Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Brücke zwischen Schule und Berufswelt
Friedrich-Adler-Realschule und Robert Aebi GmbH besiegeln Bildungspatenschaft
ACHSTETTEN - Ein Projekt, vier Nutznießer – mit diesen Worten beschreibt Anka Männer, Lehrerin und Fachberaterin für die berufliche Orientierung an der Friedrich-Adler-Realschule (FAS) in Laupheim, die Bedeutung von Bildungspatenschaften. Eine solche hat die Schule am Montag mit der Firma Robert Aebi GmbH in Achstetten vertraglich besiegelt. Alle Beteiligten sind überzeugt, dass sie von diesem Schritt profitieren werden: die Schüler, das Unternehmen, die Wirtschaft insgesamt, aber auch die Lehrerschaft.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Bildungspatenschaft offiziell wird, berichtet Ines Bürk, Ausbildungsleiterin bei der Robert Aebi GmbH. Bereits im vergangenen Herbst habe sie mit Anka Männer Gespräche über die Zusammenarbeit geführt. Im Frühjahr hätten sie sich – wegen der Corona-Pandemie – kurze Zeit aus den Augen verloren. Doch im Juli habe man wieder zueinander gefunden und einen Vertrag ausgearbeitet. Der Inhalt: Das Unternehmen öffnet seine Pforten für die Schülerschaft und gibt ihr Einblicke in die Berufswelt, unter anderem in Form von Praktika, InformationsVeranstaltungen und Bewerbertrainings. Ziel ist es, jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern.
„Der Trend geht ganz klar in Richtung Akademisierung“, sagt Anka Männer, die ebenfalls stellvertretende Rektorin der FAS ist. In der Gesellschaft sei die Auffassung verbreitet, dass ein formal hoher Bildungsabschluss – etwa ein abgeschlossenes Masterstudium – Voraussetzung für beruflichen Erfolg ist. Insbesondere Eltern, die sich mit der Zukunft ihrer Kinder beschäftigen, würden diese Meinung vertreten. Doch dies sei nicht richtig: „Auch eine Ausbildung kann absolut lohnenswert sein“, betont Männer.
Silvia Geppert, die bei der IHK Ulm für Bildungsprojekte zuständig ist, verweist auf die hohe Zahl an Studienabbrechern. Diese zeige, dass ein Studium nicht für jeden der richtige Weg ist. Außerdem stimme es nicht, dass Akademiker pauschal mehr verdienen – diese Auffassung sei jedoch verbreitet.
Auch Tobias Keppler, Geschäftsführer der Robert Aebi GmbH, misst der Ausbildung eine hohe Bedeutung bei: „Sie ermöglicht es, dass junge Menschen schon früh Einblicke
in die Berufswelt bekommen“, sagt er. Dies sei wichtig, denn er habe es schon erlebt, dass sich Hochschulabsolventen mit falschen Vorstellungen bewerben: Da würden schnell überzogene Gehaltsforderungen gestellt; viele gingen davon
aus, dass sie gleich ganz oben einsteigen könnten. „Wir müssen jungen Menschen Beispiele von Arbeitnehmern zeigen, die unten angefangen und sich hochgearbeitet haben“, resümiert Keppler. Auf diesem Weg könne es gelingen, die Ausbildung im Verständnis der Gesellschaft aufzuwerten.
„Durch können Unternehmen potenzielle Auszubildende kennenlernen“, sagt
Andrea Sperr, Schulrätin vom städtischen
Schulamt in Biberach.
Das sei auch für die Schülerinnen und Schüler ein Gewinn. Aber auch, wer nach einem Einblick in ein Unternehmen feststellt, dass er in einem anderen Bereich arbeiten möchte, profitiert: „Auch das ist
Tobias Keppler
Bildungspatenschaften eben eine Erkenntnis, die bei der beruflichen Orientierung hilft.“
Insgesamt ist es die vierte Bildungspatenschaft, welche die Friedrich-Adler-Realschule mit externen Partnern eingeht. Bisherige Partner sind die Kässbohrer Geländefahrzeug AG, die Kreissparkasse Biberach und der Heggbacher Werkstattverbund. „Nicht zuletzt für uns Lehrer sind diese Patenschaften von Bedeutung“, sagt Männer. „Denn durch sie bleiben wir in Sachen Berufswelt auf dem aktuellen Stand. Und das kommt letztlich wieder den Schülern zugute.“
„Wir müssen jungen Menschen Beispiele von Arbeitnehmern zeigen, die unten angefangen und sich hochgearbeitet haben.“
Die hat ihren Hauptverwaltungssitz in Achstetten. Das Unternehmen wartet und vertreibt Bau- und Landmaschinen, darunter Bagger, Radlader, Walzen und Trecker. Im Jahr 2019 lag der Umsatz bei 180 Millionen Euro. Deutschlandweit zählt die Robert Aebi GmbH 350 Mitarbeiter.