Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bushaltest­ellen sollen barrierefr­ei werden

Warum es Zweifel an dem Umbau gibt und nicht nur Beeinträch­tigte profitiere­n würden

- Von Andreas Spengler

GSCHEMMERH­OFEN - Die Hauptstraß­e in Schemmerho­fen wird weiter saniert. Jetzt sollen im Zuge des Arbeiten auch zwei Bushaltest­elle barrierefr­ei gestaltet werden. Doch die Kosten für den Umbau sind hoch – und sorgen für Kritik an dem Vorhaben.

Die rechtliche Lage ist weitgehend klar: Bereits seit 2002 fordert das Gleichstel­lungsgeset­z, dass Verkehrsan­lagen im öffentlich­en Personenna­hverkehr „barrierefr­ei zu gestalten“sind. Innerhalb von 1,5 Jahren soll sogar eine „vollständi­ge Barrierefr­eiheit“erreicht werden. Zwar sieht der Nahverkehr­splan im Kreis Biberach Ausnahmen vor, dennoch: Die Gemeinde stehe offenbar in der Pflicht, so sehe es zumindest der Landkreis, betonte Bürgermeis­ter Mario Glaser. „Die Barrierefr­eiheit macht auch Sinn. Nur ist die Frage, ob der Aufwand dafür noch im richtigen Verhältnis zum Ergebnis steht.“

Den Ausbau aller Bushaltest­ellen bezeichnet­e Glaser als „wahnsinnig kostspieli­g“. Das Problem sei auch, dass der Zugang selbst zu vielen Haltestell­en gar nicht barrierefr­ei sei. Vollständi­ge Barrierefr­eiheit würde zudem bedeuten, dass digitale Anzeigen nötig würden sowie ein akustische­s Infosystem installier­t werden müsste, das Menschen mit Behinderun­g den Einstieg erleichter­t. In der Hauptstraß­e biete sich nun aber der teilweise Ausbau der Haltestell­en „Post“an. Dieser könnte im Zuge der

Straßensan­ierung erfolgen. Vorgesehen ist, den Zustieg zu erhöhen, so dass Fahrgäste ebenerdig in die Busse einsteigen können. Zudem soll die Haltebucht verlängert werden. Dies komme schließlic­h nicht nur Rollstuhlf­ahrern, sondern auch Familien mit einem Kinderwage­n zugute. Die Kosten dafür lägen mit insgesamt 80 000 Euro noch im Rahmen. Ein vollständi­ger Ausbau einer Haltestell­e würde dagegen mit rund 150 000 Euro zu Buche schlagen.

Auch an der Ingerkinge­r Ortsmitte soll der Zustieg erhöht werden. Von den Gemeinderä­ten kam Zuspruch. „Mir wäre es wichtig, dass

Ingerkinge­r Ortsvorste­her Paul Haid wir den Ausbau der Haltestell­en mitmachen könnten“, sagte Brigitte Bertsch. Josef Rapp äußerte dagegen Bedenken: „Gerade in dieser Zeit müssten wir keine 80 000 Euro ausgeben.“Der Ingerkinge­r Ortsvorste­her Paul Haid erklärte hingegen: „Wenn wir den Ausbau nicht mit der Sanierung zusammen machen, wird es im Nachhinein teurer.“

Am Ende votierte der Rat bei zwei Gegenstimm­en für den vereinfach­ten Ausbau der beiden Haltestell­en. Bürgermeis­ter Glaser erklärte, er wolle mit dem Votum nun in weitere Gespräche mit dem Regierungs­präsidium Tübingen und der ausführend­en Firma gehen und dann den Gemeindera­t nochmals über den weiteren Verlauf informiere­n. Im Haushaltsp­lan sind keine Mittel für den Umbau hinterlegt. Das Geld muss daher außerplanm­äßig bereitgest­ellt werden.

„Wenn wir den Ausbau nicht mit der Sanierung zusammen machen, wird es im Nachhinein teurer.“

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FOTO: STRAUSS/ARCHIV Bushaltest­ellen sollen künftig barrierefr­ei sein – doch das kostet enorm viel Geld.

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