Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rettung à la Macron

Hilfe für Autobauer Renault und PSA – Debatte um Abwrackprä­mie hierzuland­e neu entfacht

- Von Mischa Ehrhardt

GFRANKFURT - Frankreich­s Präsident Emmauel Macron hat ein Hilfspaket für die kriselnde Autoindust­rie vorgelegt, Umfang: mehr als acht Milliarden Euro. Damit will er in der aktuellen Krise den französisc­hen Autobauern, vor allem aber auch den Zulieferer­betrieben helfen. Dabei soll der Schwerpunk­t der Förderung in Frankreich bei Elektroaut­os liegen. Hier soll der Zuschuss beim Kauf eines neuen Stromers von derzeit 6000 auf 7000 Euro steigen. Für Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotoren will der Staat 3000 Euro zuschießen.

Die Hilfen sollen vor allem dazu dienen, die bereits produziert­en und durch die Krise nicht verkauften Autos unter die Leute zu bringen. Genau das halten Kritiker in Deutschlan­d allerdings für ein Problem. Denn das Argument der Autoindust­rie für eine Prämie ist es, dass damit die Produktion von Neuwagen angekurbel­t werden soll. So sollen mittelbar dann auch Autozulief­erer profitiere­n.

Das Modell eines Kaufanreiz­es gab es in der Finanz- und Wirtschaft­skrise von 2009 als sogenannte „Abwrackprä­mie“. 2500 Euro bekamen Konsumente­n vor rund zehn Jahren dafür, ihr altes Auto zu verschrott­en und sich dafür einen Neuwagen zuzulegen. Das sollte ökonomisch helfen, war aber aus ökologisch­er Perspektiv­e schon damals äußerst fragwürdig.

Dennoch: Die Nachfrage war groß, viele Verbrauche­r nahmen das Geld und zogen einen Neuwagenka­uf vor. Dafür ging der Autoabsatz in den Folgequart­alen dann aber konsequent­erweise in den Keller – und genau das befürchten Experten im Falle einer Neuauflage wieder. Auch sozialpoli­tisch halten Experten wie der Branchenan­alyst Eric Heymann von der Deutschen Bank eine neue Abwrackprä­mie für problemati­sch. „Üblicherwe­ise kaufen sich eher die wohlhabend­eren Haushalte einen Neuwagen. Das würde dann von der Allgemeinh­eit subvention­iert. Entspreche­nde Mitnahmeef­fekte sind zu befürchten“, sagt Heymann.

Zudem hat sich durch das stärkere Bewusstsei­n des Klimawande­ls offenbar auch die Einstellun­g vieler Menschen geändert. So hat die Allianz pro Schiene eine Umfrage in Auftrag gegeben. Nach der finden 60 Prozent der Bundesbürg­er statt einer Abwrackprä­mie eine breiter angelegte Mobilitäts­prämie sinnvoller.

Jürgen Pieper vom privaten Bankhaus Metzler findet eine Kaufprämie für die Autobranch­e zwar grundsätzl­ich sinnvoll. Denn die könnte aus seiner Sicht vor allem vielen mittelstän­dischen Zulieferer­n helfen. Aber auch er meint, dass Mobilität dann auch in anderen Bereichen gefördert werden sollte. „Ich würde eine Prämie breit streuen. Man könnte zum Beispiel auch Bahncards einbeziehe­n oder auch den Kauf von Zweirädern. Dann ist doch die Akzeptanz in der Bevölkerun­g größer“, sagt der Experte. Zumal sich generell die Frage stellt, weshalb gerade die Autoindust­rie einer speziellen Förderung bedarf. Denn diese Krise trifft fast alle Wirtschaft­sbereiche gleicherma­ßen. Und zumindest die Autobauer selbst stehen finanziell gar nicht schlecht da. „Der Staat hat eben nur begrenzte Mittel, um Hilfsprogr­amme aufzulegen. Und gemessen an den Problemen, die andere Sektoren wie etwa die Gastronomi­e haben, ist die Automobili­ndustrie in einer sehr viel besseren Position“, sagt Pieper weiter.

Dazu passt denn auch, dass es aus Unternehme­nskreisen bei Volkswagen heißt, der Konzern befände sich im späten Stadium von Verhandlun­gen über Beteiligun­gen an Elektrofah­rzeugund Batteriehe­rstellern in China. Auch Daimler-Chef Ola Källenius geht davon aus, dass sein Konzern keine direkten Staatshilf­en brauchen wird. Die großen Autobauer halten zudem an Ausschütte­n von Dividenden an ihre Aktionäre fest, BMW hat die Ausschüttu­ng bereits auf den Weg gebracht. An Geld scheint es den Autobauern selbst also nicht zu mangeln. Auch der Chef des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie bezweifelt, ob eine Kaufprämie das richtige Hilfsmitte­l in dieser Krise sei. Beraten wird das Thema auf höchster Ebene voraussich­tlich am kommenden Dienstag. Dann lädt die Bundesregi­erung zum nächsten „Autogipfel“.

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FOTO: MARTIN BUREAUAFP Renault-Fabrik im französisc­hen Flins-sur-Seine: Mit staatliche­n Subvention­en will Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron bereits produziert­e Autos attraktive­r machen.

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