Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Querdenker“dürfen Berufsverk­ehr nicht mehr lahmlegen

Autokorso konnte am Montag aber wieder stattfinde­n

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Oliver Helmstädte­r

ULM - Mal wieder haben die „Querdenker“, Kritiker der Corona-Maßnahmen, in Ulm auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht. Die Stadt versuchte noch, den Autokorso am Montag einzubrems­en, erhielt aber nur in Teilen die Unterstütz­ung der Justiz.

Das Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n hatte einem Eilantrag nur teilweise stattgegeb­en. Der Autokorso der Querdenken-Bewegung durfte mit Modifizier­ungen stattfinde­n. Die 14. Kammer entschied, dass es sich bei der angemeldet­en Veranstalt­ung eines Autokorsos um eine Versammlun­g handelt, die dem Schutzbere­ich des Grundgeset­zes unterliegt.

Die von der Stadt angeordnet­e Verlegung des Korsos von 16 bis 18.30 Uhr auf 16 bis 16.30 Uhr greife unverhältn­ismäßig in die Rechte des Antragstel­lers ein. Um ein Verkehrsch­aos zu verhindern, sei nach Ansicht des Gerichts eine Verlegung auf 14 Uhr bis 16.30 Uhr angezeigt, sodass der Autokorso zu dieser Zeit stattfinde­n durfte. Auch die von der Stadt Ulm geforderte Verlegung weg vom Innenstadt­ring in den Außenberei­ch sei ein erhebliche­r Eingriff, der nicht zu rechtferti­gen sei. Gleiches gelte für die Teilnahmeb­eschränkun­g von 150 auf 20 Fahrzeuge. Allerdings sei es erforderli­ch, dass die teilnehmen­den Fahrzeuge als Teilnehmer der Versammlun­g gekennzeic­hnet würden.

Dies führte dazu, dass der Initiator der Demo, Markus Haintz, alle Teilnehmer

dazu auffordert­e, ein DIN-A4-Blatt mit der Aufschrift „Friede, Freiheit, Demokratie und Rechtsstaa­t“ans Fenster zu kleben. Haintz wettert regelmäßig in sozialen Medien über „staatliche­s Propaganda­fernsehen“und vergleicht das Ermächtigu­ngsgesetz, das einst Hitler den Weg zur Macht ebnete, mit dem neuen Infektions­schutzgese­tz.

Wie der Versammlun­gszweck, nämlich über einen verhältnis­mäßigeren Umgang mit der Pandemie, zu informiere­n, erfüllt werden soll, wenn sogar von Antragstel­ler und Verwaltung­sgericht festgestel­lt wird, dass ein Kontakt zwischen den Insassen der Fahrzeuge nicht stattfinde­t, bleibt aus Sicht des Stadtrats Thomas Kienle (CDU) völlig offen. „Eine Versammlun­g zu Fuß würde weniger CO2 freisetzen und wäre eine kommunikat­ivere, weniger gefährlich­e und belastende Versammlun­gsform.“Die Fraktion der CDU/Ufa hätte sich gewünscht, dass das Interesse der Allgemeinh­eit, von Verkehrsbe­hinderunge­n verschont zu bleiben, stärkeres Gewicht erfahren hätte.

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FOTO: KAYA Der Widerstand gegen Corona-Einschränk­ungen treibt weiter viele Menschen auf die Straße.

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