Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auf der Adenauerbrücke wird es eng – „es wird wehtun“
Autofahrer müssen mit Verkehrsbehinderungen zwischen Ulm und Neu-Ulm rechnen – Ab nächster Woche werden die Fahrspuren auf der Brücke über die Donau geändert
ULM - Autofahrer, die auf der B10 zwischen Ulm und Neu-Ulm unterwegs sind, sind Kummer gewöhnt. Auf der viel befahrenen Verkehrsachse kommt es immer wieder zu Staus. In den nächsten Wochen ist erneut mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Grund sind Arbeiten auf der Adenauerbrücke, die am Montag, 7. Dezember, beginnen. Es werden die Fahrspuren geändert. Gerhard Fraidel von der Koordinierungsstelle Großprojekte der Stadt Ulm sagt zu den bevorstehenden Maßnahmen: „Es wird wehtun.“
Die Baustelle werde den Verkehrsteilnehmern einiges abverlangen. „Wir werden eine, manchmal zwei Fahrspuren herausnehmen“, so Fraidel. Insgesamt würden die Markierungsarbeiten etwa fünf Tage dauern. Weil sie jedoch witterungsabhängig sind, ist für die Baustelle auf der Brücke
ein Zeitraum von 7. bis 18. Dezember vorgesehen. Die Arbeiten finden jeweils von 8 bis 16 Uhr statt.
Die Adenauerbrücke, auf der täglich bis zu 100 000 Fahrzeuge unterwegs sind, ist marode. Das 1954 errichtete Bauwerk weist Hohlstellen und verrostete Bauteile auf. Infolge der starken Belastung besteht die Gefahr von Ermüdungsbrüchen bei den Spanngliedern, Bestandteilen der Brücke aus Stahl. Deshalb soll die Brücke durch einen Neubau ersetzt werden.
Dieser wird jedoch nicht vor 2028 fertig sein. So lange muss die alte Brücke halten.
Um das zu gewährleisten, hat die Stadt eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. So steht jetzt jedes Jahr eine intensive Bauwerksprüfung an. Außerdem wird der Zustand der Brücke über ein Monitoring-System überwacht. Dieses wurde heuer um 60 akustische Sensoren erweitert. Sollte ein Spannglied in der Brücke reißen, geht ein Signal an den Tüv sowie ein von der Stadt beauftragtes Fachbüro. Die wiederum würden dann sofort die Stadt informieren, damit die Experten im Rathaus reagieren könnten.
Eine weitere Maßnahme, um die Lebensdauer der Brücke zu erhalten, ist eben die Veränderung der Spuren. Die jeweils linke Spur in beide Richtungen wird auf eine Breite von 2,30 Meter verringert. Lastwagen können sie dann nicht mehr benutzen. „Wir wollen verhindern, dass drei Lastwagen nebeneinander fahren“, sagt Gerhard Fraidel. Bereits jetzt müssen Laster auf der Brücke einen Mindestabstand von 50 Metern zum nächsten LKW einhalten. Auf die verengten Spuren wird mit Schildern hingewiesen. „Wir werden das beobachten“, kündigt Baubürgermeister Tim von Winning an. Falls es viele Verstöße gebe, werde die Stadt zu weiteren Maßnahmen greifen. Von Winning versicherte jedoch: „Die Brücke ist nicht kurz vor dem Zusammenbrechen.“
Eine Diskussion gibt es derzeit über die Breite der neuen Adenauerbrücke. Wie berichtet, hat sich das Staatliche Bauamt Krumbach als Bauherr festgelegt: Die Brücke sollte achtspurig werden. So wäre das neue Bauwerk nicht nur leistungsfähiger, sondern auch sicherer als mit sechs Spuren. Die Stadtverwaltungen in Ulm und Neu-Ulm sehen ebenfalls mehr Vor- als Nachteile. „Weil wir während der Bauzeit und während des Betriebs eine wesentliche Verbesserung des Verkehrs erreichen“, so Tim von Winning.
Mit acht Spuren könnten während der dreijährigen Bauzeit zwei Spuren statt nur einer offen gehalten werden. Das hängt mit der Bauweise zusammen: Die neue Brücke wird links und rechts neben der alten errichtet. Wenn die beiden Teile fertig sind, muss die bestehende Brücke abgerissen werden. In dieser Zeit wird ein Teil der Fahrbahn für die Baustelleneinrichtung benötigt. Dann wird erst die eine Hälfte des neuen Bauwerks an seinen endgültigen Platz geschoben, dann die andere.
Einen Eingriff in die Ehinger Anlagen gebe es in jedem Fall, auch bei sechs Spuren, sagt der Baubürgermeister. Laut Michael Jung, Leiter der Hauptabteilung Verkehrsplanung, müssten bei acht Spuren zehn bis 15 Bäume mehr gefällt werden als bei der schmaleren Brücke. Um „die Diskussion zu versachlichen“, hat die Stadt auf ihrer Homepage Fragen und Antworten zum Brückenneubau zusammengestellt. Eine Diskussion im Stadtrat, die für Dezember vorgesehen war, wurde auf Februar verschoben. Die Städte können ohnehin nur Stellungnahmen abgeben. Wie die Brücke gebaut wird, entscheidet der Bund. Er muss sie auch bezahlen.
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