Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Jesus lebt! Deshalb bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe“
„Wir halten zusammen!“– Dieser Aufruf in der Corona-Krise macht Mut. Wir lesen ihn vor Geschäften, vor Kirchen und Kindergärten, vor Schulen und auf der Fahrt über Land. „Wir halten zusammen!“Das ist eine gute Botschaft! Ich bin nicht allein! Du auch nicht! Dieses Wort verbindet Menschen, die sonst vielleicht nicht unbedingt zusammengehören. Wir sind ein Team. Wir sitzen miteinander im selben Boot.
Wie lange wird das Virus, dieses Gift, unser Denken und Verhalten noch bestimmen? Was müssen wir noch alles ertragen und aushalten? Wir sind mehr als nur verunsichert. Dass ein Virus die große weite und die kleine persönliche Welt in Atem hält und teilweise lahmlegt, hätten wir nie gedacht. Diese Welt ist an einer unvermuteten Stelle verwundbar.
Der Machbarkeitswahn ist schwer in der Krise, das ist per se nicht schlecht. Allmachtsfantasien verlieren ihre Anziehungskraft. Schutzmaßnahmen sind notwendig und gleichzeitig eine große Gefahr für die Wirtschaft und damit für unseren Wohlstand und unseren Sozialstaat. Wir haben wieder Angst um unsere Arbeitsplätze. Selbst die Demokratie wiegt sich nicht mehr in Sicherheit. Verschwörungstheorien machen die Runde und werden teilweise gehört und geglaubt.
Wie geht es der Kirche? Zuletzt sind Präsenzgottesdienste in Wain zu Pestzeiten ausgefallen. Besuche in Alten- und Pflegeheimen wurden teilweise ausgesetzt. Hat die Kirche hier versagt? Die Brüchigkeit von Selbstverständlichem wird uns vor Augen geführt. Nähe muss neu gedacht werden. Wir sind uns dann am nächsten, wenn wir Abstand halten und „@twas“digital unterwegs sind!
Hat Gott etwas mit Corona zu tun? Ein Fingerzeig Gottes, ein Stoppzeichen, das er uns Menschen vor Augen hält? Das menschliche Leben ist nicht erst seit Corona verwundbar. Paulus schreibt in Römer 8,22: „Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet!“– In genau so eine Welt schickt Gott seinen Sohn Jesus Christus. Gott begibt sich in die Umstände und die Abhängigkeit
dieser Welt. Er gibt sich der Verwundbarkeit hin. Weil er gerade diese Welt liebt.
Der Ulmer Prälat Helmut Aichelin predigte in den frühen 1980erJahren: „Das Leid gehört wesensmäßig zum Leben!“– Ja, das Leid gehört auch wesensmäßig zu Jesus. Jesus fasst seine Botschaft in einem Satz zusammen: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“(Markus 1, 15). Dafür hat man den Sohn Gottes aufs Kreuz gelegt. Aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Jesus lebt! Deshalb bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe.
Befinden wir uns als Kirche und als ganze Weltgemeinschaft in der Babylonischen Gefangenschaft? Oder auf einer Wüstenwanderung? Begegnet uns eine der biblischen Plagen? Läutet Corona eine weltweite Bußzeit ein? Politik und Wissenschaft mahnen seit Jahren eine Veränderung des Lebensstils an! Jona wurde von Gott nach Ninive geschickt, um eine gepfefferte Gerichtsund Bußpredigt zu halten. Seine Predigt führt zur Buße. Beim Volk und beim König. Gott reagiert mit seiner Barmherzigkeit. Gott lässt Ninive nicht untergehen.
Gott erweist sich als der Barmherzige, gerade in der Predigt von Gericht und Buße. Gott bindet sich an den Menschen. Gott hält uns auch zusammen. Im Gottvertrauen, in Glaube, Hoffnung und Liebe gehen wir getrost ins neue Jahr 2021.
Namenstage:
vor, die nach seinem Wunsch deutsche Nationalhymne werden soll.