Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Weiße Flotte fährt wieder, nur anders
BSB-Geschäftsführer erwartet rund 50 Prozent Verlust durch die Corona-Krise
GFRIEDRICHSHAFEN - Eigentlich hätte die Saison für die Weiße Flotte am Bodensee bereits vor Ostern starten sollen, doch die Corona-Pandemie warf die Pläne über den Haufen. Seit dem 20. Mai dürfen die Schiffe wieder auf den See – allerdings nur im baden-württembergischen Bereich.
Häfen wie Romanshorn, Lindau, Kreuzlingen oder Bregenz dürfen im Moment nicht angesteuert werden. Derzeit sind deshalb nur sechs der 14 deutschen Schiffe der Weißen Flotte unterwegs. In Bayern könnte die Erlaubnis am kommenden Samstag folgen; ab 8. Juni könnten eventuell auch die Häfen in der Schweiz wieder angefahren werden, hofft der Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) Frank Weber. Als größtes Schifffahrtsunternehmen auf dem Bodensee betreibt die BSB neben Ausflugsfahrten das Kursschifffahrtsgeschäft gemeinsam mit der Schweizerischen Bodensee Schifffahrtsgesellschaft (SBS), den Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt (VLB) und der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein.
Für Weber wäre eine Wiederaufnahme aller Linien ein positives Signal, nicht nur für den eigenen Betrieb „Wir sehen uns auch als Unternehmen, das für den Tourismus am See verantwortlich ist. Wenn die Schifffahrt nicht da ist, dann spürt das jeder Campingplatz und jede Gemeinde. Denn das ist schon eine Attraktion, die dann fehlt.“In den ersten Tagen der verspätet gestarteten Saison nutzen 11 000 Passagiere diese Attraktion, am verlängerten Christi-Himmelfahrt-Wochenende genau 9447. Im Vergleich zum regulären Betrieb sind das wenige, 2019 waren es an Christi Himmelfahrt mehr als 62 000 Fahrgäste. Allerdings habe auch das schlechte Wetter am Samstag eine
Rolle gespielt, sagt Weber. Zudem seien die sechs Schiffe nur etwa zur Hälfte ausgelastet, um die Einhaltung der Abstandsregelungen zu garantieren.
All das sorgt für sinkenden Umsatz, dazu kommt das Verbot von Großveranstaltungen, das sich noch mindestens bis Ende August hinziehen wird. „Das heißt natürlich, dass wir all die typischen großen Veranstaltungen, wie das Friedrichshafener Seehasenfest, das Uferfest in Langenargen oder das Konstanzer Seenachtsfest verloren haben. Dementsprechend können wir keine Fahrten veranstalten“, sagt Weber.
Auch die meisten Charterfahrten seien storniert oder verschoben worden. Mit einigen Gästen habe man zwar Verschiebungen ins nächste Jahr vereinbaren können, aber: „Mit rund 50 Prozent Einbußen werden wir rechnen müssen“, sagt der Geschäftsführer. Da die BSB allerdings eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Konstanz und damit ein kommunaler Betrieb sind, müsse man anders als rein privatwirtschaftliche Unternehmen nicht mit allzu spitzer Feder rechnen. Für das Jahr 2019 waren nach Auskunft der Stadtwerke Konstanz 2,13 Millionen Passagiere
an Bord, 2018 waren es 2,35 Millionen.
Die Umsatzerlöse betrugen 2019 nach dem derzeit vorläufigen Jahresabschluss 20,11 Millionen Euro. Zuletzt habe das Unternehmen Gewinn gemacht, man investiere allerdings viel Geld in die Instandhaltung der Flotte und der Hafenanlagen. Zudem seien die Ergebnisse wetterabhängig, heißt auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bei den Stadtwerken.
Als Idee, die drohenden Verluste im aktuellen Jahr wenigstens teilweise zu kompensieren, schwebt Weber vor, die Saison im Herbst zu verlängern. Dazu müsse allerdings das Wetter mitspielen. Bislang war die Saison im Oktober immer beendet. Trotz der befürchteten Verluste soll es keine Erhöhung der Ticketpreise über die üblichen Preissteigerungen hinaus geben, so Weber. „Die Fahrgäste sind nicht schuld an der Situation.“
Auch beim Personal sind keine massiven Einsparungen geplant. „Wir wollen niemanden entlassen“, sagt Weber. Derzeit befinden sich allerdings einige der derzeit 210 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Andere erledigen Aufgaben, für die sonst Saisonarbeitskräfte eingestellt werden.