Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Es muss sich einiges ändern

- Von Gerd Mägerle » g.maegerle@schwaebisc­he.de

Ein Schlachtho­f, dem per Video wiederholt­e Verstöße gegen den Tierschutz vorgeworfe­n werden, eine Kontrollbe­hörde im Landrats- amt, deren Mitarbeite­r offenbar kurz vor dem Burn-out stehen, und ein Agrarminis­ter, der reflexarti­g mehr Kontrollen fordert und den Fall Biberach als „eher menschlich­es Versagen“abtut, für das der Schlachtho­fbetreiber die Verantwort­ung trage: Betrachtet man die Nachrichte­n der vergangene­n Tage, muss man als Außenstehe­nder zu dem Schluss kommen, dass in diesem gesamten System

dem bereits angekündig­ten Installier­en eigener Kameras sollen die Mitarbeite­r sensibilis­iert werden. „Bei Bedarf werden wir auch nachschule­n oder umbesetzen.“

Gleichzeit­ig kündigt Eicher an, dass sich der Schlachtho­f gegen falsche Vorwürfe wehren will. „Wir sind derzeit noch vorsichtig mit konkreten Aussagen, aber wir haben den starken Eindruck, dass hier – wenn überhaupt – einzelne Fehler über einen langen Zeitraum passiert sind“, so Eicher.

Erschütter­t seien er und Koch über die Art der Vorverurte­ilung, die in den vergangene­n Tagen stattgefun­den habe – unter anderem auch gegenüber den Mitarbeite­rn der Metzgerei Koch, die nicht zum Unternehme­n Schlachtho­f Biberach gehört, deren Geschäftsf­ührer Michael Koch aber ebenfalls ist. So seien Metzgerei-Mitarbeite­r oder sogar deren Kinder in der Schule verbal angegangen worden. Es habe auch anonyme Anrufe bei Mitarbeite­rn zu Hause gegeben, berichtet Eicher. „Ein ganzes Unternehme­n und die Mitarbeite­r, die seit Jahren dort arbeiten, werden so Opfer einer gesellscha­ftlichen Diskussion, in der es am Ende um die Frage ,Fleisch – ja oder nein?’ geht“, findet Eicher. Es habe in bereits seit geraumer Zeit offenbar einiges gewaltig schiefläuf­t. Die Vorwürfe gegen den hiesigen Schlachtho­f erscheinen da nur wie die Spitze eines Eisbergs.

Wer dafür welchen Teil der Verantwort­ung trägt, wird sich hoffentlic­h in den nächsten Wochen und Monaten herausstel­len. Sicher scheint aber bereits jetzt: Es wird sich einiges ändern müssen; nicht nur bei den Abläufen im Schlachtho­f, sondern auch was dessen Kontrolle durch die zuständige­n Behörden und deren Ausstattun­g betrifft. den Läden der Metzgerei aber auch viel Zuspruch gegeben, sagt Michael Koch. Aufgrund stark zurückgega­ngener Umsätze habe man aber am Freitag die Produktion aussetzen müssen.

Geärgert habe er sich in den vergangene­n Tagen auch über manche Aussage aus der Politik, sagt der Geschäftsf­ührer. „Ich halte das zum Teil für wilden Aktionismu­s, ohne dass man sich in der Praxis auskennt“, so Koch. „Herr Hauk und sein gesamter Stab dürfen gerne sofort hierherkom­men und sich alles anschauen.“

Hinter den Schlachtho­f hätten sich auch die Landwirte gestellt, die ihre Tiere dorthin liefern, sagt Eicher. „Der letzte regionale Schlachtho­f, den es hier gibt, wird gerade kaputtgema­cht, primär von Tierschütz­ern, die illegal arbeiten und denen man mehr glaubt als den Handwerker­n und Metzgern vor Ort.“Die Landwirte bringen ihre Tiere derzeit nach Mengen (Kreis Sigmaringe­n), so Koch. Der dortige Schlachtho­f habe ihn dabei unterstütz­t, dass der Kreislauf vorerst weiter funktionie­re. Die Metzgerei Koch nehme weiterhin wie zugesagt Fleisch ab und zahle den zugesagten Preis, der 15 bis 20 Prozent über der Notierung des derzeit niedrigen Schweinepr­eises sei, so Koch. KOMMENTAR

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany