jugendkulturvereins lassen sich nicht unterkriegen. „Wir planen schon fürs nächste Jahr“, verrät Maria Hellwig. Sie und Pasqual Thonemann wissen ein starkes Team im Rücken, das sie bei der Planung des Summernight-Festivals 2021 unterstützt. „Haltet Euch den FestivalTermin 2021 frei“, wendet sich der Vorsitzende des Vereins daher auch ans Publikum. „Das nächste Summernight wird noch besser, schöner und attraktiver!“
„Wir standen in den Startlöchern – und dann wurden wir sauber ausgebremst.“
Pasqual Thonemann