Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Höhenanlage verändert sich
Georg Ritter kümmert sich nun regelmäßig um den Park des VVL
LAUPHEIM (sz) - Wie ein guter Geist ist Georg Ritter in der Höhenanlage unterwegs. Den Park des Laupheimer Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVL) verschönert Ritter in kleinen Schritten, aber doch Schritt um Schritt. Das ist eine riesige Erleichterung für Rolf Müller, den Vereinsvorsitzenden. „Es geht was“, freut er sich. Denn wenn sich der 52-jährige Biberacher nicht um die Höhenanlage kümmern würde – „wer würde es sonst machen?“
Die Eheleute Pfaff, die sich über Jahrzehnte hingebungsvoll und quasi täglich um die Höhenanlage kümmerten, haben schon 2018 altershalber aufgehört. Seither ergeht es dem VVL wie fast allen Vereinen. Der Nachwuchs fehlt. Die angestammten Mitglieder haben ein Durchschnittsalter, in dem Mitarbeit schwerfällt. Mit dem kleinen Unterschied, dass der VVL neben einigen Liegenschaften wie dem Haus am Judenberg, dem Gasthaus Rad und dem Antiquariat in der Kapellenstraße im Besitz eines ganzen Parks ist.
Die Höhenanlage umfasst zweieinhalb Hektar. Sie wurde vom VVL 1912 unter dem Vorsitzenden Albert Magg angelegt und 1927 unter Max Bergmann erweitert. Damals lag der Park im Stil eines Englischen Gartens am Rand der Stadt. Die Höhenanlage sollte ein Park für die normalen Laupheimer sein, während der Schlosspark der Herrschaft vorbehalten und nur zu seltenen Anlässen für die Bevölkerung zugänglich war. In der Höhenanlage ging man spazieren, es gab Konzerte in einem Musikpavillon. Auch Theateraufführungen waren geplant. Davon zeugt noch die kleine Erhebung, auf der der Verein beim Höhenanlagenfest Kuchen und Wein verkauft. Der Park zwischen Dreifaltigkeitskloster und den Hochhäusern am Bronner Berg hat aber noch mehr zu bieten. Hier wachsen Raritäten wie eine Säuleneiche, der beliebte Baum der Barockzeit. Auch zwei Mammutund ein Ginkobaum finden sich. Plastiken des Laupheimer Metallkünstlers Karl Schlecht und die mächtige Rhododendronhecke schmeicheln dem Blick. Der Spielplatz ist ein Magnet für Kinder und Eltern aus der Gegend. Eine eingeschworene Gemeinschaft trifft sich regelmäßig unter Schatten spendenden Bäumen zum Boule-Spielen. Den Platz hat die Gruppe um Kassenwart Michael Springer inzwischen neu angelegt, von Unkraut befreit und mit frischem Sand versehen.
Seit Anfang März hat Georg Ritter von Hand sämtliche Wege gekiest. Er hat die umlaufende Hecke auf der Innenseite geschnitten. Er sammelt herabgefallene Äste auf, recht Laub zusammen, mäht, gräbt wuchernde Pflanzen aus und kümmert sich um die Mülltonnen. Sie sind kein schöner Anblick, weil sie von Vögeln immer wieder ausgeräumt werden. 15 Stunden pro Woche ist Ritter über das Programm „Teilhabe am Arbeitsmarkt“im Park unterwegs. „Irgendwo drinnen schaffen, das wäre nichts für mich“, sagt er. Die Arbeit geht ihm nicht aus. Wenn Rolf Müller entscheiden dürfte, soll Ritter so lange bleiben wie möglich.
Ganz allein wird Georg Ritter die Höhenanlage aber nicht in Schuss halten können. Die Liste der Aufgaben, die er nicht stemmen kann, ist lang. Der Ententeich muss abgepumpt und entschlammt, der Spielplatz auf Vordermann gebracht, die Hecke alle zwei Jahre mit großem Gerät geschnitten werden. Das Laub muss im Herbst zusammengetragen und weggefahren werden, damit die Frühblüher es im Frühjahr ans Licht schaffen. Es ist also viel zu tun. Die Pflege muss der Verein allein stemmen. Bauhof und Stadtgärtnerei sind nicht zuständig. Zwar gibt es vom Rathaus einen finanziellen Zuschuss. Für Versicherungen, Unterhalt und Reparatur der notwendigen Geräte, sagt Rolf Müller, ist der schnell aufgebraucht.
Für Ende November, Anfang Dezember plant der VVL wieder einen Arbeitseinsatz, zu dem auch Anwohner eingeladen sind, die den Park ja rege nutzen. Willkommen sind besonders jene, die den VVL gerne kritisieren, weil die Höhenanlage nicht so gepflegt aussieht wie ihr eigener Garten. Auch sie dürfen gerne mitanpacken.