Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Im Experimentiermodus zum Arbeitssieg
VfB Friedrichshafen schlägt Unterhaching und freut sich nun auf die neue Halle und das Topspiel gegen Berlin
UNTERHACHING (md) - Irgendwie sollte bei den Bundesliga-Volleyballern des VfB Friedrichshafen an diesem Sonntag alles schnell gehen. Da musste auch mal ein Autobahnparkplatz herhalten, um auf der Fahrt nach Unterhaching das von Co-Trainer Bob Ranner zubereitete Mittagessen zu sich zu nehmen. Auch das Spiel im Münchner Vorort wurde am Ende eine schnelle Nummer: Mit einem 3:1Erfolg (25:20: 20:25, 25:18, 13:25) nach 93 Minuten machten sich die Häfler zurück auf die Heimreise an den Bodensee. Und dennoch war VfB-Cheftrainer Michael Warm nicht ganz zufrieden mit seinem Team. Vor allem der verlorene zweite Satz ärgerte den Coach. „Es hätte noch schneller gehen können“, sagte Warm, der das Spiel vor allem nutzte, um unterschiedliche Aufstellungen zu testen. „Wir wollten verschiedene Dinge ausprobieren, das hat im zweiten Satz leider nicht geklappt. So hatten wir eben einen Satz mehr als Testphase.“
Dabei sah es zunächst nach einem glatten Durchmarsch des Rekordmeisters beim Liganeuling aus Unterhaching aus. Den ersten Satz sicherten sich die Häfler in souveräner Art mit 25:20. Nur einmal waren die Hachinger beim Stand von 2:1 in Front, ansonsten dominierten die Häfler das Geschehen und zogen immer weiter davon. Block und Abwehr funktionierten und im Angriff agierten die Häfler sehr variabel. Nur eine gute Aufschlagserie brachte die Hachinger noch einmal von 13:21 auf 17:21, am Ende ging der erste Durchgang aber ungefährdet an Friedrichshafen.
Doch dann kam ein überraschender Bruch im Häfler Spiel – auch weil Warm im zweiten Satz nahezu die komplette Mannschaft auswechselte. So kam Libero Avery Aylsworth, den der VfB erst unter der Woche verpflichtet hatte, zu seinem ersten Einsatz. Der Amerikaner zeigte eine anständige Leistung. Auch der erst 17jährige Ben-Simon Bonin bekam seine ersten Spielminuten bei den Profis. Auch wenn beide noch leichte
Anlaufschwierigkeiten hatten, war der Trainer dennoch zufrieden mit der Leistung der beiden Debütanten. „Avery hat ein paar Minuten gebraucht, macht es dann aber ganz gut. Das gibt ihm sicher Selbstvertrauen für die kommenden Spiele“, lobte Warm seinen neuen Backup-Libero. „Auch Ben-Simon hat seine Aufgabe ganz ordentlich gemacht, nachdem er seine Anfangsnervosität abgelegt hatte.“
Da aber auch die anderen Spieler auf dem Feld in der ungewohnten Zusammenstellung noch arge Abstimmungsprobleme hatten und der VfB zur Mitte des zweiten Satzes zudem keine Antwort auf die Angriffe von Hachings Jonas Sagstetter fand, ging der zweite Durchgang klar mit 25:20 an die Gastgeber. Es war der erste Satzgewinn für Unterhaching um Trainer und Ex-VfBler Patrick Steuerwald in dieser Saison überhaupt – es sollte aber auch der einzige an diesem Nachmittag bleiben.
In den Sätzen drei und vier ließen die Friedrichshafener keine Zweifel mehr daran aufkommen, dass sie die bessere Mannschaft sind. Mit Martti Juhkami brachte Warm den entscheidenden Mann ins Spiel. Der Este sorgte mit guten Aufschlägen dafür, dass der VfB den Druck auf die Bayern deutlich erhöhte. Auch der eingewechselte Zuspieler Joe Worsley brachte mehr Tempo ins Häfler Spiel – und trug damit wesentlich zu der dann doch noch recht flotten Entscheidung bei. Starke Aufschlagserien von Lukas Maase und Juhkami sowie eine klare Überlegenheit im Block brachten den Häflern zwei klare Satzgewinne (25:18 und 25:13) und den verdienten Sieg.
Nach dem dritten Erfolg im vierten Auswärtsspiel steht der VfB Friedrichshafen in der Tabelle auf Rang vier und freut sich nun auf das erste Heimspiel in der Zeppelin-Cat-Halle am kommenden Samstag gegen den Dauerrivalen und Spitzenreiter Berlin
Recycling Volleys. Zuvor werden die Häfler am Montag ihr erstes Training in der neuen Arena absolvieren. „Wir freuen uns unglaublich darauf“, sagte Michael Warm, auf den noch viel Arbeit vor dem Topspiel wartet. „Wir müssen uns an die neue Halle gewöhnen und mehr Stabilität in unsere Angriffe bekommen.“Und das am besten wieder möglichst schnell.