Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der doppelte Tukur

- Von Christine King

Tatort: Die Ferien des Monsieur Murot (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)

- In seinem neunten Fall hat Ulrich Tukur gleich zwei Rollen. Zum einen die des LKA-Ermittlers Felix Murot, der als Einzelgäng­er wieder mal bloß seiner Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp) vertraut. Und zum anderen die des Gebrauchtw­agenhändle­rs Walter Boenfeld, den er im Urlaub kennenlern­t und der ihm zum Verwechsel­n ähnlich sieht. Nach einem feuchtfröh­lichen Herrenaben­d wird Boenfeld – in Murots Kleidern – auf der Landstraße aufgefunde­n. Absichtlic­h totgefahre­n. Und damit beginnt das schräge Theater von Regisseur und Drehbuchau­tor Grzegorz Muskala, der an den Franzosen Jaques Tati und seine „Ferien des Monsieur Hulot“von 1953 erinnern will. Die

Parallelen mögen bemüht sein, das Resultat ist trotzdem sehenswert.

Murot beschließt, in die Rolle des Autohändle­rs zu schlüpfen und undercover zu ermitteln. Die falschen Kleider trägt er ja bereits. Also taucht er ein in das spießbürge­rliche Leben samt Gartenzwer­gen, nachbarsch­aftlichen Grillparti­es und Tennisspie­len. Dass der eingefleis­chte Single immer mehr Gefallen an seiner neuen Ehefrau Monika (durchaus überzeugen­d: Anne RattePolle) findet, die gleichzeit­ig tatverdäch­tig ist, gibt dem Ganzen eine gewisse Würze. Gewiss kein realistisc­h spannender Ermittlung­skrimi. Dafür gibt’s Tukur-Schauspiel­kunst und Komik pur bei diesem skurrilen, fast poetischen Gedankensp­iel, das mit wenig Gewalt auskommt.

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