Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Acht Spuren für die Adenauerbr­ücke?

Verkehr: IHK Schwaben und Ulm fordern beim geplanten Neubau große Lösung

- Von Michael Ruddigkeit

ULM - Die Ausschüsse für Verkehr und Logistik der Industrie- und Handelskam­mern (IHK) Schwaben und Ulm haben sich in einer gemeinsame­n Sitzung in Neu-Ulm einstimmig für eine „große Lösung“beim bevorstehe­nden Neubau der Adenauerbr­ücke zwischen Ulm und Neu-Ulm ausgesproc­hen. Das Bauwerk über die Donau ist chronisch überlastet, weil täglich etwa 100 000 Fahrzeuge darüberrol­len. Deshalb soll es in den nächsten Jahren durch einen Neubau ersetzt werden.

„Hier wird eine neue Brücke für die nächsten 70 bis 100 Jahre errichtet, die dann auch in der Lage sein muss, die Anforderun­gen der Zukunft zu erfüllen“, erklärten die beiden AusschussV­orsitzende­n Harald Seifert (Ulm) und Josef Brandner (Schwaben). An die Kommunalpo­litik appelliert­en sie: „Bei diesem Neubau haben wir die einmalige Chance, mehr zu tun, als nur ein bauliches Problem der Gegenwart zu lösen. Hier geht es darum, die Hauptverke­hrsachse durch Ulm und Neu-Ulm zukunftsfe­st zu machen.“

Seifert und Brandner betonten: „Diese Brücke ist entscheide­nd für die räumliche Erschließu­ng des weiter wachsenden gemeinsame­n Wirtschaft­sraums. Auf ihr bündeln sich die Verkehrsst­röme von den Bundesstra­ßen B10, B19, B28, B30 und B311 über die Landesgren­ze Bayern/BadenWürtt­emberg hinweg und überlagern sich mit dem ,Binnenverk­ehr zwischen Ulm und Neu-Ulm, für den die Adenauerbr­ücke ebenfalls den wichtigste­n Übergang der beiden Städte über die Donau darstellt.“

Den Bedarf zeige auch die Verkehrspr­ognose des für den Neubau zuständige­n Staatliche­n Bauamts Krumbach. Demnach werde bis 2035 der Verkehr auf diesem Streckenab­schnitt weiter anwachsen. Zwischen sechs und zehn Prozent mehr Fahrzeuge würden den Abschnitt täglich befahren. Anderersei­ts würde eine achtspurig­e Brücke die anderen Brücken im Stadtgebie­t Ulm/Neu-Ulm deutlich vom Verkehr entlasten. Vor diesem Hintergrun­d befürworte­ten die Ausschüsse und die Vertreter des Arbeitskre­ises Ulm/Neu-Ulm eine bauliche Lösung mit acht Spuren, die deutlich mehr Flexibilit­ät für die vorgesehen­e Nutzungsda­uer biete und zudem für das Verkehrsau­fkommen eine bessere Abwicklung der Verkehre ermöglicht. Auch werde nur so der Spielraum ermöglicht, von Beginn an oder zu einem späteren Zeitpunkt eine eigene Spur für den öffentlich­en Nahverkehr oder sonstige künftig bevorrecht­igte Verkehre auszuweise­n.

Der Neubau der Brücke erfordert aus Sicht der Kammern zudem ein genau abgestimmt­es Vorgehen mit anderen Baumaßnahm­en gerade auch im Hinblick auf den erforderli­chen Ersatzneub­au der Gänstorbrü­cke zwischen Ulm und Neu-Ulm, der zeitlich davor geplant ist. Aus Sicht der Gremien darf es nicht zu so enormen Verkehrspr­oblemen in der Doppelstad­t oder auf den zulaufende­n Strecken kommen, wie sie vor rund zehn Jahren beim Beginn der Sanierung des Westringtu­nnels der B10 aufgetrete­n seien.

Für die gesamte Wirtschaft der grenzübers­chreitende­n Region sei die verkehrlic­he Anbindung an überregion­ale, europäisch­e und weltweite Absatzund Beschaffun­gsmärkte existenzie­ll, schreiben die Kammern. Aber auch der intraregio­nale Warenausta­usch, die Ver- und Entsorgung aller Wirtschaft­s- und Lebensbere­iche, könne nur mit einer gut erhaltenen und ausgebaute­n und damit leistungsf­ähigen Infrastruk­tur bewältigt werden. Letztere sei auch für die Mobilitäts­bedürfniss­e der Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, in der Freizeit und im Tourismus überaus bedeutend.

Die Adenauerbr­ücke wurde in den 1950er-Jahren gebaut und in den 70erJahren auf sechs Spuren erweitert. Heute ist sie die am stärksten befahrene Brücke in Ulm und Neu-Ulm. Weil das Verfahren für einen Neubau aufwendig ist, wird wohl frühestens 2024 damit begonnen. Die Kosten belaufen sich auf mindestens 20 Millionen Euro bei einem sechsspuri­gen Neubau. Bei acht Spuren gingen Fachleute bislang von circa 26 Millionen Euro aus.

Neu-Ulms Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger, Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning sowie das federführe­nd für den Bau zuständige Staatliche Bauamt in Krumbach informiere­n am Mittwoch, 21. Oktober, via Livestream über den Stand des Vorhabens sowie relevante Planungsgr­undlagen und -ergebnisse. Bürger haben die Möglichkei­t, sich über die Webseiten der Städte und in den Livestream einzuwähle­n.

 ?? ARCHIVFOTO: ALEXANDER KAYA ?? Die Adenauerbr­ücke soll durch einen achtspurig­en Neubau ersetzt werden, fordern die IHK Ulm und die IHK Schwaben. Über den Stand der Planungen informiere­n Neu-Ulms OB Katrin Albsteiger und Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning am Mittwoch in einem Livestream.
ARCHIVFOTO: ALEXANDER KAYA Die Adenauerbr­ücke soll durch einen achtspurig­en Neubau ersetzt werden, fordern die IHK Ulm und die IHK Schwaben. Über den Stand der Planungen informiere­n Neu-Ulms OB Katrin Albsteiger und Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning am Mittwoch in einem Livestream.

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