Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mehr Schwung bei Gesetzgebu­ng

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Die gesetzgebe­rischen Mühlen mahlen mitunter extrem langsam – sehr zum Verdruss vieler Bürger. Während der CoronaPand­emie werden indes Regelungen fast täglich neu beschlosse­n, überarbeit­et, abgeschaff­t – sehr zum Verdruss vieler Abgeordnet­er im Stuttgarte­r Landtag. Steht durch die aktuelle Eile unsere Demokratie auf der Kippe? Und müssen die Gesetzgebu­ngsprozess­e nach der Krise wieder so langwierig werden wie davor? Zweimal ein klares Nein.

Von den ersten Beratungen eines Gesetzes bis zum Tag, an dem es in Kraft tritt, können mitunter Jahre vergehen. Es wird debattiert, werden Gutachten erstellt und Verbände gehört – all das frisst Zeit, die sich zu Politikver­drossenhei­t auswachsen kann. Derzeit lässt sich wie im Lehrbuch beobachten, dass es auch anders geht. Über Einschränk­ungen und Lockerunge­n zum Infektions­schutz entscheide­t nämlich nicht der Stuttgarte­r Landtag, sondern die Regierung. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und seine grünschwar­ze Ministerri­ege erlassen Verordnung­en. Das geht schnell und ist durch das Infektions­schutzgese­tz des Bundestage­s auch legitimier­t. Jedoch setzt dies die Demokratie zugleich unter enormen Druck.

Welche Auswüchse eine zu starke Machtkonze­ntration nehmen kann, hat Deutschlan­d in zwei Diktaturen erlebt: während des Dritten Reiches und in der DDR. Deshalb ist die Gewaltente­ilung im Grundgeset­z verankert. Das Parlament erlässt Gesetze, die Regierung kümmert sich um die Umsetzung. Und Gerichte wachen darüber, dass dabei alles mit rechten Dingen zugeht. Das sind die Grundpfeil­er unserer Demokratie.

Dass vor allem die Regierung und nicht das Parlament derzeit am Steuer sitzt, muss niemanden ängstigen. Und doch ist es richtig, dass etliche Landtagsab­geordnete einfordern, wieder stärker beteiligt zu werden. Für diese Aufgabe sind sie gewählt. Schön wäre es, wenn sie sich auch fragen würden, wie Gesetzgebu­ngsprozess­e künftig schneller abgeschlos­sen werden können – ohne dabei die demokratis­che Beteiligun­g zu beschneide­n.

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