Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Wahlergebnisse sind trügerisch
Die SPD kann digital. Beim Landesparteitag saßen die Delegierten allein zu Hause statt gemeinsam in einer Halle. Diese neuar- tige Kombination aus Onlineberatung und Vorstandswahlen an 20 im Land verteilten Wahlurnen hat funktioniert. Es muss aber die Ausnahme bleiben.
Parteitage sind nämlich mehr als Abstimmungen und inhaltliche Beratungen. Sie sind Marktplätze des Meinungsaustauschs und ein Gradmesser für den Zustand einer Partei. Wer bekommt wie viel Applaus nach einer Rede? Wer steht mit wem am Rand und tuschelt? Keine dieser Fragen beantwortet ein virtueller Parteitag. Auch die extrem hohe Zustimmung bei den Vorstandswahlen bietet kein ehrliches Abbild – dieses Signal der Geschlossenheit war schlicht notwendig so kurz vor der Landtagswahl.
Die selbsternannte Partei der Solidarität war im Südwesten lange vor allem von Streit zwischen Flügeln und Egoismen geprägt. Einer Partei, die in Umfragen an der Einstelligkeit knabbert, wäre zu wünschen, dass sie den Gegner nicht länger im eigenen Lager sieht. Ob Landeschef Andreas Stoch und Generalsekretär Sascha Binder tatsächlich geschafft haben, die Flügel der Partei aus ihren Schützengräben herauszuholen, wird sich erst nach der Wahl im März zeigen. Sollten die Ergebnisse schlecht sein, drohen Heckenschützen alte Kämpfe wieder anzufachen. Dann waren die Genossen nur vorübergehend geschlossen.