Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Welt der Plastikpartys ist aus den Fugen
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich durch Corona im Allgemeinen verschlechtert, im Direkt- und Haustürvertrieb sogar im Besonderen. Denn noch ist zum Beispiel eine Tupperparty mehr oder weniger verboten, virtuelle Zusammenkünfte ausgenommen. Auch die fröhlichen Thermomix-Abende finden nicht wie gewohnt statt, sodass Interessentinnen dazu verdammt sind, noch länger selbst zu kochen. Beschränkungen gelten auch für Dessous-Partys, in deren Rahmen mit Prosecco kaufgefügig gemachte Damenrunden
normalerweise viel Geld für wenig Stoff ausgeben. Und schließlich tut sich auch der Staubsaugervertreter schwer, die Vorzüge seines blassaugenden Heinzelmanns im häuslichen Umfeld zu präsentieren.
Um den außergewöhnlichen Umständen unserer komplizierten Zeit zu entkommen, fallen dann auch erste Tabus. Etwa: Die Firma Tupper verkauft ihr umfangreiches Plastiksortiment jetzt auch online und ohne Partyzwang. Eine Reihe von Branchen sind im Augenblick gezwungen, gründlich umzudenken. Mit Auswirkungen, die vielleicht auch nach der Pandemie Bestand haben werden. Wer weiß?
Vielleicht versuchen sich auch andere Wirtschaftszweige an neuen Vertriebsmodellen. Warum sollte eine BMW-Party in Papas Garage nicht vorstellbar sein? Bei der sich neben dem Autoverkäufer die Kumpels treffen und im lockeren Rahmen den einen oder andern Premiumwagen bestellen? Bis auf Weiteres heißt es aber: tapfer und darauf gefasst sein, dass nicht nur Tupper noch eins auf den Deckel kriegt. (nyf)