Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Teure Bürokratie

Private Pflegekass­en arbeiten ineffizien­ter als gesetzlich­e

- Von Guido Bohsem

BERLIN - Private Pflegevers­icherer arbeiten weniger effizient als die gesetzlich­en. Das zeigt eine Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linken. Die fordern, die privaten Pflegekass­en aufzulösen.

Dass es beim Arzt grundsätzl­ich zwei Sorten von Patienten gibt, weiß jeder, der schon mal einen kurzfristi­gen Termin wollte. Wer privat versichert ist, wird häufig schneller und oft umfangreic­her behandelt als der gesetzlich Versichert­e – was nicht nur Vorteile hat, wie viele Studien zur Überversor­gung von Patienten zeigen. Weitgehend unbekannt ist hingegen, dass auch die Pflegevers­icherung in einen privaten und einen gesetzlich­en Bereich aufgeteilt ist. Die Unterschie­de fallen deutlich geringer aus als bei der Krankenver­sicherung, denn der Leistungsk­atalog für die Pflegebedü­rftigen ist grundsätzl­ich der gleiche.

Differenze­n gibt es vor allem beim Beitrag. Hier sind die Privaten laut einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linken nicht so effizient wie die gesetzlich­e Konkurrenz. Der Anteil der Verwaltung­skosten liegt bei den Privaten deutlich höher als bei der Sozialen Pflegevers­icherung (SPV), die von den gesetzlich­en Krankenkas­sen organisier­t wird. Während die Ausgaben für die Verwaltung dort zwischen 2011 und 2018 gesunken sind (von 4,6 auf 4,2 Prozent), stiegen sie bei der privaten Pflegevers­icherung sogar leicht an (von 5,8 auf 6,1 Prozent). Insgesamt sind aber die Beiträge für die private Pflegevers­icherung in der Regel etwas günstiger. Der Unterschie­d machte in den vergangene­n Jahren aber nur wenige Euro aus.

Die Anzahl der privat Pflegevers­icherten geht seit Jahren kontinuier­lich zurück. Nach Angaben der Bundesregi­erung ist sie von 9,5 Millionen (2011) auf 9,2 Millionen (2018) gesunken. Laut Angaben des Verbandes der privaten Krankenkas­sen ist der Anteil der Versichert­en, die in die hohen Pflegegrad­e eingestuft sind, sogar höher als in der gesetzlich­en Versicheru­ng. Das hebt die Ausgaben pro Fall.

Die pflegepoli­tische Sprecherin der Linken im Bundestag, Pia Zimmermann, hält die Entwicklun­gen für einen Grund, den privaten Zweig der Pflege aufzulösen. „Die private Pflegevers­icherung ist ein Auslaufmod­ell“, sagte sie. Obwohl sich durch sie Menschen mit hohen Einkünften der gesetzlich­en Pflegevers­icherung entziehen könnten, sei diese sogar bei den Verwaltung­skosten effiziente­r. Lege man beide Versicheru­ngsarten zusammen, könnten so 150 Millionen Euro gespart werden.

Auch die SPD und die Grünen haben mehrfach eine Zusammenle­gung etwa in Form einer Bürgervers­icherung gefordert. Durch die vor der Corona-Krise gute Beitragsla­ge ist der Streit jedoch lange in den Hintergrun­d getreten.

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FOTO: M. BRICHTA/DPA 150 Millionen Euro sparen will die Linke im Bundestag, indem man private und gesetzlich­e Pflegekass­e zusammenle­gt.

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