Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mixed ist etwas Besonderes
Tennis: Stefan und Jule Feyen vermissen die Chance, zusammen auf dem Platz zu stehen
BIBERACH - Beide sind leidenschaftliche Tennisspieler: Jule und ihr Vater Stefan Feyen. Da lag es nahe, mal gemeinsam auf den Court zu gehen und Mixed zu spielen. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Im September 2019 klappte es dann endlich. In Weingarten standen der 47-jährige Lehrer und seine 16-jährige Tochter erstmals gemeinsam auf dem Platz, um einen Wettkampf zu bestreiten. Seitdem ist allerdings wieder Funkstille, zumal Jule Feyen auch mit einer schweren Verletzung zu kämpfen hatte.
Tennis ist eine Einzelsportart, die jetzt auch zu den wenigen Disziplinen zählt, die im zweiten Lockdown wegen der Corona-Pandemie in Biberach zunächst weiter ausgeübt werden durfte (siehe Kasten). Dennoch haben die Spielenden manchmal das Bedürfnis, auch im Team zu agieren. Das ist im Davis-Cup bei den Herren so, und auch bei den Damen im Fed-Cup. Da wird dann auch immer das besondere Erlebnis als Mannschaft hervorgehoben. Und auch schon ein Doppel gilt als Mannschaft.
Die Besonderheit bei den Feyens ist eben, dass Vater und Tochter gemeinsam spielen. „Wir haben schon so oft im Training miteinander gespielt, dass wir es mal versuchen wollten“, erinnert sich Stefan Feyen, der für den TC Biberach schon für die Bundesliga-Mannschaft der Senioren erfolgreich aufgeschlagen, aber auch schon in Ravensburg, Friedrichshafen und Konstanz gespielt hat. Auch im Einzel war Stefan Feyen erfolgreich. So wurde er 1996 deutscher Hochschulmeister. „Ich bin in der Hochzeit des Tennis aufgewachsen, also in der Zeit von Boris
Becker, Michael Stich und Steffi Graf. Das war schon eine tolle Zeit. Tennis hatte damals einen ganz anderen Stellenwert wie heute.“
Tochter Jule wandelt auf den Spuren
ihres Vaters. Als größte Erfolge nennt sie den dritten Platz bei den baden-württembergischen Jugendmeisterschaften in Freiburg 2019 sowie den zweiten Rang bei den Bezirksmeisterschaften. Tennis spielen konnten.“Durch die gestiegene Professionalisierung mit der Tennisakademie unter der Leitung von André Maier sei man noch besser aufgestellt und hätte reagieren können. Dennoch hätte es auch Austritte aus dem Verein gegeben, weil man nicht so konnte wie man wollte, muss Sommer einräumen. „Insofern ist es jetzt besonders schade, dass wir bis auf Weiteres dichtmachen müssen“, so Rudi Sommer. (mam)
Dafür wurde sie jetzt auch als Sportlerin des Jahres der Kategorie Jugend ihres Heimatvereins TG Biberach ausgezeichnet, für den sie auch mal als Leichtathletin aktiv war.
„Es ist schon etwas Besonderes mit dem Vater an der Seite spielen zu können“, sagt Jule Feyen. In Weingarten erreichten sie immerhin das Finale und hatten viel Spaß. „Das ist sowieso das Wichtigste am Sport“, sagt Stefan Feyen. Dazu komme noch die Leidenschaft für Tennis. Die haben beide. Besser noch die gesamte Familie Feyen. Die Eltern und die drei Töchter stehen alle regelmäßig auf dem Tennisplatz. Jule schwingt seit mehr als zehn Jahren das Racket und ist immer besser geworden.
Inzwischen arbeitet sie mit Trainer André Maier in der im Mai gegründeten Tennisakademie des TV Biberach-Hühnerfeld zusammen. Davor stand die 16-Jährige im Landeskader von Trainer Albert Ender, musste aber eine schwere Verletzung überwinden. Beim Fahrradfahren brach sie sich die Kniescheibe und musste lange auf den geliebten Sport verzichten: „Das war schon eine harte Zeit, aber meine Familie hat mich massiv unterstützt“, erinnert sich Jule Feyen an die Wochen und Monate ohne Tennis. Jetzt ist sie zurück und will angreifen, aber vor allem verletzungsfrei bleiben. „Sie kann beißen und hat auch den nötigen Ehrgeiz“, sagt Vater Stefan über seine Tochter. Im Gegenzug erklärt Jule Feyen, dass sie von ihrem Vater sehr viel gelernt habe, insbesondere im taktischen Verhalten. Dazu trage eben auch das Mixed bei. Es sei schon etwas anderes, einen Aufschlag eines Mannes zu retournieren als den einer Frau, obwohl der Vater einräumt, dass man schon mehr Rücksicht nehme in einem Mixed, weil auf der Gegenseite eben eine Frau steht.
Vier- bis fünfmal in der Woche steht Jule Feyen aktuell in der Trainingshalle für mindestens anderthalb Stunden. Viel Freizeit bleibt für die Schülerin des Biberacher Wieland-Gymnasiums damit nicht. Sie könne sich schon eine Tenniskarriere vorstellen nach der Schulzeit, aber das habe nicht die erste Priorität. Sie hofft dabei auf ein Stipendium in den USA – ähnlich wie Maike Nägele aus Schwendi. Irgendwann mal auf der Tour aufzuschlagen ist für Jule Feyen zur sichtlichen Erleichterung ihres Vaters keine Option.