Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der doppelte Tukur
Tatort: Die Ferien des Monsieur Murot (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)
- In seinem neunten Fall hat Ulrich Tukur gleich zwei Rollen. Zum einen die des LKA-Ermittlers Felix Murot, der als Einzelgänger wieder mal bloß seiner Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp) vertraut. Und zum anderen die des Gebrauchtwagenhändlers Walter Boenfeld, den er im Urlaub kennenlernt und der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. Nach einem feuchtfröhlichen Herrenabend wird Boenfeld – in Murots Kleidern – auf der Landstraße aufgefunden. Absichtlich totgefahren. Und damit beginnt das schräge Theater von Regisseur und Drehbuchautor Grzegorz Muskala, der an den Franzosen Jaques Tati und seine „Ferien des Monsieur Hulot“von 1953 erinnern will. Die
Parallelen mögen bemüht sein, das Resultat ist trotzdem sehenswert.
Murot beschließt, in die Rolle des Autohändlers zu schlüpfen und undercover zu ermitteln. Die falschen Kleider trägt er ja bereits. Also taucht er ein in das spießbürgerliche Leben samt Gartenzwergen, nachbarschaftlichen Grillparties und Tennisspielen. Dass der eingefleischte Single immer mehr Gefallen an seiner neuen Ehefrau Monika (durchaus überzeugend: Anne RattePolle) findet, die gleichzeitig tatverdächtig ist, gibt dem Ganzen eine gewisse Würze. Gewiss kein realistisch spannender Ermittlungskrimi. Dafür gibt’s Tukur-Schauspielkunst und Komik pur bei diesem skurrilen, fast poetischen Gedankenspiel, das mit wenig Gewalt auskommt.