Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Grandioses Konzert begeistert das Publikum
Hochkarätige Künstler erstmals als Quartett in der Kleinen Bühne in Schwendi
SCHWENDI (eko) - Eine Premiere hat das Publikum in der Kleinen Bühne in Schwendi am Sonntag anlässlich der Herbst-Matinée erlebt. Vier internationale und hochkarätige Musiker brachten gemeinsam ihre wertvollen Instrumente zum Erklingen. Veranstalter und Organisator Dr. Walter Mauermann hat die vier Musiker erstmals als Ensemble auf die Bühne gebracht. Hausherr Siegfried Weishaupt unterstützte die Veranstaltung und zeigte sich ebenso begeistert wie die weiteren etwa 70 Gäste.
Vier Musiker, die bereits auf vielen Bühnen der Welt aufgetreten sind, hat Mauermann für die Herbst-Matinée in Schwendi engagiert. „Wir hätten nicht gedacht, dass es so aufwendig werden würde, das Konzert unter Corona-Auflagen zu organisieren“, erläutert der Veranstalter in seiner Begrüßung und ergänzt: „Aber für die Musiker sind die Auftritte besonders wichtig. Und wir sind dem Hausherrn für die Unterstützung sehr dankbar.“
Aus der Schweiz waren die beiden Künstler Esther Hoppe (Violine) sowie Christian Poltéra (Violoncello) angereist. Der Bratschist Nils Mönkemeyer ist in Deutschland zu Hause. Hier hat auch der Pianist William Youn, der in Korea geboren ist, seine Wahlheimat gefunden.
So prominent die Musiker sind, so sind auch die Instrumente etwas ganz Besonderes. Der Steinway-Flügel wurde eigens aus Ravensburg nach Schwendi ausgeliehen. Das älteste Instrument bringt die Violinistin mit. Sie streicht die Saiten auf einer Geige von Gioffredo Cappa aus dem Jahr 1690. Auf einem geschichtsträchtigen Instrument spielt auch Christian Poltéra. Sein Cello, das „Mara“heißt, wurde vom berühmten Geigenbaumeister Antonio Stradivari gebaut.
Anlässlich der Herbst-Matinée stehen zwei Klavierquartette auf dem Programm. Zunächst ist jenes von Johannes Brahms Nr. 3 in c-Moll op. 60 zu hören. Dem Werk wird nachgesagt, dass es von der zerrissenen Liebe Brahms zu Clara Schumann handelt. Schon in den ersten beiden Sätzen kann das Publikum sehen und hören, mit welcher Hingabe die Musiker ihre Instrumente spielen. Es ist beeindruckend, wie perfekt diese vier Künstler zusammen musizieren – so, als würden sie schon seit langem miteinander auftreten. Dabei haben sie sich am Nachmittag vor dem Auftritt zum Proben erstmalig getroffen.
Das zweite Klavierquartett stammt vom tschechischen Komponisten Antonin Dvorák: Nr. 2 in es-Dur op. 87. Das perfekte Zusammenspiel der Künstler und die Harmonie sowie die Freude an der Musik werden in diesem Stück bestätigt. Im zweiten Satz kann man ein Solo des berühmten Cellos „Mara“hören. Das Publikum ist begeistert und bittet die Musiker dreimal auf die Bühne, die sich zu einer Zugabe überzeugen lassen.
Siegfried Weishaupt ist bereits nach dem ersten Stück begeistert: „Die Musiker spielen so harmonisch miteinander, als würden sie schon ewig miteinander musizieren.“Der Hausherr ist Musikliebhaber und bei jedem Konzert in der Kleinen Bühne mit seiner Ehefrau unter den Zuschauern.
Hellauf begeistert ist auch Petra Schneider: „Ich bin so glücklich! Vor allem die Streicher haben es mir diesmal angetan. Es war so leicht und fröhlich, wie die Instrumente miteinander ‚gesprochen‘ haben!“Aus einer anderen Perspektive hat Julia Huynh das Konzert genossen. Sie saß mit den Musikern auf der Bühne und hat für den Pianisten umgeblättert. „Mein Klavierlehrer hat mich gefragt, ob ich das machen möchte. Und ich habe ‚ja‘ gesagt“, erzählt die Schülerin. Sie spielt seit neun Jahren Klavier und sei vor dem Konzert etwas aufgeregt gewesen. Dennoch konnte sie das Konzert genießen: „Es war sehr, sehr schön!“
Walter Mauermann, der die einzelnen Musiker bereits davor gehört hatte, ist ebenfalls begeistert und freut sich sehr, dass die Herbst-Matinée beim Publikum guten Anklang fand. Auf Nachfrage der SZ, ob er den Unterschied zwischen dem „Mara“-Cello und einem anderen heraushören konnte, sagte er: „Ja, der Unterschied ist erkennbar. Es klingt dumpfer.“
Das erste Konzert, das Mauermann seit Beginn der Corona-Pandemie organisiert hat, war ein voller Erfolg und hat vermutlich einige Zuhörer für die konzertlose Zeit entschädigt.
Violoncello „Mara“ist 300 Jahre alt und wurde vom italienischen Instrumentenbauer Antonio Stradivari im Jahr 1711 gebaut. In jenem Jahr sind drei Celli auf seiner Werkbank entstanden. Alle Instrumente des berühmten Geigenbaumeisters haben Namen bekommen. Die Celli heißen Romberg, Duport und Mara. Alle seine Streichinstrumente sind bis heute Kult, Kunstwerk und Investment zugleich. Stifter, Sammler und Musiker sind bereit, höhere Summen für die Instrumente aus Cremona zu bezahlen.
Was so ein Instrument in seinen 300 Jahren alles erzählen könnte. Wolf Wondratschek, ein deutscher Schriftsteller, der in Wien lebt, hat sich auf Spurensuche begeben und seine Recherchen 2006 als Buch herausgebracht. „Mara“, so der Titel, erzählt in der Ich-Form „von seiner Reise durch bewegte Zeiten“.
Bemerkenswert ist folgende Geschichte: Im Jahr 1963 befand sich der Solist Amadeo Baldovino auf einer Schiffsüberfahrt über den Rio de la Plata in Südamerika. Nachts brach auf dem Deck Feuer aus und Baldovino sowie seine Musikerkollegen mussten sich im Rettungsboot in Sicherheit bringen. Sein Cello glaubte er vernichtet und verloren. In einer Zeitung war kurz darauf zu lesen, dass „das Stradivari gerettet wurde“. Im Cellokoffer fand Baldovino jedoch nicht mehr sein Instrument, sondern eine Anzahl von Teilen, die „Mara“ausgemacht haben. Man konnte das Cello wieder perfekt zusammenbauen und kann keine Spuren einer Zerstörung feststellen. Seit 2012 hat Christian Poltéra das Vergnügen auf „Mara“zu spielen.