Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Krebs wird zum Problem
Der Louisiana-Flusskrebs breitet sich weiter im Rißtal aus – Fischer sind besorgt
OBERSULMETINGEN - Als die Fischer des Fischereivereins Obersulmetingen im vergangenen Jahr einen neuen Krebs am Nodenensee entdeckt haben, war die Aufregung groß. Denn es handelte sich um den Roten Amerikanischen Sumpfkrebs, auch Louisiana-Flusskrebs genannt. Der Leiter der für die Region zuständigen Fischereiforschungsstelle in Langenargen, Alexander Brinker, zeigte sich besorgt und meinte: „Ich wüsste keine schlimmere Tierseuche.“Seit der Entdeckung haben die Fischer inzwischen fast 2000 der Krebse gefangen. Bernhard Scherer vom Fischereiverein Obersulmetingen ist sich jedoch sicher, dass die Situation nicht mehr zu kontrollieren ist.
Warum ist der Sumpfkrebs so gefährlich für andere Tiere?
Beim Louisiana-Flusskrebs handelt es sich um eine invasive Art, das heißt, dass er in Deutschland nicht heimisch ist, sich hier aber ausbreitet und dadurch andere Tiere verdrängt. Er frisst zum Beispiel Würmer und Fischlaich, aber auch andere junge Krebse. Folgen hat auch, dass der Flusskrebs schneller wächst und sich in einem höheren Tempo vermehrt als die einheimischen Krebsarten. Dadurch werden diese ebenfalls verdrängt. Besonders gravierend ist die „Krebspest“. Sie ist für einheimische Krebsarten tödlich. Der Sumpfkrebs aber ist dagegen immun. Somit kann er den Parasiten von einem Gewässer ins nächste tragen.
Woher kommen die Krebse im Nodenensee?
Wie der Sumpfkrebs in den Laupheimer See gelangen konnte, ist nicht eindeutig zu klären. „Wahrscheinlich hat ihn jemand aus einem Aquarium ausgesetzt“, vermutet Bernhard Scherer. Denn der LouisianaFlusskrebs wird meist als kleines Tier gekauft und im Aquarium gehalten. Dort wächst er jedoch rasant und frisst die anderen Tiere, weshalb ihn Besitzer womöglich wieder loswerden wollen.
Wie schlimm ist das Problem in Laupheim?
Obwohl die Fischer bereits fast 2000
Exemplare gefangen haben, können sie des Louisiana-Flusskrebses nicht Herr werden. „Das Problem ist, dass sie sich explosionsartig vermehren“, erklärt Scherer. „Ein Weibchen legt einige hundert Eier. Die frisch geschlüpften Krebse sind bereits nach sechs Monaten wieder geschlechtsreif.“Ein gutes Zeichen sei, dass noch immer einheimische Edelkrebse im Nodenensee gefangen würden. Das zeige, dass der See noch nicht durch die „Krebspest“verseucht sei.
Doch Scherer zeigt sich nicht besonders optimistisch: „Das ist nur eine Frage der Zeit.“
Was wird gegen den Sumpfkrebs unternommen?
Die Fischer des Fischereivereins versuchen, die Krebse in Reusen zu fangen, um die Verbreitung ein wenig aufzuhalten. So würden jedes Jahr mehrere Tausend gefangen. Natürliche Fressfeinde hat der LouisianaFlusskrebs in Deutschland fast keine. Lediglich Barsch, Hecht und Aal können ihm etwas anhaben. Im Nodenensee leben diese schon. Auch Fuchs und Dachs würden es fressen, wenn sich das nachtaktive Tier außerhalb des Sees bewege. „Manchmal finden wir ein paar rote Scheren im Gras“, erklärt Scherer.
Durch die Klimaerwärmung fühle sich der Krebs zunehmend auch in Deutschland wohl. Den LouisianaFlusskrebs hätten die Fischer laut Scherers Einschätzung nur ganz zu Beginn besiegen können, bevor er sich vermehrte. „Doch man bemerkt ihn erst, wenn es zu viele sind. Das ist das Problem.“