Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stillstand trifft Sportverei­ne hart

Welche Auswirkung­en der erneute Shutdown auf TG Biberach und TSV Laupheim hat

- Von Felix Gaber

BIBERACH/LAUPHEIM - Seit Montag vergangene­r Woche herrscht Stillstand im Amateurspo­rt: Spiel- und Trainingsb­etrieb sind bis Ende November untersagt. Erlaubt ist nur noch das Sporttreib­en alleine, zu zweit oder mit Angehörige­n des eigenen Haushalts sowie Reha-Sport. Dies ist eine der Maßnahmen, die Bundesregi­erung und Ministerpr­äsidenten getroffen haben zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Die Auswirkung­en treffen auch die beiden größten Sportverei­ne im Landkreis Biberach, die TG Biberach und den TSV Laupheim, hart.

„Als Verein verstehen wir die Entscheidu­ng der Politik, den Amateurspo­rtbetrieb auszusetze­n“, sagt Thiemo Potthast, Geschäftsf­ührer der TG Biberach. „Wir haben Verständni­s dafür und hoffen, dass wir damit einen Beitrag zur Verbesseru­ng der aktuellen Corona-Situation leisten können.“Es sei mit Sicherheit höchste Zeit gewesen, etwas zu tun, sagt Hilmar Kopmann, Präsident des TSV Laupheim. „Dass der Spielbetri­eb verboten wurde ist richtig, den Trainingsb­etrieb hätte man aber nicht untersagen sollen“, so der TSV-Vereinsche­f. „Dafür wurden Hygienekon­zepte entwickelt, die auch funktionie­rt haben. Letztlich halten wir uns aber natürlich an alle Regeln, kein Thema.“RehaSport läuft derweil bei der TG und dem TSV weiter, bei der TG zudem eingeschrä­nkt das Training der Tanz-Turnierpaa­re (siehe Kasten). „Das ist quasi nichts, mit Blick auf unser Angebot in den 29 Abteilunge­n“, so Potthast.

Schon der erste Shutdown in diesem Jahr hatte beide Vereine in finanziell­er Hinsicht hart getroffen. Der Vorstandsv­orsitzende Hans-Peter Beer hatte die Einnahmeve­rluste bei der TG seinerzeit auf mehrere zehntausen­d Euro beziffert, weil das Kursangebo­t auf Null gefahren oder die Kinderspor­tschule dicht gemacht werden mussten. Beim TSV hätten sich die finanziell­en Verluste im fünfstelli­gen Bereich bewegt, so Kopmann. „Das hat uns hart getroffen. Trotzdem ist der Verein finanziell gut aufgestell­t, weil wir in den letzten Jahren gut gewirtscha­ftet haben“, sagt der TSV-Präsident. „Wir haben geschaut, ob wir irgendwelc­he Fördertöpf­e anzapfen können. Wir haben die

Kriterien aber nicht erfüllt, um Fördermitt­el akquiriere­n zu können.“TG-Geschäftsf­ührer Potthast sagt: „Unsere bisherigen Bemühungen einen finanziell­en Zuschuss seitens des Landes Baden-Württember­g zu bekommen sind fast erfolglos gewesen, weil die TG den jeweiligen Förderrich­tlinien nach zu gut gewirtscha­ftet hat, sprich: ein gesunder Verein ist.“Einzig für die Beavers als FootballZw­eitligist habe es einen kleinen finanziell­en Zuschuss gegeben. „Die finanziell­e Lage ist angespannt bei der TG, aber keinesfall­s besorgnise­rregend“, fasst Potthast zusammen. „Was uns grundsätzl­ich missfällt ist, dass wir trotz der Tatsache, dass wir die selben Verluste haben wie andere von der Größe her vergleichb­are Vereine, nicht gleich eingestuft werden, wenn es um mögliche Zuschüsse geht.“

Im November rechnet Potthast mit einem kleinen fünfstelli­gen Betrag an Einnahmeei­nbußen, da keine Kurse mehr in allen Altersklas­sen angeboten werden können. „Der Shutdown trifft uns erneut hart. Zum einen, weil kein Sport mehr getrieben werden kann und zum anderen natürlich auch finanziell“, so der TG-Geschäftsf­ührer. Die finanziell­en Einbußen auszugleic­hen, sei schwer und werde nicht aus Rücklagen stemmbar sein. „Aktuell prüfen wir daher alle möglichen finanziell­en Förderprog­ramme seitens der Politik“, erläutert Potthast. „Gegebenenf­alls wird es auch wieder Kurzarbeit

geben müssen mit Blick auf die neun hauptamtli­ch Beschäftig­ten. Sollte das nötig sein, sind wir bestrebt, die bestmöglic­he finanziell­e Lösung für die Mitarbeite­r zu finden, das heißt eventuell das Kurzarbeit­ergeld aufzustock­en.“

Wie hoch die Einnahmeve­rluste beim TSV Laupheim im November sein werden, ist laut Präsident Kopmann noch nicht klar: „Wir sind gerade noch dabei eine Aufstellun­g zu machen.“Ebenso sei man daran zu eruieren, ob man jetzt Fördermitt­el bekommen könne aus der „Soforthilf­e Sport“des Landes Baden-Württember­g. Wie schon beim ersten Shutdown müsse beim TSV wieder auf das Mittel Kurzarbeit zurückgegr­iffen werden, sagt der Vereinsche­f. Insgesamt betroffen davon seien fünf Mitarbeite­rinnen.

Die Stimmung bei den Sportlern beschreibt Thiemo Potthast als gedrückt, weil keiner weiß, wie und wann es weitergeht. Am härtesten betroffen seien die Senioren im Verein, für die der Sport auch soziale Kontaktpfl­ege bedeute. „Bislang können wir keine Mitgliedsa­ustritte verzeichne­n wegen des Shutdowns“, so der TGGeschäft­sführer. „Problemati­sch ist nur, dass es keine Neu-Mitgliedsc­haften gibt aufgrund des Stillstand­s.“6370 Mitglieder hatte die Turngemein­de in den 29 Abteilunge­n nach Angaben des 34-Jährigen zum 1. Januar

2020. „Es werden aufgrund der normalen Fluktuatio­n zum 1. Januar 2021 auf jeden Fall weniger sein.“Auch beim TSV Laupheim gab es noch keine coronabedi­ngten Austritte laut Hilmar Kopmann – insgesamt 2600 Mitglieder in 19 Abteilunge­n hat der TSV. „Die Stimmung im Verein ist gedrückt. Wir leben in der großen Hoffnung, alle Arbeitsplä­tze im Verein erhalten zu können“, sagt der 56-Jährige. „Außerdem hoffen wir, dass unsere Mitglieder uns weiter die Treue halten, ebenso die Kursteilne­hmer.“Er glaubt nicht, dass in diesem Jahr nochmals ein Trainings- geschweige denn ein Wettkampfb­etrieb stattfinde­n wird.

Thiemo Potthast befürchtet persönlich, dass der Shutdown über den November hinaus verlängert wird. Viele Abteilunge­n bei der TG sind derweil laut dem Geschäftsf­ührer diesmal besser vorbereite­t: „Schon jetzt haben viele Abteilunge­n wie die Handballer oder die Turner ein Cybertrain­ing eingericht­et.“

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ARCHIVFOTO: OLIVER BERG/DPA Die Sportverei­ne im Land sind aufgrund von Corona größtentei­ls lahmgelegt – auch die TG Biberach und der TSV Laupheim spüren die Auswirkung­en der Pandemie massiv.
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ARCHIVFOTO: BOSCH Thiemo Potthast
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ARCHIVFOTO: MÄGERLE Hilmar Kopmann

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