Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Schüler entwickeln Sicherheitskonzept für E-Scooter
Damit haben sie die Probleme vorhergesehen, die viele Städte nun haben
LAUPHEIM - Gehören E-Scooter zur Mobilität der Zukunft? Ja, sagen Julia-Carmen Glock und Ralf Schmidbauer. Aber: Nur, wenn dafür ein besseres Konzept entwickelt wird. Die beiden 18-Jährigen besuchen die 12. Klasse des Carl-Laemmle-Gymnasiums und haben für den IHK-Businessplanwettbewerb ein Sicherheitssystem für E-Scooter entwickelt. Mit ihren Prognosen haben sie ziemlich genau vorhergesagt, welche Probleme E-Scooter in den Städten verursachen. Unübersichtliche Situationen, Menschen, die zu schnell oder in falschen Bereichen fahren – das würde es mit ihrem Konzept nicht mehr geben.
„Als wir die Idee für das Sicherheitskonzept entwickelt haben, war schon bekannt, dass die Idee mit den E-Scootern nicht nur Vorteile hat“, sagt Schmidbauer. Vor einem Jahr haben sie sich bereits Gedanken gemacht, wie die Unfallgefahr gesenkt werden könnte. Für den Wettbewerb der IHK Ulm haben sie von ihrem Wirtschaftskurs aus ein fiktives Unternehmen gegründet, mit dem sie ein Sicherheitskonzept entwickelt haben – samt Businessplan. „Wir haben uns die grundlegende Technik überlegt und eine Strategie für alle wirtschaftlichen Entscheidungen wie Marketing und Vertrieb festgelegt“, erklärt Glock. Erst Ende September ist die Diskussion um die Unfallgefahr durch E-Scooter in der Region wieder aufgeflammt, als die SPD im Ulmer Stadtrat genauere Regeln im Umgang mit den Rollern forderte.
Verschiedene Sensoren sollen laut dem Konzept der beiden Schüler verhindern, dass die Roller falsch genutzt werden. „Beispielsweise erkennt ein Sensor, ob eine oder zwei Personen auf dem Roller stehen“, sagt Schmidbauer. Mehr als eine Person sei nämlich nicht erlaubt, viele Menschen versuchten allerdings, dieses Verbot zu umgehen. Ein weiterer Sensor, ein GPS-Tracker, erkennt, in welchem Gebiet der Roller unterwegs ist. „In Fußgängerzonen oder auf Gehwegen dürfen E-Scooter eigentlich nicht fahren, viele Menschen wissen das allerdings nicht oder machen es trotzdem“, sagt
Glock. Sobald der Roller erkennt, dass er in eine falsche Zone gelenkt wird, soll er automatisch abbremsen und den Motor ausschalten. Dasselbe gilt für Gefahrensituationen, in denen der E-Scooter ebenfalls automatisch bremst.
Ihr Konzept haben die beiden Schüler dann bei einer Präsentation der IHK-Jury vorgestellt. Dass sie mit ihrem Konzept auf Platz 1 landen, hätten die beiden nicht gedacht: „Aus unserer Klasse gab es viele andere gute Ideen, die gegen Konzepte aus anderen Schulen verloren haben“, sagt Glock. Die Freude über ihren Sieg war deshalb umso größer. „Der Jury hat die Idee gefallen, weil sie innovativ war – und das Thema Umwelt und Gesellschaft sowieso ein sehr aktuelles ist“, sagt Schmidbauer. Außer dem Preis der Jury, der mit 500 Euro dotiert war, haben sie aber auch das Publikum überzeugen können. „Wir haben ein Video gedreht, das auf der Facebookseite der IHK erschienen ist“, sagt Glock. Das Video habe die meisten Likes bekommen und damit den mit 400 Euro dotierten Publikumspreis ebenfalls gewonnen.
„Ich bin total stolz auf meine beiden Schüler“, sagt Georg Arnold, Wirtschaftslehrer am CLG. Von der Geschäftsidee war er von Anfang an überzeugt. Außerdem hätten sie die Idee sehr gut präsentiert: „Das gab sicher den Ausschlag für die Jury.“
Dass die nun aufgekommene Diskussion in Ulm viele der Probleme beinhaltet, die bereits im Konzept der beiden Schüler behandelt wurden, ist für die beiden eine Bestätigung, mit dem Thema ins Schwarze getroffen zu haben. „Wir brauchen in der Zukunft eine neue Form der Mobilität – und da gehören E-Scooter unserer Meinung nach dazu“, sagt Schmidbauer. Auch während der Corona-Pandemie sei diese Art der Fortbewegung gut. Aber: „Zu den EScootern braucht jede Stadt ein besseres Konzept mit festen Regeln, die auch kontrolliert werden“, ergänzt Glock. Ein Sicherheitssystem wie das ihre wäre dafür genau richtig. Ob sich das auch in Laupheim einführen ließe? „Dafür sind die Wege vermutlich zu kurz. Aber ein Versuch wäre es wert!“