Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eine Krise, die Demut lehrt und Gutes zutage fördert
Noch wenige Stunden, dann ist 2020 Geschichte
– jenes Jahr, in dem ein unsichtbares Virus unser aller Pläne und unseren gewohnten Alltag über den Haufen warf, Krankheit und Tod über die Menschen brachte, die Maske zu einem Hauptkleidungsstück beförderte und gnadenlos demaskierte, auf welch zerbrechlichem Fundament vermeintliche Sicherheiten stehen. Das Virus hat uns Demut gelehrt und dem verbreiteten Glauben, dass nichts uns aufhalten kann beim Streben nach mehr Umsatz und Wohlstand, einen gehörigen – womöglich überfälligen – Dämpfer verpasst. Auf der anderen Seite haben viele Menschen halb verschüttete Werte neu entdeckt: die Geborgenheit, die eine Familie bieten kann; das Glück eines – wenn auch zwangsweise – entschleunigten Tages. Wiewohl es durchaus anstrengend sein kann, sich in Ermangelung der üblichen Ablenkungen mit sich selber zu beschäftigen.
Laupheim und die Region sind bisher recht gut durch diese Krise gekommen. Welche Rechnungen künftig noch beglichen werden müssen, bleibt allerdings abzuwarten. Die Ankündigung der Konzernleitung von Diehl Aviation, wegen der Auswirkungen der CoronaKrise auf die Luftfahrt ein Drittel der 1800 Arbeitsplätze am Standort Laupheim abbauen zu wollen, hat für blankes Entsetzen gesorgt.
Die Krise hat jedenfalls auch viel Gutes zutage gefördert: Hilfsbereitschaft, Solidarität, Empathie für Menschen, die zu vereinsamen drohen. Qualitäten, von denen Laupheim stets einen ordentlichen Proviant sein Eigen nennen durfte. Dass die Menschen hier einander kennen und aufeinander achten, ist in der Pandemie ein besonders wertvolles Pfund.
Auf kommunaler Ebene ist erstaunlich viel gelaufen, nimmt man die Fülle der angeschobenen und vollendeten Projekte und die damit verbundenen millionenschweren Investitionen als Maßstab. Kommunalpolitisch war es indessen ein garstiges Jahr, geprägt von einem Zwist im Gemeinderat, der seit Längerem schwelt und sich nun offen entzündet hat an der Frage, ob das Rathaus saniert oder ein neues gebaut werden soll. Das kulminierte in jenem mit knapper Mehrheit gefassten Beschluss am 20. Juli, den Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs – einen Neubau – zu ignorieren und auf eine Sanierungslösung umzuschwenken.
Obschon eine solche Entscheidung den Räten selbstverständlich zusteht, so verzögert sie das Rathausprojekt nachhaltig und kostenträchtig. Es könnte Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis aussortiert ist, welche Form der Sanierung es sein soll und welchen Architekten man dafür an Bord holt. Ob das am Ende günstiger kommt als jetzt neu zu bauen, mag füglich bezweifelt werden. Und es fügt sich mit nachgerade schicksalhafter Ironie in diese schier endlose Geschichte, dass das von Bürgern gestartete Bürgerbegehren, das einen Bürgerentscheid in der Rathausfrage herbeiführen sollte, zwar locker die erforderlichen Unterschriften erhielt, jedoch an Formfehlern scheiterte. Was jetzt mehr denn je Not tut: miteinander reden, einander trauen, persönliche Befindlichkeiten außen vor lassen. Auch etwas Demut könnte bisweilen nicht schaden. Immerhin, es gab Momente im Gremium, in denen Aufbruchstimmung herrschte und die hoffen lassen – beim Thema Klimaschutz beispielsweise.
Liebe Leserinnen, geschätzte Leser: Kommen Sie gut ins Jahr 2021 und bleiben Sie gesund. Im Namen der Redaktion herzlicher Dank für Ihr stetes Interesse und viele konstruktive Anregungen.