Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Jetzt erst recht
Diese Brautpaare lassen sich von der Corona-Pandemie nicht unterkriegen und geben sich trotz Einschränkungen das Ja-Wort
GLAUPHEIM - Oktober 2019, auf den Malediven: „Er war den ganzen Tag so komisch und irgendwann habe ich gesagt, dass er endlich erzählen soll, was los ist“, erinnert sich Bianca Hagel. „Dann meinte er, dass man manchmal nichts erzählen, sondern einfach nur fragen muss.“Was folgte, war der Heiratsantrag. Und am vergangenen Freitag haben Bianca und Tobias Hagel standesamtlich geheiratet – trotz CoronaKrise. „Wir haben bewusst entschieden, die Hochzeit nicht zu verschieben“, sagt der 28-Jährige. „Corona hat ja nichts an der Entscheidung geändert, dass wir uns trauen wollen.“
Nach Angaben der Stadtverwaltung haben in Laupheim in diesem Jahr bisher 32 Trauungen stattgefunden. Ursprünglich wären es mehr gewesen, denn die Corona-Krise hat viele Paare davon abgehalten, sich offiziell das Ja-Wort zu geben: „Im
Zeitraum von April bis einschließlich Juni wurden ungefähr 30 Trauungen abgesagt oder verschoben“, erzählt Rainer Ganser vom Standesamt. Paare, die sich dennoch für eine Trauung entscheiden, müssen Einschränkungen hinnehmen, um die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten: darunter eine stark reduzierte Teilnehmerzahl, auch der Sektempfang ist verboten. Bianca und Tobias Hagel haben sich davon nicht unterkriegen lassen.
„Ich habe den Corona-Stress total ausblenden können“, sagt Bianca Hagel, und ihr Ehemann pflichtet ihr bei: „Klar, am Anfang war es schon ein bisschen komisch. Aber danach hat man gar nicht mehr an das Virus gedacht.“Die Hochzeitsgesellschaft – höchstens 14 Teilnehmer waren erlaubt – musste den Raum mit Mundschutz betreten. Die
Denis Maier
Stühle waren auseinandergeschoben, wegen des Sicherheitsabstands. Und erst, als alle ihren Platz eingenommen hatten, durften die Anwesenden ihren Mundschutz abnehmen. „Es waren nur unsere Familien und die Trauzeugen da“, erzählt Bianca Hagel. „Das fand ich ein bisschen schade, meine Onkel und Tanten haben gefehlt.“
Wer nicht persönlich bei der Trauung dabei sein konnte, hat sich andere Wege und Möglichkeiten überlegt: „Draußen standen alle mit Luftballons, im Abstand von 1,5 Meter“, erzählt Tobias Hagel. Und auf dem Kulturhausparkplatz seien Freunde und Bekannte vorgefahren. „Alle saßen im Auto und haben ohne Ende gehupt.“Insgesamt sind alle gut mit den Einschränkungen zurechtgekommen, da ist sich das frischgebackene Ehepaar einig. „Gut ist, dass die kirchliche Trauung und die große Feier ohnehin erst für den September geplant sind“, erzählt Tobias Hagel. „Wir sind guter Dinge, dass alles klappt“– zumal das Verbot von Großveranstaltungen nur bis Ende August gilt.
Für Rainer Ganser, den Laupheimer Standesbeamten, ist es ein großes Anliegen, das Beste aus der Situation zu machen: „Uns ist sehr wichtig, dass die Trauung trotz Corona im Fokus steht und der Augenblick für das Brautpaar in positiver Erinnerung bleibt.“Besonders die Traurede ist ihm eine Herzensangelegenheit: „Sie soll individuell und möglichst genau auf das Brautpaar zugeschnitten sein.“
Bis vor ein paar Wochen waren noch gar keine Trauungen erlaubt – entsprechend war die Unsicherheit bei vielen Paaren groß. Der Standesbeamte musste viele Nachfragen beantworten. „Mittlerweile gibt es bezüglich der Trauungen klare Vorgaben“, sagt Ganser. Ob eine Hochzeit verschoben wird, das hänge immer vom jeweiligen Brautpaar ab. Für einige sei es wichtig, ohne jegliche Einschränkungen planen und feiern zu können. Und andere seien sehr kompromissbereit und verwirklichten ganz pragmatisch alternative Lösungen: „Letztens hat zum Beispiel eine Trauung stattgefunden, bei der wurde die Zeremonie live ins Internet gestreamt“, erzählt Ganser. „Damit die Liebsten direkt dabei sein konnten.“
Janin und Denis Maier aus Mietingen gehören ebenfalls zu denen, die ihre Hochzeit nicht absagen wollten: Sie haben am vergangenen Samstag geheiratet. „Eigentlich war das schlechte Wetter fast schlimmer als die Einschränkungen, der Regen hat das Brautkleid komplett dreckig gemacht“, sagt Denis Maier und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Das hätte Corona nicht geschafft.“Im Standesamt haben alle extra für die Hochzeit gestaltete Masken getragen – die Männer dunkle, die Frauen weiße. Einige waren aufwendig bestickt, zum Beispiel mit der Aufschrift „Trauzeuge“oder „Fotograf“. „Nicht jedes Paar kann von sich behaupten, dass es Hochzeitsfotos mit CoronaMaske
„Eigentlich war das schlechte Wetter fast schlimmer als die Einschränkungen.“
„Alle saßen im Auto und haben ohne Ende gehupt.“
Tobias Hagel
hat“, betonen die Eheleute.
Doch die Feier, die nach der Trauung geplant war, abzusagen, das hat zunächst für Traurigkeit gesorgt: „Das war erst wie ein Schlag ins Gesicht“, erzählt Janin Maier. Geplant war ein feierliches Beisammensein mit 50 Leuten. Ein Smoker und ein Getränkewagen waren reserviert. „Keiner der Dienstleister hat StornoGebühren verlangt, obwohl wir auch dafür Verständnis gehabt hätten“, sagt Denis Maier. „Das fanden wir wirklich sehr großzügig.“
Wann die Feier nachgeholt wird? „Im nächsten Jahr, außerdem soll es noch eine freie Trauung geben“, verrät Janin Maier. Und ihr Ehemann fügt hinzu: „Wir fangen schon in den nächsten Wochen mit der Planung an und hoffen einfach, dass alles im nächsten Jahr stattfinden kann.“Das gilt im Übrigen auch für die Flitterwochen auf Mallorca, die vorerst ausfallen müssen: „Eigentlich wären wir nächste Woche geflogen.“
Bianca und Tobias Hagel hingegen hatten so gesehen Glück im Unglück: Ihre Hochzeitsreise war noch nicht geplant, sie sollte erst im Herbst stattfinden: „Wir hoffen einfach das Beste“, sagt Tobias Hagel. Womöglich geht es wieder auf die Malediven – dorthin, wo er seiner heutigen Ehefrau den Antrag gemacht hat.