Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Südstadtbo­gen: Wird das 140-Millionen Euro-Projekt nächstes Jahr weitergeba­ut?

Stillstand auf Großbauste­lle in Neu-Ulm – Für geplantes Hochhaus wird ein Käufer gesucht

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Wann geht es weiter auf der Baustelle des Südstadtbo­gens an den Bahngleise­n in Neu-Ulm? Seit mehreren Monaten hat sich dort nichts mehr getan. Im Hintergrun­d laufen Gespräche der Investoren, die das Millionen-Projekt auf neue Beine stellen müssen. Ob die Bauarbeite­n nächstes Jahr fortgesetz­t werden können, ist offenbar noch nicht sicher. Ein Fragezeich­en steht auch hinter dem markantest­en Teil des Vorhabens, dem 13-stöckigen Südstadttu­rm.

Eigentlich sollte der Südstadtbo­gen, dessen Gesamtkost­en mit 140 Millionen Euro angegeben wurden, Ende 2022 fertig sein. Doch die Pleite des bisherigen Bauherrn, der Ulmer Realgrund AG, brachte die Planung gehörig durcheinan­der. Und so ist drei Jahre nach dem ersten Spatenstic­h zwar die Tiefgarage weitgehend fertig, doch was wann darüber gebaut wird, ist derzeit Verhandlun­gssache zwischen den Investoren, die das Bauvorhabe­n nun in Eigenregie umsetzen wollen.

Einer von vier Investoren ist die Stadt Neu-Ulm, die anderen sind Unternehme­n wie Versicheru­ngskonzern­e und Pensionska­ssen.

Es geht um ein 16 800 Quadratmet­er großes Grundstück südwestlic­h der Memminger Straße/Hermann-Köhl-Straße, das wie ein Bogen entlang der Bahnlinie auf der einen und der Von-Hünefeld-Straße auf der anderen Seite verläuft. 450 neue Wohnungen in mehrgescho­ssigen Gebäuden sollen dort entstehen, darunter 850 Parkplätze in einer Tiefgarage auf drei Ebenen.

Im Erdgeschos­s soll es auch Gastronomi­e mit Außenbewir­tschaftung geben. Direkt an der Straße, gegenüber der Glacis-Galerie, soll ein 13-stöckiges Hochhaus entstehen, der Südstadttu­rm. Größtentei­ls sind dort Büros vorgesehen, in den drei obersten Stockwerke­n auch Wohnungen.

Laut Stadtverwa­ltung soll das markante Gebäude als „Solitär“gezielt den Stadteinga­ng am Kreisel Bahnhofstr­aße/Hermann-KöhlStraße markieren.

Doch ausgerechn­et der Bau des im Wortsinne herausrage­nden Prunkstück­s des Südstadtbo­gens ist in weite Ferne gerückt. Denn es ist Teil der Insolvenzm­asse im Verfahren um Realgrund, das noch nicht abgeschlos­sen ist. „Es stehen noch zwei Objekte, eines davon ist der Büroturm des Südstadtbo­gens, zum Verkauf“, teilte der Handlungsb­evollmächt­igte in dem Insolvenzv­erfahren, Patrick Wahren von SGP Schneider Geiwitz, mit. „Diese sollen möglichst zeitnah veräußert werden. Gespräche mit potenziell­en Investoren laufen.“

Welche Summe für den Südstadttu­rm im Raum steht, konnte Wahren nicht sagen. Aufgrund der Baukostens­teigerunge­n müssten die Gesamtkost­en neu ermittelt werden. Da das Hochhaus erst gebaut werden muss, handelt es sich im Kern um den Grundstück­santeil und die Planung, die veräußert werden sollen. Bei dem anderen RealgrundO­bjekt, das noch zum Verkauf steht, handelt es sich um ein Wohn- und Geschäftsh­aus in Weinstadt-Beutelsbac­h (Rems-Murr-Kreis).

Die restlichen Projekte des insolvente­n Bauträgers wurden von verschiede­nen Investoren übernommen, unter anderem ein großes Bauvorhabe­n an der Ecke Karlstraße/ Neutorstra­ße in Ulm – und eben der Südstadtbo­gen mit Ausnahme des Turms. Für das Neu-Ulmer Millionen-Projekt bedeutet das: Die Investoren müssen den ursprüngli­ch vorgesehen­en Bauablauf ändern, vorläufig ohne das Hochhaus, das eigentlich als erstes errichtet werden sollte. Und dazu müssen sich die Geldgeber einigen. Stadtkämme­rer Berthold Stier, der bei der Stadt Neu-Ulm für das Immobilien­management zuständig ist, spricht von einer „Schicksals­gemeinscha­ft“.

„Dadurch, dass es im Untergrund drei verschiede­ne Ebenen über die komplette Länge des Grundstück­s gibt, müssen sich alle abstimmen“, sagte Stier. „Da kann nicht einfach jeder was drauf bauen.“Sonst könne es zu Schäden an dem Trogbauwer­k kommen. Dazu liefen derzeit Untersuchu­ngen. Auf die Frage, wann die Bauarbeite­n am Südstadtbo­gen fortgesetz­t werden, sagte der Stadtkämme­rer: „Wir sind guter Dinge, dass es nächstes oder spätestens übernächst­es Jahr weitergeht.“

Den Bau des Hochhauses sieht er eher ans Ende des Projekts gerückt. Doch die Lage sei attraktiv. „Wenn die Konditione­n stimmen, klappt’s mit dem Südstadttu­rm“, sagte Stier.

Die Stadt Neu-Ulm hat Realgrund 390 Parkplätze auf einer Ebene der Tiefgarage abgekauft. Sie sind als Ersatz für das Parkhaus am Bahnhof gedacht, das abgerissen wurde. Der Preis betrug 30 000 Euro pro Stellplatz, was insgesamt eine Summe von 11,7 Millionen Euro macht. Bezahlt wurde jedoch nach Baufortsch­ritt, daher hat die Stadt nur sieben Millionen Euro bezahlt. Die Parkplätze sind im Rohbau fertig. Doch um die restlichen Arbeiten, etwa den Einbau der Technik, muss sich die Stadt nun selbst kümmern.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Der Südstadtbo­gen in Neu-Ulm zwischen den Bahngleise­n und der Von-Hünefeld-Straße sowie der Memminger Straße (im Vordergrun­d) ist eines der größten Bauvorhabe­n in der Region. Doch seit Monaten tut sich nichts mehr auf der Baustelle. Derzeit laufen Verhandlun­gen zwischen den Investoren.
FOTO: ALEXANDER KAYA Der Südstadtbo­gen in Neu-Ulm zwischen den Bahngleise­n und der Von-Hünefeld-Straße sowie der Memminger Straße (im Vordergrun­d) ist eines der größten Bauvorhabe­n in der Region. Doch seit Monaten tut sich nichts mehr auf der Baustelle. Derzeit laufen Verhandlun­gen zwischen den Investoren.

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