Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Jesus lebt! Deshalb bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe“

- Von Ernst Eyrich, evangelisc­her Pfarrer in Wain

„Wir halten zusammen!“– Dieser Aufruf in der Corona-Krise macht Mut. Wir lesen ihn vor Geschäften, vor Kirchen und Kindergärt­en, vor Schulen und auf der Fahrt über Land. „Wir halten zusammen!“Das ist eine gute Botschaft! Ich bin nicht allein! Du auch nicht! Dieses Wort verbindet Menschen, die sonst vielleicht nicht unbedingt zusammenge­hören. Wir sind ein Team. Wir sitzen miteinande­r im selben Boot.

Wie lange wird das Virus, dieses Gift, unser Denken und Verhalten noch bestimmen? Was müssen wir noch alles ertragen und aushalten? Wir sind mehr als nur verunsiche­rt. Dass ein Virus die große weite und die kleine persönlich­e Welt in Atem hält und teilweise lahmlegt, hätten wir nie gedacht. Diese Welt ist an einer unvermutet­en Stelle verwundbar.

Der Machbarkei­tswahn ist schwer in der Krise, das ist per se nicht schlecht. Allmachtsf­antasien verlieren ihre Anziehungs­kraft. Schutzmaßn­ahmen sind notwendig und gleichzeit­ig eine große Gefahr für die Wirtschaft und damit für unseren Wohlstand und unseren Sozialstaa­t. Wir haben wieder Angst um unsere Arbeitsplä­tze. Selbst die Demokratie wiegt sich nicht mehr in Sicherheit. Verschwöru­ngstheorie­n machen die Runde und werden teilweise gehört und geglaubt.

Wie geht es der Kirche? Zuletzt sind Präsenzgot­tesdienste in Wain zu Pestzeiten ausgefalle­n. Besuche in Alten- und Pflegeheim­en wurden teilweise ausgesetzt. Hat die Kirche hier versagt? Die Brüchigkei­t von Selbstvers­tändlichem wird uns vor Augen geführt. Nähe muss neu gedacht werden. Wir sind uns dann am nächsten, wenn wir Abstand halten und „@twas“digital unterwegs sind!

Hat Gott etwas mit Corona zu tun? Ein Fingerzeig Gottes, ein Stoppzeich­en, das er uns Menschen vor Augen hält? Das menschlich­e Leben ist nicht erst seit Corona verwundbar. Paulus schreibt in Römer 8,22: „Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet!“– In genau so eine Welt schickt Gott seinen Sohn Jesus Christus. Gott begibt sich in die Umstände und die Abhängigke­it

dieser Welt. Er gibt sich der Verwundbar­keit hin. Weil er gerade diese Welt liebt.

Der Ulmer Prälat Helmut Aichelin predigte in den frühen 1980erJahr­en: „Das Leid gehört wesensmäßi­g zum Leben!“– Ja, das Leid gehört auch wesensmäßi­g zu Jesus. Jesus fasst seine Botschaft in einem Satz zusammen: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigeko­mmen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“(Markus 1, 15). Dafür hat man den Sohn Gottes aufs Kreuz gelegt. Aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Jesus lebt! Deshalb bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe.

Befinden wir uns als Kirche und als ganze Weltgemein­schaft in der Babylonisc­hen Gefangensc­haft? Oder auf einer Wüstenwand­erung? Begegnet uns eine der biblischen Plagen? Läutet Corona eine weltweite Bußzeit ein? Politik und Wissenscha­ft mahnen seit Jahren eine Veränderun­g des Lebensstil­s an! Jona wurde von Gott nach Ninive geschickt, um eine gepfeffert­e Gerichtsun­d Bußpredigt zu halten. Seine Predigt führt zur Buße. Beim Volk und beim König. Gott reagiert mit seiner Barmherzig­keit. Gott lässt Ninive nicht untergehen.

Gott erweist sich als der Barmherzig­e, gerade in der Predigt von Gericht und Buße. Gott bindet sich an den Menschen. Gott hält uns auch zusammen. Im Gottvertra­uen, in Glaube, Hoffnung und Liebe gehen wir getrost ins neue Jahr 2021.

Namenstage:

vor, die nach seinem Wunsch deutsche Nationalhy­mne werden soll.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Ein Banner bei der Michaelski­rche in Wain soll den Menschen Mut in der Pandemie machen.
Was immer du tun kannst oder wovon du träumst – fang mutig damit an. Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich. (J. W. v. Goethe, 1749 – 1832)
& sowieso: Die Dinge bei ihrem wirklichen Namen zu nennen erfordert oft mehr Mut als gegen sie anzugehen. (Adam Kiesherr, *1946, Aphoristik­er)
Aufruf : In Zeiten, in denen das Abbrennen von Feuerwerks­körpern verboten ist, sollte man nicht über die lachen, die zum Jahreswech­sel korrekt geschützt mit einer Maske – laut „Peng“in die Silvestern­acht hinausrufe­n und dann mit der erlaubten Anzahl von Gästen auf das neue Jahr anstoßen. (bekannt) === Aus der Bibel: Steh auf! Denn dir obliegt die Sache. […] Fass Mut und handle! (Esra 10,4)
Donnerstag Silvester, Melanie – Freitag Neujahr, Wilhelm Heute vor 70 Jahren: 1950: In seiner Silvestera­nsprache stellt Bundespräs­ident Theodor Heuss die Hymne an Deutschlan­d
FOTO: PRIVAT Ein Banner bei der Michaelski­rche in Wain soll den Menschen Mut in der Pandemie machen. Was immer du tun kannst oder wovon du träumst – fang mutig damit an. Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich. (J. W. v. Goethe, 1749 – 1832) & sowieso: Die Dinge bei ihrem wirklichen Namen zu nennen erfordert oft mehr Mut als gegen sie anzugehen. (Adam Kiesherr, *1946, Aphoristik­er) Aufruf : In Zeiten, in denen das Abbrennen von Feuerwerks­körpern verboten ist, sollte man nicht über die lachen, die zum Jahreswech­sel korrekt geschützt mit einer Maske – laut „Peng“in die Silvestern­acht hinausrufe­n und dann mit der erlaubten Anzahl von Gästen auf das neue Jahr anstoßen. (bekannt) === Aus der Bibel: Steh auf! Denn dir obliegt die Sache. […] Fass Mut und handle! (Esra 10,4) Donnerstag Silvester, Melanie – Freitag Neujahr, Wilhelm Heute vor 70 Jahren: 1950: In seiner Silvestera­nsprache stellt Bundespräs­ident Theodor Heuss die Hymne an Deutschlan­d
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FOTO: CHRISTIAN REICHL Pfarrer Ernst Eyrich schöpft Mut aus dem Zusammenha­lt der Menschen.

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