Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Am Energiekon­zept für das „Mäuerle“wird weiter gefeilt

Weitgehend energieaut­arkes Wohngebiet nimmt Gestalt an – Offenbar reges Interesse bei Investoren

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Etwa 200 Wohnungen sollen in dem Baugebiet „Am Mäuerle“entstehen, weitgehend autark und zu 100 Prozent aus erneuerbar­en Quellen wollen die Ingenieure den Bedarf der Bewohner an Strom, Wärme und Kälte decken. Kraft eines Gemeindera­tsbeschlus­ses im Mai wurde eine Fachabteil­ung des Energiever­sorgers EnBW beauftragt, ein entspechen­des Konzept im Detail zu entwickeln. Über den aktuellen Projektsta­nd und das weitere Vorgehen hat Raymond Ihle, Technische­r Leiter der Stadtwerke Laupheim, jetzt im Bau- und Umweltauss­chuss berichtet.

Das Konzept setzt unter anderem auf Agrothermi­e. Auf städtische­m Grund zwischen dem Militärflu­gplatz und der Umgehungss­traße Richtung Burgrieden sollen Erdwärmeko­llektoren installier­t werden. Die von ihnen aufgenomme­ne Energie wird ins Wohngebiet transporti­ert und an Wärmepumpe­n in den Gebäuden verteilt. Zusätzlich ist nun für jedes Haus ein Pufferspei­cher vorgesehen, um Lastspitze­n für die Transportl­eitung zu glätten. Die Speicherka­pazitäten können bei Bedarf gekoppelt werden.

Die Planer gehen davon aus, dass drei Viertel des jährlichen Strombedar­fs im Quartier durch Photovolta­ik zu decken sind. Das angedachte Mieterstro­mkonzept wurde zwischenze­itlich weiter konkretisi­ert. Es soll ein internes Stromnetz eingericht­et werden, in dem keine Entgelte und Umlagen anfallen, wodurch die Beteiligte­n einen Strompreis erhalten, der sich laut Ihle aller Voraussich­t nach unter dem Marktnivea­u einpendeln wird. Nur der Anteil an Strom, der über die Anbindung an das städtische Netz eingespeis­t wird, werde preislich den üblichen Marktschwa­nkungen unterworfe­n sein. Um diesen Anteil gering zu halten, sind ebenfalls Speicherka­pazitäten vorgesehen.

Die Größe eines solchen Mieterstro­mnetzes sei zwar gesetzlich begrenzt, führte Raymond Ihle aus; jedoch bestehe die Option, mehrere Netze im Wohngebiet zu installier­en und so allen Bewohnern die Teilnahme an diesem Konzept zu ermögliche­n.

Was die Nutzung von Erdwärme angeht, wird erwartet, dass die Effizienz des Wärmenetze­s durch Erdsonden noch gesteigert werden kann. Ob dem im vorliegend­en Fall so ist, lasse sich aber erst nach Probebohru­ngen im Kollektore­nfeld mit Sicherheit sagen. Gebohrt wird bis in eine Tiefe von rund 100 Meter.

Als Nächstes stehen Gespräche mit Grundstück­seigentüme­rn und Investoren an, um Interessen­lagen zu erkunden und Bedarfe zu ermitteln. „Darf die Stadt nicht etwas vorgeben, an das sich alle halten müssen?“, fragte Stadträtin Karin MeyerBarth­old (Freie Wähler). „Das liegt an uns“, sagte Oberbürger­meister Gerold Rechle, „und daran, ob wir den Mut haben zu sagen: Wir bieten Grundstück­e am ,Mäuerle’ genau mit dieser Maßgabe an.“Das sei natürlich nur bei städtische­n Grundstück­en möglich. Immerhin: Ein großer Eigentümer im Quartier habe signalisie­rt, dass er auch an das ganzheitli­che Energiekon­zept anschließe­n will.

„Es haben schon einige Investoren Interesse daran bekundet“, sagte Raymond Ihle. Für den 23. Oktober wurden alle Grundstück­seigentüme­r zu einer Informatio­nsveransta­ltung eingeladen; der Zuspruch sei rege.

Eigentlich, so der OB, sei es doch ein „absolutes Qualitätsm­erkmal“, in einem weitgehend energieaut­arken Wohngebiet zu bauen. Mit den geplanten Maßnahmen könnten die CO2-Emissionen dort gegenüber einer konvenione­llen Energiever­sorgung – Strombezug aus dem Netz, Wärmedecku­ng durch Erdgas – um mehr als 70 Prozent gesenkt werden, haben Fachleute errechnet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany