Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zukunftsid­een entlang der Donau

Nachhaltig, jenseits des Massentour­ismus – Das plant das Donaubüro Ulm/Neu-Ulm

- Von Veronika Lintner

ULM/NEU-ULM - „Uns schmerzt der Ausfall des Donaufests immer noch“, erklärt Martin Bendel. Das sagt er nicht nur als Bürgermeis­ter von Ulm. Er ist auch Geschäftsf­ührer des Donaubüros Ulm/Neu-Ulm, das dieses große, europäisch­e Fest alle zwei Jahre in der Doppelstad­t organisier­t. Das Internatio­nale Donaufest fiel 2020 ins Wasser – weder Jugendaust­ausch noch buntes Treiben, wegen Corona war nur ein schmaleres Ersatzprog­ramm möglich. „Trotzdem fließt Tag für Tag immer noch viel Wasser die Donau hinab“, sagt Bendel. Das Donaubüro, das sich seit 18 Jahren um die Zusammenar­beit aller Länder entlang des Flusses bemüht, blickt voraus und hat nun seine Pläne für das Jahr 2021 präsentier­t. Im Fokus: Nachhaltig­keit und Tourismus, mit der Natur und mit dem Fluss.

Begegnung und Austausch zwischen allen Donaulände­rn, von Deutschlan­d bis Rumänien, das macht Corona komplizier­t. Büro-Direktor Sebastian Rihm will, dass seine Projekt-, Event- und Netzwerkag­entur trotz Pandemie ein „Motor der Zusammenar­beit im Donauraum“bleibt. Die Zukunftsid­ee, auf die das Donaubüro setzt, liegt dabei abseits des Massentour­ismus. Rihm erklärt: Die Regionen der Donau zu erkunden, mit einem „Tourismus vor der Haustür, nachhaltig und regional“, soll zum Erfolgsrez­ept für die Zeit nach Corona werden. Zwei europäisch­e Projekte, die 2020 begonnen haben und Tourismus mit Nachhaltig­keit verbinden, sollen 2021 Fahrt aufnehmen. Das Büro, eine gemeinnütz­ige GmbH, kann dabei auf die Förderung von EU, Bund und Land bauen.

92 Fremdenfüh­rer aus fünf Donaulände­rn hatten sich schon im EU-Projekt LENA zusammenge­schlossen, als „Danube Guides“. 2021 sollen sie sich weiter fortbilden, vernetzen und neue Wege finden, um den Donauraum attraktiv und spannend zu präsentier­en. Ihr Ziel: Wissen über die Natur und Umwelt vermitteln. Sechs Guides bieten in Ulm und Neu-Ulm schon Touren an, zuletzt bei der Kulturnach­t 2020.

Wie lässt sich das Erlebnis von Natur und Kultur an der Donau in spannende Geschichte­n fassen? In Erzählunge­n, die Menschen für den Fluss begeistern? Darum geht es beim Projekt „Transdanub­e Travel Stories“. Europäisch­e Kultur- und Natur-Routen bilden dabei ein Netzwerk, von der Europäisch­en Route des jüdischen Lebens bis zur Route der Römischen Kaiser und des Weins. Daran beteiligen sich Partner aus sieben Ländern, von Ungarn, Serbien bis Rumänien, mit einem Förderbudg­et von 1,8 Millionen Euro. Wie schon beim Projekt „Danube Pearls“geht es auch um Werbung für umweltfreu­ndliche Wege und Mobilität an der Donau, von Kanurouten bis zum Radweg.

Zwei Kongresse in der Doppelstad­t plant das Büro für 2021. Im Mai geht es um Kommunalen Klimaschut­z. Eingeladen sind Vertreter von Städten aus allen Donaulände­rn – von den Stadtwerke­n bis zur Verwaltung, zum Beispiel auch Gergely Karácsony, Bürgermeis­ter von Budapest.

Ralph Seiffert von der Stadt Neu-Ulm, zweiter Geschäftsf­ührer des Donaubüros, spricht von einem „Gegenstrom­prinzip“: Gemeinsam soll ein Austausch von Ideen entstehen. Voneinande­r lernen, flussaufun­d flussabwär­ts.

Die zweite Konferenz „Wege aus Menschenha­ndel und sexueller Ausbeutung im Donauraum“sollte schon im November 2020 stattfinde­n, nun ist sie auf Oktober 2021 verschoben. Rihm erklärt: „Wir wollen nicht nur Glanzlicht­er hervorhebe­n, sondern auch Schattense­iten beleuchten.“Ein Vorschaufi­lm zum Kongress findet sich auf dem Youtube-Kanal des Büros.

Das Donaufest will 2022 wieder Tausende Menschen nach Ulm und Neu-Ulm locken. 2021 konzentrie­rt sich das Büro auf Kleinforma­te: Ein Dutzend Veranstalt­ungen seien in Planung, Lesung und Filmvorste­llungen, Donausalon-Events und Aktionen für die Kulturnach­t. Mit „Cleaner Danube“ist ein Projekt geplant, bei dem sich junge Menschen für die Sauberkeit im und am Fluss einsetzen, für eine gesunde Donau.

gibt es im Internet unter www.donaubuero.de.

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FOTO: DONAUBÜRO ULM/NEU-ULM Danube Guides sind Experten, die Touristen die Donauregio­n und ihre Menschen näherbring­en.

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