Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bushaltestellen sollen barrierefrei werden
Warum es Zweifel an dem Umbau gibt und nicht nur Beeinträchtigte profitieren würden
GSCHEMMERHOFEN - Die Hauptstraße in Schemmerhofen wird weiter saniert. Jetzt sollen im Zuge des Arbeiten auch zwei Bushaltestelle barrierefrei gestaltet werden. Doch die Kosten für den Umbau sind hoch – und sorgen für Kritik an dem Vorhaben.
Die rechtliche Lage ist weitgehend klar: Bereits seit 2002 fordert das Gleichstellungsgesetz, dass Verkehrsanlagen im öffentlichen Personennahverkehr „barrierefrei zu gestalten“sind. Innerhalb von 1,5 Jahren soll sogar eine „vollständige Barrierefreiheit“erreicht werden. Zwar sieht der Nahverkehrsplan im Kreis Biberach Ausnahmen vor, dennoch: Die Gemeinde stehe offenbar in der Pflicht, so sehe es zumindest der Landkreis, betonte Bürgermeister Mario Glaser. „Die Barrierefreiheit macht auch Sinn. Nur ist die Frage, ob der Aufwand dafür noch im richtigen Verhältnis zum Ergebnis steht.“
Den Ausbau aller Bushaltestellen bezeichnete Glaser als „wahnsinnig kostspielig“. Das Problem sei auch, dass der Zugang selbst zu vielen Haltestellen gar nicht barrierefrei sei. Vollständige Barrierefreiheit würde zudem bedeuten, dass digitale Anzeigen nötig würden sowie ein akustisches Infosystem installiert werden müsste, das Menschen mit Behinderung den Einstieg erleichtert. In der Hauptstraße biete sich nun aber der teilweise Ausbau der Haltestellen „Post“an. Dieser könnte im Zuge der
Straßensanierung erfolgen. Vorgesehen ist, den Zustieg zu erhöhen, so dass Fahrgäste ebenerdig in die Busse einsteigen können. Zudem soll die Haltebucht verlängert werden. Dies komme schließlich nicht nur Rollstuhlfahrern, sondern auch Familien mit einem Kinderwagen zugute. Die Kosten dafür lägen mit insgesamt 80 000 Euro noch im Rahmen. Ein vollständiger Ausbau einer Haltestelle würde dagegen mit rund 150 000 Euro zu Buche schlagen.
Auch an der Ingerkinger Ortsmitte soll der Zustieg erhöht werden. Von den Gemeinderäten kam Zuspruch. „Mir wäre es wichtig, dass
Ingerkinger Ortsvorsteher Paul Haid wir den Ausbau der Haltestellen mitmachen könnten“, sagte Brigitte Bertsch. Josef Rapp äußerte dagegen Bedenken: „Gerade in dieser Zeit müssten wir keine 80 000 Euro ausgeben.“Der Ingerkinger Ortsvorsteher Paul Haid erklärte hingegen: „Wenn wir den Ausbau nicht mit der Sanierung zusammen machen, wird es im Nachhinein teurer.“
Am Ende votierte der Rat bei zwei Gegenstimmen für den vereinfachten Ausbau der beiden Haltestellen. Bürgermeister Glaser erklärte, er wolle mit dem Votum nun in weitere Gespräche mit dem Regierungspräsidium Tübingen und der ausführenden Firma gehen und dann den Gemeinderat nochmals über den weiteren Verlauf informieren. Im Haushaltsplan sind keine Mittel für den Umbau hinterlegt. Das Geld muss daher außerplanmäßig bereitgestellt werden.
„Wenn wir den Ausbau nicht mit der Sanierung zusammen machen, wird es im Nachhinein teurer.“