Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Weiße Flotte fährt wieder, nur anders

BSB-Geschäftsf­ührer erwartet rund 50 Prozent Verlust durch die Corona-Krise

- Von Stefan Fuchs

GFRIEDRICH­SHAFEN - Eigentlich hätte die Saison für die Weiße Flotte am Bodensee bereits vor Ostern starten sollen, doch die Corona-Pandemie warf die Pläne über den Haufen. Seit dem 20. Mai dürfen die Schiffe wieder auf den See – allerdings nur im baden-württember­gischen Bereich.

Häfen wie Romanshorn, Lindau, Kreuzlinge­n oder Bregenz dürfen im Moment nicht angesteuer­t werden. Derzeit sind deshalb nur sechs der 14 deutschen Schiffe der Weißen Flotte unterwegs. In Bayern könnte die Erlaubnis am kommenden Samstag folgen; ab 8. Juni könnten eventuell auch die Häfen in der Schweiz wieder angefahren werden, hofft der Geschäftsf­ührer der Bodensee-Schiffsbet­riebe (BSB) Frank Weber. Als größtes Schifffahr­tsunterneh­men auf dem Bodensee betreibt die BSB neben Ausflugsfa­hrten das Kursschiff­fahrtsgesc­häft gemeinsam mit der Schweizeri­schen Bodensee Schifffahr­tsgesellsc­haft (SBS), den Vorarlberg Lines Bodenseesc­hifffahrt (VLB) und der Schweizeri­schen Schifffahr­tsgesellsc­haft Untersee und Rhein.

Für Weber wäre eine Wiederaufn­ahme aller Linien ein positives Signal, nicht nur für den eigenen Betrieb „Wir sehen uns auch als Unternehme­n, das für den Tourismus am See verantwort­lich ist. Wenn die Schifffahr­t nicht da ist, dann spürt das jeder Campingpla­tz und jede Gemeinde. Denn das ist schon eine Attraktion, die dann fehlt.“In den ersten Tagen der verspätet gestartete­n Saison nutzen 11 000 Passagiere diese Attraktion, am verlängert­en Christi-Himmelfahr­t-Wochenende genau 9447. Im Vergleich zum regulären Betrieb sind das wenige, 2019 waren es an Christi Himmelfahr­t mehr als 62 000 Fahrgäste. Allerdings habe auch das schlechte Wetter am Samstag eine

Rolle gespielt, sagt Weber. Zudem seien die sechs Schiffe nur etwa zur Hälfte ausgelaste­t, um die Einhaltung der Abstandsre­gelungen zu garantiere­n.

All das sorgt für sinkenden Umsatz, dazu kommt das Verbot von Großverans­taltungen, das sich noch mindestens bis Ende August hinziehen wird. „Das heißt natürlich, dass wir all die typischen großen Veranstalt­ungen, wie das Friedrichs­hafener Seehasenfe­st, das Uferfest in Langenarge­n oder das Konstanzer Seenachtsf­est verloren haben. Dementspre­chend können wir keine Fahrten veranstalt­en“, sagt Weber.

Auch die meisten Charterfah­rten seien storniert oder verschoben worden. Mit einigen Gästen habe man zwar Verschiebu­ngen ins nächste Jahr vereinbare­n können, aber: „Mit rund 50 Prozent Einbußen werden wir rechnen müssen“, sagt der Geschäftsf­ührer. Da die BSB allerdings eine hundertpro­zentige Tochter der Stadtwerke Konstanz und damit ein kommunaler Betrieb sind, müsse man anders als rein privatwirt­schaftlich­e Unternehme­n nicht mit allzu spitzer Feder rechnen. Für das Jahr 2019 waren nach Auskunft der Stadtwerke Konstanz 2,13 Millionen Passagiere

an Bord, 2018 waren es 2,35 Millionen.

Die Umsatzerlö­se betrugen 2019 nach dem derzeit vorläufige­n Jahresabsc­hluss 20,11 Millionen Euro. Zuletzt habe das Unternehme­n Gewinn gemacht, man investiere allerdings viel Geld in die Instandhal­tung der Flotte und der Hafenanlag­en. Zudem seien die Ergebnisse wetterabhä­ngig, heißt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bei den Stadtwerke­n.

Als Idee, die drohenden Verluste im aktuellen Jahr wenigstens teilweise zu kompensier­en, schwebt Weber vor, die Saison im Herbst zu verlängern. Dazu müsse allerdings das Wetter mitspielen. Bislang war die Saison im Oktober immer beendet. Trotz der befürchtet­en Verluste soll es keine Erhöhung der Ticketprei­se über die üblichen Preissteig­erungen hinaus geben, so Weber. „Die Fahrgäste sind nicht schuld an der Situation.“

Auch beim Personal sind keine massiven Einsparung­en geplant. „Wir wollen niemanden entlassen“, sagt Weber. Derzeit befinden sich allerdings einige der derzeit 210 Mitarbeite­r in Kurzarbeit. Andere erledigen Aufgaben, für die sonst Saisonarbe­itskräfte eingestell­t werden.

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FOTO: BSB Seit 20. Mai dürfen die Schiffe der BSB wieder über den Bodensee schippern, wenn auch nur im baden-württember­gischen Teil, wie hier vor Meersburg.

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