Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Es muss sich einiges ändern
Ein Schlachthof, dem per Video wiederholte Verstöße gegen den Tierschutz vorgeworfen werden, eine Kontrollbehörde im Landrats- amt, deren Mitarbeiter offenbar kurz vor dem Burn-out stehen, und ein Agrarminister, der reflexartig mehr Kontrollen fordert und den Fall Biberach als „eher menschliches Versagen“abtut, für das der Schlachthofbetreiber die Verantwortung trage: Betrachtet man die Nachrichten der vergangenen Tage, muss man als Außenstehender zu dem Schluss kommen, dass in diesem gesamten System
dem bereits angekündigten Installieren eigener Kameras sollen die Mitarbeiter sensibilisiert werden. „Bei Bedarf werden wir auch nachschulen oder umbesetzen.“
Gleichzeitig kündigt Eicher an, dass sich der Schlachthof gegen falsche Vorwürfe wehren will. „Wir sind derzeit noch vorsichtig mit konkreten Aussagen, aber wir haben den starken Eindruck, dass hier – wenn überhaupt – einzelne Fehler über einen langen Zeitraum passiert sind“, so Eicher.
Erschüttert seien er und Koch über die Art der Vorverurteilung, die in den vergangenen Tagen stattgefunden habe – unter anderem auch gegenüber den Mitarbeitern der Metzgerei Koch, die nicht zum Unternehmen Schlachthof Biberach gehört, deren Geschäftsführer Michael Koch aber ebenfalls ist. So seien Metzgerei-Mitarbeiter oder sogar deren Kinder in der Schule verbal angegangen worden. Es habe auch anonyme Anrufe bei Mitarbeitern zu Hause gegeben, berichtet Eicher. „Ein ganzes Unternehmen und die Mitarbeiter, die seit Jahren dort arbeiten, werden so Opfer einer gesellschaftlichen Diskussion, in der es am Ende um die Frage ,Fleisch – ja oder nein?’ geht“, findet Eicher. Es habe in bereits seit geraumer Zeit offenbar einiges gewaltig schiefläuft. Die Vorwürfe gegen den hiesigen Schlachthof erscheinen da nur wie die Spitze eines Eisbergs.
Wer dafür welchen Teil der Verantwortung trägt, wird sich hoffentlich in den nächsten Wochen und Monaten herausstellen. Sicher scheint aber bereits jetzt: Es wird sich einiges ändern müssen; nicht nur bei den Abläufen im Schlachthof, sondern auch was dessen Kontrolle durch die zuständigen Behörden und deren Ausstattung betrifft. den Läden der Metzgerei aber auch viel Zuspruch gegeben, sagt Michael Koch. Aufgrund stark zurückgegangener Umsätze habe man aber am Freitag die Produktion aussetzen müssen.
Geärgert habe er sich in den vergangenen Tagen auch über manche Aussage aus der Politik, sagt der Geschäftsführer. „Ich halte das zum Teil für wilden Aktionismus, ohne dass man sich in der Praxis auskennt“, so Koch. „Herr Hauk und sein gesamter Stab dürfen gerne sofort hierherkommen und sich alles anschauen.“
Hinter den Schlachthof hätten sich auch die Landwirte gestellt, die ihre Tiere dorthin liefern, sagt Eicher. „Der letzte regionale Schlachthof, den es hier gibt, wird gerade kaputtgemacht, primär von Tierschützern, die illegal arbeiten und denen man mehr glaubt als den Handwerkern und Metzgern vor Ort.“Die Landwirte bringen ihre Tiere derzeit nach Mengen (Kreis Sigmaringen), so Koch. Der dortige Schlachthof habe ihn dabei unterstützt, dass der Kreislauf vorerst weiter funktioniere. Die Metzgerei Koch nehme weiterhin wie zugesagt Fleisch ab und zahle den zugesagten Preis, der 15 bis 20 Prozent über der Notierung des derzeit niedrigen Schweinepreises sei, so Koch. KOMMENTAR