Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Udo“bleibt nicht allein

Mehr als 3000 fossile Fundstücke aus Allgäuer Tongrube – Forschungs­leiterin Böhme vermutet noch weitere Überraschu­ngen

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PFORZEN (dpa) - Lange haben Vertragsve­rhandlunge­n, Corona und das Wetter Grabungen am Fundort des Menschenaf­fen „Udo“verzögert. Jetzt gehen die Arbeiten in der Tongrube „Hammerschm­iede“in die Winterpaus­e, und die Forschungs­leiterin macht Hoffnung auf weitere „Überraschu­ngen“.

Mehr als 3000 Fossilien hat ein Forscherte­am der Uni Tübingen dieses Jahr in der Tongrube „Hammerschm­iede“gefunden. Diese Zahl werde vermutlich noch steigen, sagte Paläontolo­gin und Leiterin der

Grabungen, Madelaine Böhme. Viele kleine Bruchstück­e seien bisher noch nicht ausgewerte­t worden: „Im Winter werden die Sachen gesichtet, bestimmt und aufbereite­t – da können sich noch einige Überraschu­ngen ergeben.“Die Forschungs­leiterin bezeichnet­e die rund sechs Wochen andauernde­n Grabungen am Fundort des Menschenaf­fen „Udo“, dessen Veröffentl­ichung 2019 Annahmen zur Entwicklun­g des aufrechten Gangs infrage gestellt hatte, als „vollen Erfolg“: „Es sind für die Wissenscha­ft wichtige Funde dabei, aber auch Dinge, die für Laien interessan­t aufbereite­t werden können.“

Einer dieser neuen Funde sei das Teilskelet­t eines Baby-Hauerelefa­nten, sagte Böhme. Dabei handle es sich um eines der größten Landsäuget­iere, das vor rund 11,5 Millionen Jahren auf der Erde lebte. Weiteren Veröffentl­ichungen wolle sie noch nicht vorgreifen. 132 Arten haben die Forscher laut Böhme inzwischen in der Tongrube bei Pforzen im Landkreis Ostallgäu bestimmen können. Weil dort parallel eine Oberstdorf­er Baufirma Ton abbaut, ist für eine

Fortsetzun­g der Grabungen im Jahr 2021 ein Vertrag notwendig.

Dass die Forscher in diesem Jahr nur sechs Wochen in der Tongrube nach Fossilien suchen konnten, lag neben der Corona-Krise und dem Wetter auch daran, dass zunächst ein Vertrag mit Eigentümer­n und Baufirma ausgehande­lt werden musste. Die Forschungs­leiterin ist bezüglich der Verhandlun­gen und der Finanzieru­ng des Projekts aber optimistis­ch: „Wir haben zeigen können, dass es sich hier nicht nur um Zufallsfun­de handelt.“Der bekanntest­e

Fund, das Teilskelet­t des Menschenaf­fen „Udo“, wird vom 23. Oktober bis 22. November Thema einer Ausstellun­g im Fundort Pforzen sein. In einer parallelen Schau soll es um die Bedeutung der Tongrube „Hammerschm­iede“als Ausgrabung­sstätte gehen. Danach soll die Wanderauss­tellung weiterzieh­en. Madelaine Böhme, die Entdeckeri­n des „Danuvius guggenmosi“, ist nach weiteren Schauen in Hamburg und München aber optimistis­ch, dass „Udo“eines Tages auch „dauerhaft museal eine Bleibe findet“.

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