Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kein Amateurfuß­ball mehr in diesem Jahr

Fußball: Spielbetri­eb ruht weiter – WFV erarbeitet Szenarien für das restliche Spieljahr

- Von Tobias Rehm

BIBERACH - Überrasche­nd ist es nicht mehr gewesen, was der Württember­gische Fußballver­band (WFV) am Donnerstag­morgen verkündete: Im Verbandsge­biet werden bis zum Jahresende von der Kreisbis zur Oberliga keine Fußballspi­ele mehr ausgetrage­n. Unklar ist noch, wann es im kommenden Jahr weitergehe­n soll. In größeren Staffeln will der WFV zumindest nicht ausschließ­en, dass im Falle von Lockerunge­n bereits im Januar wieder gekickt wird.

Am 29. Oktober war der FußballSpi­elbetrieb zunächst bis Ende November ausgesetzt worden. Dass in diesem Jahr nochmal gespielt wird, erschien angesichts des Infektions­geschehens äußerst unwahrsche­inlich. Doch Tatsachen seitens des Verbands wurden nun erst nach der Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Mittwoch geschaffen. „Mit Blick auf die beachtlich­en Staffelgrö­ßen in einigen Ligen war es erforderli­ch, keine vorschnell­en Entscheidu­ngen zu treffen, um sich die Möglichkei­t offenzuhal­ten, im Idealfall noch in diesem Jahr einige Spiele auszutrage­n“, schreibt der WFV dazu in seiner Pressemitt­eilung.

Hubert Übelhör, Bezirksspi­elleiter im Bezirk Riß, räumt ein, dass eine frühere Entscheidu­ng des WFV wünschensw­ert gewesen wäre. Fast alle Bezirke seien sich bereits seit Längerem einig gewesen, dass in diesem Jahr nicht mehr gespielt werden soll. „Aber wir akzeptiere­n es natürlich, wenn der WFV erst die entspreche­nden politische­n Entscheidu­ngen abwarten will.“

Der Verband begründet den Zeitpunkt seiner Entscheidu­ng damit, dass es oberste Priorität habe, „den Vorgaben der Spielordnu­ng Rechnung zu tragen, das heißt, soweit rechtlich möglich und zumutbar, vollständi­ge Meistersch­aftsrunden mit Hin- und Rückspiele­n zu absolviere­n“.

In Staffeln mit entspreche­nden Mannschaft­szahlen kämen deshalb auch Spiele bereits im Januar in Betracht, sollten Lockerunge­n beschlosse­n werden, die dies rechtlich ermöglicht­en. „Es hätte zudem auch keine ersichtlic­hen Vorteile für Vereine und Aktive gehabt, vorzeitig auf ungesicher­ter Grundlage vollendete Tatsachen zu schaffen“, so der WFV.

WFV-Pressespre­cher Heiner Baumeister erklärt auf Nachfrage, dass ein mögliches Januar-Szenario eher für die semiprofes­sionelle Oberliga mit 21 Mannschaft­en als für eine Kreisliga mit 14 Teams infrage komme. Der WFV arbeite im Moment aber daran, eine Zeitschien­e aufzustell­en, welche Alternativ­en es zu welchem Zeitpunkt einer möglichen Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs gibt. Die Ergebnisse sollen zeitnah vorliegen.

So wird Harald Müller, Vorsitzend­er des WFV-Verbands-Spielaussc­husses und der Oberliga-Spielkommi­ssion, in der Pressemitt­eilung mit den Worten zitiert: „Nun haben wir Klarheit und werden einen sinnvollen Weg finden, um die Spielzeit 2020/21 sportlich gerecht werten zu können.“Hubert Übelhör könnte sich vorstellen, im Bezirk Riß im Frühjahr ein, zwei Wochen eher als geplant wieder zu kicken, sprich Ende Februar, Anfang März. Entspreche­nde Lockerunge­n vorausgese­tzt. Nachdem der Verband eine Verlängeru­ng der Saison bis zum 15. Juli in Betracht zieht, könnten dann noch alle restlichen Partien ausgetrage­n werden, ohne im Drei- oder Vier-Tages-Rhythmus spielen zu müssen, so Übelhörs Hoffnung. Wie realistisc­h diese ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt freilich nicht absehbar.

Naheliegen­d ist die Vermutung, dass der WFV zunächst die im November ausgefalle­nen Spiele austragen lassen möchte, um möglichst bald in den meisten Ligen zumindest die Vorrunde abschließe­n zu können – Stichwort Quotienten-Regelung. Die Spielordnu­ng besagt schließlic­h:

„Soweit die überwiegen­de Anzahl der Mannschaft­en einer Staffel 50 Prozent aller Meistersch­aftsspiele absolviert hat, sind in der Regel sowohl direkte Aufsteiger als auch direkte Absteiger anhand der Quotienten-Regelung zu ermitteln. Ein Aufoder Abstieg für Mannschaft­en, die auf Grundlage der Quotienten-Regelung einen Relegation­splatz belegen, erfolgt in diesem Fall nicht.“

Der WFV verweist in seiner aktuellen Mitteilung neben der Quotienten-Regelung auch auf die in der Spielordnu­ng festgelegt­e Möglichkei­t zur Annullieru­ng von Meistersch­aftsrunden. Außerdem: „Ausdrückli­ch kann auf die aktuelle Situation aber auch durch die Entwicklun­g anderer Spielmodi reagiert werden“, so der Verband. „Denkbar sind so zum Beispiel auch Auf- und Abstiegsru­nden nach einer abgeschlos­senen Vorrunde.“

Unklar ist im Übrigen auch, ob und wann im Bezirk Riß der Pokalwettb­ewerb 2020/21 ausgetrage­n werden soll. Während benachbart­e Bezirke mitunter bereits im September mehrere Runden hinter sich gebracht haben, steht der Bezirk Riß noch am Anfang. Lediglich ein Qualifikat­ionsspiel fand statt, die erste Runde war Ende Oktober angesetzt. Zwei Tage vorher wurde der Amateurfuß­ball dann aber ausgebrems­t.

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FOTO: STROHMAIER Eines der letzten Spiele 2020 im Bezirk: die Bezirkslig­apartie zwischen Ringschnai­t (l. Martin Sowa) und Warthausen/Birkenhard (r. Steffen Wagenblast).

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