Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wo es auf Laupheims Straßen gefährlich werden kann
Fahrlehrer Tibor Espenhahn zeigt knifflige Stellen und gibt Tipps
LAUPHEIM - Ganz so sicher fühlt sich Qayam Raza hinterm Steuer noch nicht. Mal würgt er den Motor ab, mal vergisst er den Schulterblick. „Es ist schwer, das alles zu lernen“, sagt der 37-jährige Inder. Gut, dass Tibor Espenhahn neben ihm im Auto sitzt und in solchen Fällen seinem Schüler die Kommandos gibt. Seit 17 Jahren schon ist Espenhahn Fahrlehrer und betreibt in Laupheim eine Fahrschule. Der 63-Jährige kennt sich auf Laupheims Straßen gut aus. Auf einer Runde im Auto durch die Stadt zeigt er, wo im Verkehr die kniffligen Stellen liegen.
Die erste liegt mitten in der Innenstadt: „Da ist es gefährlich“, sagt Espenhahn und deutet beim Vorbeifahren auf die Bushaltestelle in der
Wenn dort ein Bus parke, sei die Einfahrt dahinter für vorbeifahrende Autos verdeckt. „Aber die meisten preschen da voll raus. Da hat es auch schon gekracht.“
Im in der Innenstadt gilt Schritttempo – das Spielstraßenschild weist darauf hin. Das bedeutet: nur zwischen vier und sieben Kilometer pro Stunde (km/h) sind erlaubt. „Manche fahren dort 30 bis 40 km/h. Das ist grob fahrlässig“, mahnt der Fahrlehrer. Doch nicht nur wegen zu hoher Geschwindigkeit scheppere es in diesem Bereich auch mal: „Viele wissen nicht, dass sie Vorfahrt gewähren müssen, wenn sie den verkehrsberuhigten Bereich verlassen.“
Weiter geht’s vorbei am oberen Marktplatz zur nächsten Problemstelle: in die „Da wird’s richtig eng“, kündigt der Fahrlehrer an und deutet auf die Hauswände links und rechts der verengten Stelle, an denen Kratzspuren und sogar Kerben im Mauerwerk zu sehen sind. „Es vergeht fast keine Woche, in der dort niemand seinen Außenspiegel liegen lässt“, berichtet der Fahrlehrer.
Große Schwierigkeiten machen laut Espenhahn gerade Fahrschülern die vielen in Laupheim. „Sie sind oft überfordert, wenn in ihrer Prüfumgebung plötzlich eine Baustelle liegt.“Dennoch sei Laupheim eine gute Stadt, um den Führerschein zu machen: „Im Vergleich zu Ulm ist die Umgebung in Laupheim für Fahranfänger geeigneter, weil die Stadt und die Dörfer ringsum viel überschaubarer sind“, sagt er.
Auf der Fahrt durch Laupheim dirigiert Espenhahn seinen Schüler Qayam Raza zur nächsten Gefahrenstelle: den
Rabenstraße. verkehrsberuhigten Bereich Hasenstraße. Baustellen Bahnübergang beim Stadtbahnhof.
Dort sei oft die Ampel schon rot, die Bahnschranke aber noch eine ganze Weile oben. „Die Ungeduldigen zischen dann noch durch“, sagt Espenhahn. Auch in die Industriestraße, die noch vor dem Bahnübergang liege. „Die fahren dann bewusst über Rot“, meint der Fahrlehrer. Zumindest diese Situation könnte ein Grünpfeil für Abbieger entschärfen, erklärt er.
Die nächste unfallträchtige Stelle führt Espenhahn und seinen Fahrschüler an die Kreuzung der Landstraße 263 zwischen
Auf der Seite von Oberholzheim her kommend ist dort ein Stoppschild angebracht, von Bronnen her kommend nicht. Sollte es laut Espenhahn aber. „Dort gab es schon etliche Tote“, sagt er. „Da muss sich ein Fahrer beim Überqueren der Kreuzung nur mal verschätzen, dann kracht’s gewaltig.“
Sein Beruf als Fahrlehrer habe ihn für gefährliche Situationen im Straßenverkehr sensibilisiert, meint Espenhahn. „Wenn etwa ein Autofahrer in der Kurve überholt oder bei Gelb-Rot noch über die Ampel fährt, denke ich mir: Mensch, das hat er doch mal gelernt.“Umso intensiver bringe er seinen Fahrschülern darum die Regeln bei. So seien potenzielle Gefahrensituationen oft vermeidbar: „Es gilt angepasstes Fahren, etwa wenn mir ein großes Fahrzeug entgegenkommt“, sagt er. „Da muss man vorsichtig sein und Rücksicht nehmen und nicht auf sein Recht bestehen.“Manche Fahrer seien in diesen Momenten aber wohl gleichgültig oder gedankenlos.
Gedankenlos darf Espenhahn während der Fahrstunde nie sein. Er sei stets gefordert, selbst bei prüfungsreifen Schülern. Das stellt er auch kurz nach diesem Satz unter Beweis: Schnell reagiert er, stellt seinem Fahrschüler das Lenkrad gerade. „Mein Beruf strengt die Nerven an und ist zeitintensiv“, erzählt der 63-Jährige. „Das wusste ich nicht, bevor ich Fahrlehrer wurde.“Dennoch machte er als begeisterter Auto- und Motorradfahrer sein Hobby zum Beruf. „Es ist schön, wenn der Schüler das Gelernte umsetzt und Fortschritte macht“, meint Espenhahn. Weit mehr als tausend Fahranfänger hat er schon ausgebildet.
Auch Qayam Raza soll bis zum Frühjahr den Führerschein in der Tasche haben. Er will Fahren lernen, um leichter zur Arbeit und zum Einkaufen zu kommen. Doch bis dahin hat er noch einen steinigen Weg vor sich. „Denn es gibt so viele Regeln, die man beachten muss.“
Oberholzheim. Bronnen und