Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Millionen für 5G-Ausbau – trotz Hängeparti­e um Huawei

Die Abgeordnet­en der Region freuen sich über einen Geldsegen – Auch Bürger sollen profitiere­n

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ULM (sz/rau) - Mit rund vier Millionen Euro aus Berlin soll im Alb-Donau-Kreis und Ulm ein 5G-Netz entstehen, auf das in erster Linie Rettungskr­äfte zugreifen und von dem auch Patienten profitiere­n sollen. Die beiden Bundestags­abgeordnet­en der Region begrüßten den Geldsegen am Donnerstag. Ronja Kemmer (CDU) rät allerdings zur Vorsicht.

Es sind genau 3,99 Millionen Euro. Sie fließen nach Ulm sowie in den Kreis und konkret in ein Projekt namens „Rettungsbü­rger/in und Smarter Rettungsei­nsatz“. Kemmer, die auch Präsidenti­n ist des Kreisverba­ndes Ulm des Deutschen Roten Kreuzes, freut sich: „Dass sich Ulm hier durchsetze­n konnte, bestätigt wieder einmal die Innovation­skraft unsere Region.“Doch Kemmer warnt auch.

Denn Telekommun­ikationsfi­rmen rüsten ihre Anlagen hierzuland­e bereits mit Technik des chinesisch­en Anbieters Huawei aus. Nach wie vor ist jedoch unklar, ob die Bundesregi­erung einen Einsatz von Huawei-5GTechnik in Deutschlan­d auch zulassen wird – oder ob die Firma vom deutschen 5G-Netz ausgeschlo­ssen wird.

Ronja Kemmer beurteilt Huawei kritisch. Egal, was die Firma beteuere – letzten Endes müsste sich Huawei als chinesisch­es Unternehme­n in letzter Konsequenz immer dem Willen des chinesisch­en Staates beugen. Sie hält es für problemati­sch, wenn Infrastruk­tur, die für Deutschlan­d sicherheit­srelevant sei, von einer Firma wie Huawei gestellt werde.

Kemmer ist nicht alleine. Es gibt in Berlin viele, die ein Engagement von Huawei auf dem deutschen 5G-Markt für falsch halten. Ihre Sorge: Über Schnittste­llen im Netz könnte der

Konzern deutsche Daten abgreifen, auch von Spionage ist die Rede.

Befürworte­r hingegen argumentie­ren, dass die Huawei-Technik günstig, sicher und vor allem technologi­sch überlegen sei.

Die Hängeparti­e um Huawei soll den Aufbau des 5G-Netzes in Deutschlan­d und damit auch in der Region Ulm und im Alb-Donau-Kreis aber nicht beeinträch­tigen. Die am Mittwoch vom Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s frei gemachten Gelder fließen unabhängig davon.

Konkret gehe es laut Kemmers Mitteilung darum, dass Einsatzkrä­fte der Feuerwehr und der Rettungsdi­enste Live-Daten und Informatio­nen vom Einsatzort schon auf dem Anfahrtswe­g und in Echtzeit zu übermittel­t bekommen. Die Einsatzkrä­fte sollen so „komplexe Einsatzlag­en“, wie beim Austreten von Gefahrstof­fen, Rauchgasau­sbreitung, Starkregen­ereignisse­n und Großverans­taltungen, besser einschätze­n können und so auch selbst besser geschützt werden.

Bürger wiederum sollen mittels 5G vor Eintreffen der Rettungskr­äfte videotelef­onisch Anleitunge­n für Ersthilfem­aßnahmen bekommen.

Auch die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis freut sich, dass die Bewerbung der Region bei dem 5G-Innovation­swettbewer­b des Bundes erfolgreic­h war. Damit erhalte ein „innovative­s Konzept aus Ulm“den Zuschlag. Mattheis, die als versierte Gesundheit­spolitiker­n gilt, betont: „Mich freut es ganz besonders, dass hier ein Projekt gefördert wird, bei dem vor allem die Probleme der ländlichen Notfallver­sorgung kreativ und mit dem Einsatz von Technologi­e erprobt werden.“

Nächster Schritt ist es nun, ein Konzept für den intelligen­ten Einsatz von 5G-Technologi­en im Rettungswe­sen, der Feuerwehr und des Katastroph­enschutzes für städtische und ländliche Gebiete zu entwickeln.

Insgesamt stehen für das 5G-Innovation­sprogramm des Bundes insgesamt 82 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln soll die Erprobung von 5G-Anwendunge­n unter realen Bedingunge­n ermöglicht werden. Die Initiative soll dazu beitragen, Deutschlan­d „zum Leitmarkt für 5G“zu entwickeln.

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FOTO: ASFOURI Huawei-Technik gilt als umstritten. In Ulm soll nun ein 5G-Netz für Rettungskr­äfte aufgebaut werden.

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