Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stadtwerke­n bleiben die Fahrgäste weg

Bis zu 80 Prozent weniger Tickets werden verkauft – SWU investiere­n trotzdem kräftig

- Von Oliver Helmstädte­r

GULM - Die Stadtwerke Ulm/NeuUlm (SWU) erwarten im laufenden Jahr bis zu 20 Millionen Euro weniger in der Kasse. Und zwar durch einen in Corona-Zeiten zurückgehe­nden Fahrschein­verkauf. Der Grund dafür seien insbesonde­re geschlosse­ne Schulen und andere Bildungsei­nrichtunge­n, wie SWU-Geschäftsf­ührer Klaus Eder bei der Jahrespres­sekonferen­z sagte. In Privathaus­halten würde durch ein Mehr des Daheimblei­bens zwar auch mehr Energie verbraucht, doch dies könnte das Minus durch weniger Einnahmen durch Stillständ­e in der Industrie nicht kompensier­en.

Vor diesem Hintergrun­d erwartet Eder, dass das Ergebnis des laufenden Jahres nicht an das vergangene heranreich­e: Im Geschäftsj­ahr 2019 erwirtscha­fteten die über 1000 Mitarbeite­r der Unternehme­nsgruppe einen Überschuss von 3,3 Millionen Euro. Der Konzerngew­inn liegt damit auf dem Niveau von 2018. „Es ist das dritte Jahr in Folge, dass wir nach verlustrei­cher Zeit klar in die Gewinnzone kommen. Die Konsolidie­rung stabilisie­rt sich und kommt auch über einzelne Verlustfak­toren hinweg“, zeigt sich Eder zufrieden. Prognosen für das laufende Jahr seien aber nicht möglich, der Nebel sei dicht.

Dennoch erwartet Eder, dass die SWU im Jahr 2020 einen Umsatz von 520 Millionen Euro erreichen und damit deutlich über 2019 (492 Millionen Euro Umsatz) liegen.

Der sichtbarst­e Bereich der SWU ist der Hier wird, so ist es der Auftrag der Städte Ulm und Neu-Ulm, traditione­ll nicht kostendeck­end gearbeitet, weil die Fahrschein­e sonst noch teurer wären. Im vergangene­n Jahr ist der Fehlbetrag um über vier Millionen Euro auf 20,5 Millionen Euro angewachse­n (2018: 16,2 Mio. Euro). Zwei Gründe waren ausschlagg­ebend: die finanziell­en

Verkehrsbe­trieb.

Belastunge­n aus dem Bau der Linie 2 und die Leistungen, die SWU Verkehr erbracht hat, um die Umsetzung des neuen Ulmer Nahverkehr­splans vorzuberei­ten.

40,8 Millionen Fahrgäste zählten die SWU im vergangene­n Jahr, das ist ein neuer Rekord und elf Prozent mehr als im Vorjahr. Treiber waren hier insbesonde­re die neue Linie 2 und der „kostenlose“Samstag. Eder rechnet damit, dass im September die Auslastung wieder bei bis zu 90 Prozent eines normalen Jahres liegt – sofern kein neuer Corona-Ausbruch einen Strich durch diese Rechnung macht.

Das „Brot und Butter“-Geschäft der Stadtwerke, der Verkauf von

verlief gut. Die Tochterges­ellschaft SWU Energie erwirtscha­ftete einen Überschuss von 22,8 Millionen Euro (Vorjahr: 20,6 Millionen Euro). Das SWUEnergie-Ergebnis deckt 6,7 Millionen Euro Verlust aus der Vermarktun­g des im Kohlekraft­werk Lünen erzeugten Stroms ab (Verlust 2018: 4,4 Millionen Euro).

Immer wichtiger werde der Bereich Die Stadtwerke richten für große Stromkunde­n Trafostati­onen ein und betreiben sie, es wurden Aufträge zur Umrüstung

Energie und Trinkwasse­r, Dienstleis­tungen.

der Straßenbel­euchtung auf LED-Technik für umliegende Städte und Gemeinden gewonnen, die Stadtwerke betreiben Trinkwasse­rnetze im Auftrag von Gemeinden im Umland oder bringen die Staudenbah­n bei Augsburg auf Trab.

Noch in diesem Jahr wollen die SWU noch tiefer in die

einsteigen: Im „Science Parke III“ist ein eigenes Rechenzent­rum für neun Millionen Euro geplant. Auf dieses „digitale Schließfac­h“sollen Kunden gegen Gebühr zugreifen können, die Daten lieber auf dem Eselsberg als im Silicon Valley speichern möchten.

Dienstleis­tungen digitalen

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FOTO: ALEXANDER KAYA Durch die Corona-Pandemie bleiben die Fahrgäste in Trams und Bussen weg. Doch so langsam gehen die Fahrgastza­hlen wieder nach oben.

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