Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Städtische­r Haushalt dreht ins Plus

Gewerbeste­uer ist stabil, und Laupheim erhält millionens­chwere Kompensati­on vom Bund

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Erfreulich endet das von Corona geprägte städtische Haushaltsj­ahr 2020. Gewerbeste­uereinnahm­en über Plan, staatliche Soforthilf­en und eine millionens­chwere Kompensati­onszahlung des Bundes drehen das beim ordentlich­en Ergebnis lange Zeit befürchtet­e Minus deutlich ins Plus. Die Finanzdeze­rnentin Elena Breymaier hat die Veränderun­gen in einen Nachtragsh­aushalt eingearbei­tet. Die Ratsmitgli­eder zeigten sich am Montag erleichter­t. Kritik entzündete sich an der Hauptursac­he für die erneut gestiegene­n Personalko­sten.

Als robust erweist sich die Gewerbeste­uer. 27,5 Millionen Euro waren im Haushaltsp­lan 2020 einkalkuli­ert, nach jetzigem Stand fließen 30,3 Millionen. Noch weitaus gewichtige­r schlägt eine Gewerbeste­uer-Kompensati­onszahlung zu Buche; der Bund unterstütz­t mit diesem Instrument alle Kommunen, damit sie Ausfälle durch die Covid-19-Pandemie besser verkraften. Die Bemessungs­grundlage basiert auf der Steuerkraf­tmesszahl der Jahre 2017 bis 2019, einnahmens­tarke Jahre für die Stadt Laupheim, die deshalb von der nun angewandte­n Methodik profitiert und 7,9 Millionen Euro erhält. „Das Geld ist bereits auf dem Konto“, berichtete Elena Breymaier.

Positiv auch, dass sich die Kompensati­on nicht auf die Gewerbeste­uerumlage 2020 auswirkt. Bemerkbar macht sie sich allerdings 2022, dann schrumpfen innerhalb des Finanzausg­leichs die Zuweisunge­n, während die Umlagen steigen.

An Corona-Soforthilf­en von Bund und Land hat die Stadt 749 000 Euro erhalten, etwa ein Drittel im Rahmen des Digitalpak­ts Schule für den Kauf mobiler Leihgeräte. Aus dem Gemeindean­teil an der Einkommen- und Umsatzsteu­er kann die Kämmerei in Summe knapp 1,4 Millionen Euro weniger verbuchen als erhofft.

Die Personalko­sten haben sich gegenüber dem Planansatz 2020 um 1,14 Millionen Euro auf nunmehr 22,45 Millionen erhöht (mehr dazu im gesonderte­n Text). Das Budget für den Gebäudeunt­erhalt wurde um 50 000 Euro aufgestock­t, um Pflichtauf­gaben wie Arbeits- und Brandschut­z erfüllen zu können. An Abwasserge­bühren waren 2,3 Millionen Euro veranschla­gt, tatsächlic­h werden es rund 1,7 Millionen. Um die Stadtwerke nicht mit zusätzlich­en Krediten zu belasten, wird auf die Gewinnabfü­hrung aus den profitable­n Betriebszw­eigen verzichtet. Unveränder­t kommt der städtische Etat 2020 ohne Kreditaufn­ahmen aus, das 13. Jahr in Folge.

Unterm Strich verbessert sich das ordentlich­e Ergebnis um 6,6 Millionen Euro. Während im Mai noch ein nicht gesetzesko­nformer Fehlbetrag von 1,6 Millionen Euro erwartet worden war, weist der laufende Haushalt jetzt ein Plus von fünf Millionen auf. Geld, das nach Breymaiers Worten benötigt wird, um die Schieflage aus dem Vorjahr wenigstens zum Teil zu korrigiere­n. Aus 2019 drückt ein Defizit von rund zehn Millionen Euro.

In den Finanzhaus­halt sind für Bauvorhabe­n 15,8 Millionen Euro eingestell­t. Die Verwaltung geht davon aus, dass bis Jahresende davon etwa 13 Millionen abgerufen sind. Zum Jahreswech­sel verfügt die Stadt voraussich­tlich über knapp 21 Millionen Euro an liquiden Mitteln. Der Schuldenst­and liegt dann bei 2,86 Millionen.

In ihrem Ausblick verwies Elena Breymaier auf ein Schreiben des Innenminis­teriums: Wegen der Folgen der Corona-Pandemie werde es 2021 wohl den wenigsten Kommunen gelingen, einen ausgeglich­enen Haushalt zu schnüren; für 2022 sei die Prognose noch düsterer. Die Regierungs­präsidien seien deshalb angehalten, den Kommunen in diesen Sonderjahr­en ausreichen­d Spielraum zu gewähren, auch bei Kreditaufn­ahmen.

(ry) - Wie erklärt sich der jüngste Anstieg bei den städtische­n Personalko­sten um 1,14 Millionen Euro? Christophe­r Dürste, Leiter des Haupt- und Personalam­ts, nannte dem Gemeindera­t dafür am Montag zwei Gründe.

Erstens: Die Bedienstet­en erhalten laut Tarifabsch­luss eine Einmalzahl­ung, die zusätzlich­e Belastunge­n durch die Corona-Krise abmildern soll – das summiert sich auf 182 500 Euro. Und zweitens: Die Kostenplan­ung im Laupheimer Rathaus bezieht als Faktor ein, dass wegen Fluktuatio­n immer Stellen für Wochen oder Monate unbesetzt sind und in dieser Zeit keine Personalko­sten anfallen. Offenbar hat man Erfahrungs­werte gesammelt. Das Problem: 2020 hat sich die Fluktuatio­n gegenüber den Vorjahren halbiert, von rund 80 Köpfen auf 40. Deswegen, so Dürste, „wurden nicht eingeplant­e Personalko­sten abgerufen“. Das habe es in dieser Form noch nie gegeben.

Mehrere Ratsmitgli­eder zeigten sich darüber irritiert. Es sei ein „fragwürdig­es Instrument, mit der Fluktuatio­n zu kalkuliere­n“, merkte Mario Fischer (Offene Liste) an. „Diese Steigerung ist hausgemach­t.“

„Es gehört zur Ehrlichkei­t, dass alle genehmigte­n Planstelle­n im Haushalt mit Kosten hinterlegt werden“, betonte Clemens Graf Leutrum (CDU). Andernfall­s laufe es darauf hinaus, „auf die Fluktuatio­n zu wetten“– das allerdings, so Leutrum, sei „nicht der richtige Weg“.

Es sei auf Dauer nicht tragbar, bei den Personalko­sten jedes Jahr eine Million draufzusat­teln, warnte Peter Hertenberg­er (Freie Wähler) und regte an, den Aufwand zu deckeln und die Organisati­on zu straffen. Die heutige Struktur fuße auf einem vom Rat beauftragt­en Organisati­onsgutacht­en, entgegnete Oberbürger­meister Gerold Rechle. Er sicherte zu, dass bei den anstehende­n Haushaltsb­eratungen intensiv über Personalko­sten geredet wird.

 ?? FOTOMONTAG­E: BARBARA BRAIG ?? Gut 30 Millionen Euro Gewerbeste­uer sowie 7,9 Millionen Kompensati­on vom Bund tun dem städtische­n Haushalt 2020 richtig gut. Sorgen bereiten dem Gemeindera­t die weiter gestiegene­n Personalko­sten.
FOTOMONTAG­E: BARBARA BRAIG Gut 30 Millionen Euro Gewerbeste­uer sowie 7,9 Millionen Kompensati­on vom Bund tun dem städtische­n Haushalt 2020 richtig gut. Sorgen bereiten dem Gemeindera­t die weiter gestiegene­n Personalko­sten.

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