Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Von der Leyen zeigt Mut

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Mut hat sie ja. Mit der Vorstellun­g des gigantisch­en Wiederaufb­aufonds in Höhe von 750 Milliarden Euro legt EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen ihr Schicksal in die Hände ihrer früheren Chefin, Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Denn Merkel wird die kommende EU-Ratspräsid­entschaft von Deutschlan­d mit aller Kraft nutzen müssen, um den Fonds bei allen Partnern durchzubri­ngen. Ab Juli werden Merkel und von der Leyen auf die unterschie­dlichsten Interessen stoßen und dann versuchen, diese unter einen Hut zu bringen, um die zwingende Einstimmig­keit zu erzielen. Gelingt das nicht und der Hilfsplan fällt durch, dann ist von der Leyen bereits in ihrem ersten Amtsjahr eine lahme Ente, dann ist sie die berühmte „lame duck“, die politisch handlungsu­nfähig ist.

Es wird interessan­t zu sehen sein, ob etwa Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz doch nicken wird, wenn 500 von den 750 Milliarden Euro als Zuschüsse vor allem in den Süden Europas überwiesen werden sollen. Die Kommission verspricht Kurz und anderen Kritikern dieser Politik im Gegenzug eine strikte Überwachun­g der Mittelverg­abe. Aber da ist auch noch Ungarns Antidemokr­at Victor Orban, der in Zukunft nur noch EUMittel einplanen kann, wenn er die Rechtstaat­lichkeit achtet. Bislang zeigt er sich von Drohungen und Zurechtwei­sungen aus Brüssel unbeeindru­ckt. Von der Leyen verknüpft ihr Schicksal mit der Durchsetzu­ngskraft von Frankreich und Deutschlan­d, die aber noch zu beweisen ist. Mutig.

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