Schwäbische Zeitung (Laupheim)
78 entscheidende Sekunden
Klares 4:1 gegen Eispiraten Crimmitschau – Ravensburg Towerstars gewinnen auch ihr viertes Saisonspiel
RAVENSBURG - Eine doppelte Überzahl hat den Ravensburg Towerstars den Weg zum vierten Sieg im vierten Saisonspiel geebnet. Dank des 4:1 (1:0, 2:0, 1:1) vor leeren Rängen in der CHG-Arena gegen die keineswegs furchteinflößenden Eispiraten Crimmitschau bleiben die Towerstars souverän an der Spitze der DEL2-Tabelle. Trotz des erneuten Erfolgs war Towerstars-Trainer Rich Chernomaz am Sonntagabend nicht ganz zufrieden: „Wenn wir nächste Woche gegen Frankfurt und Kassel spielen, müssen wir besser spielen als heute.“Zwar habe die Mannschaft gut begonnen und Druck gemacht, sei dann aber nachlässig geworden, bemängelte er.
Nach dem hart erkämpften Sieg am Freitag im Penaltyschießen in Freiburg beließ es Chernomaz zwar bei der offensiven Reihenzusammenstellung, allerdings stellte er nominell die dritte auf die erste Position. So fuhren David Zucker, Joshua Samanski und Philipp Kuhnekath zum Eröffnungsbully. Eine wirkliche personelle Änderung gab es im Tor: Dort stand Olafr Schmidt für die bisher bravourös haltende Nürnberger Leihgabe Niklas Treutle.
Richtig viel zu tun bekam Schmidt zunächst nicht, auch nicht in der ersten Unterzahl, als Robbie Czarnik draußen saß. Nachdem die Towerstars wieder komplett waren, zogen sie das Tempo an; die eigentliche erste Reihe mit Czarnik, Andreas Driendl und Mathieu Pompei zeigte sich vielfach auf dem Eis. Den ersten Erfolg durfte sich aber die (durch Driendl zu diesem Zeitpunkt verstärkte) Reihe vier auf die Fahnen schreiben. Über Daniel Stiefenhofer und Driendl kam die Scheibe zum hinter dem Tor lauernden Yannick Drews, dieser drehte unbedrängt fast eine ganze Runde um das Gehäuse von Eispiraten-Goalie Michael Bitzer – und weil dieser nach zuvor abgewehrtem Puck gefühlt ewig brauchte, um wieder in die Ausgangsposition zu kommen, war das Tor leer für Drews, der nur zum 1:0 einschieben musste (11.).
Kurz darauf hatten die Towerstars ihre erste Überzahl und damit eigentlich eine prima Gelegenheit, um die Führung auszubauen. Doch nach zehn Sekunden lag die Scheibe im Ravensburger Tor – allerdings unter irregulärer Zuhilfenahme eines Crimmitschauer Schlittschuhs. Der vermeintliche Ausgleich wurde deshalb nach längerem Videostudium aberkannt.
Die Szene verdeutlichte aber auch: Die Towerstars mussten die Konzentration hoch halten. Und damit taten sie sich schwer. Das zeigte auch die erste Hälfte des zweiten Drittels. Schmidt musste mehrfach auf dem Posten sein – unter anderem gegen den Ex-Ravensburger Timo Gams (28.). Dann hatten die Towerstars eine zweite Unterzahl zu überstehen. Spätestens da reichte es Chernomaz. Er nahm zwar keine Auszeit, um seiner Mannschaft die Meinung zu geigen. Aber er stellte einfach kurzzeitig die Offensivreihen um, was er später mit einer kleinen Verletzung bei John Henrion erklärte. Diese Maßnahme zeigte Wirkung. In einer doppelten Überzahl waren die Ravensburger voll da. Nach 34 Sekunden traf Driendl mit einem Schlenzer unter die Latte zum 2:0 (38.), 44 Sekunden später war Olivier Hinse mit seinem ersten Saisontor per Rückhand zum 3:0 zur Stelle (39.). Kurz vor der zweiten Pause nahmen die Towerstars also innerhalb von 78 Sekunden Kurs auf Saisonsieg vier in Saisonspiel vier.
Von diesem Kurs kamen die Towerstars im Schlussdrittel nicht mehr ab. Allerhöchstes Tempo fuhren sie zwar nicht, das reichte aber über weite Strecken, um die Partie zu kontrollieren. Dass Crimmitschau an diesem Abend zu harmlos war, zeigte der Anschlusstreffer durch Petr Pohl (50.). Dieser setzte nämlich nicht die zu erwartenden Kräfte bei den Westsachsen frei. Bezeichnend waren die letzten beiden Minuten. Nach einer Auszeit wollte Crimmitschau unbedingt den Goalie vom Eis nehmen, weil Ravensburg ihnen aber einfach keinen Platz zum Aufbau gab und immer wieder den Puck eroberte, dauerte es bis tief in die letzte Minute hinein, bis Bitzer vom Eis fuhr. Und das tat er auch nur wenige Augenblicke. Denn die Towerstars schnappten sich wieder schnell die Scheibe, die über David Zucker zu Robin Just gelangte, der keine Mühe hatte, ins leere Tor zum 4:1 einzuschieben.