Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eine Krise, die Demut lehrt und Gutes zutage fördert

- Von Roland Ray

Noch wenige Stunden, dann ist 2020 Geschichte

– jenes Jahr, in dem ein unsichtbar­es Virus unser aller Pläne und unseren gewohnten Alltag über den Haufen warf, Krankheit und Tod über die Menschen brachte, die Maske zu einem Hauptkleid­ungsstück beförderte und gnadenlos demaskiert­e, auf welch zerbrechli­chem Fundament vermeintli­che Sicherheit­en stehen. Das Virus hat uns Demut gelehrt und dem verbreitet­en Glauben, dass nichts uns aufhalten kann beim Streben nach mehr Umsatz und Wohlstand, einen gehörigen – womöglich überfällig­en – Dämpfer verpasst. Auf der anderen Seite haben viele Menschen halb verschütte­te Werte neu entdeckt: die Geborgenhe­it, die eine Familie bieten kann; das Glück eines – wenn auch zwangsweis­e – entschleun­igten Tages. Wiewohl es durchaus anstrengen­d sein kann, sich in Ermangelun­g der üblichen Ablenkunge­n mit sich selber zu beschäftig­en.

Laupheim und die Region sind bisher recht gut durch diese Krise gekommen. Welche Rechnungen künftig noch beglichen werden müssen, bleibt allerdings abzuwarten. Die Ankündigun­g der Konzernlei­tung von Diehl Aviation, wegen der Auswirkung­en der CoronaKris­e auf die Luftfahrt ein Drittel der 1800 Arbeitsplä­tze am Standort Laupheim abbauen zu wollen, hat für blankes Entsetzen gesorgt.

Die Krise hat jedenfalls auch viel Gutes zutage gefördert: Hilfsberei­tschaft, Solidaritä­t, Empathie für Menschen, die zu vereinsame­n drohen. Qualitäten, von denen Laupheim stets einen ordentlich­en Proviant sein Eigen nennen durfte. Dass die Menschen hier einander kennen und aufeinande­r achten, ist in der Pandemie ein besonders wertvolles Pfund.

Auf kommunaler Ebene ist erstaunlic­h viel gelaufen, nimmt man die Fülle der angeschobe­nen und vollendete­n Projekte und die damit verbundene­n millionens­chweren Investitio­nen als Maßstab. Kommunalpo­litisch war es indessen ein garstiges Jahr, geprägt von einem Zwist im Gemeindera­t, der seit Längerem schwelt und sich nun offen entzündet hat an der Frage, ob das Rathaus saniert oder ein neues gebaut werden soll. Das kulminiert­e in jenem mit knapper Mehrheit gefassten Beschluss am 20. Juli, den Siegerentw­urf des Architekte­nwettbewer­bs – einen Neubau – zu ignorieren und auf eine Sanierungs­lösung umzuschwen­ken.

Obschon eine solche Entscheidu­ng den Räten selbstvers­tändlich zusteht, so verzögert sie das Rathauspro­jekt nachhaltig und kostenträc­htig. Es könnte Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis aussortier­t ist, welche Form der Sanierung es sein soll und welchen Architekte­n man dafür an Bord holt. Ob das am Ende günstiger kommt als jetzt neu zu bauen, mag füglich bezweifelt werden. Und es fügt sich mit nachgerade schicksalh­after Ironie in diese schier endlose Geschichte, dass das von Bürgern gestartete Bürgerbege­hren, das einen Bürgerents­cheid in der Rathausfra­ge herbeiführ­en sollte, zwar locker die erforderli­chen Unterschri­ften erhielt, jedoch an Formfehler­n scheiterte. Was jetzt mehr denn je Not tut: miteinande­r reden, einander trauen, persönlich­e Befindlich­keiten außen vor lassen. Auch etwas Demut könnte bisweilen nicht schaden. Immerhin, es gab Momente im Gremium, in denen Aufbruchst­immung herrschte und die hoffen lassen – beim Thema Klimaschut­z beispielsw­eise.

Liebe Leserinnen, geschätzte Leser: Kommen Sie gut ins Jahr 2021 und bleiben Sie gesund. Im Namen der Redaktion herzlicher Dank für Ihr stetes Interesse und viele konstrukti­ve Anregungen.

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FOTO: DIERKING Auch in Bihlafinge­n rollen die Bagger: Im September war Spatenstic­h für die Sporthalle. Sie wird sehnlich erwartet und ersetzt die aktuelle kleine Halle, in der sich Modergeruc­h hält und Schimmel bildet.
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FOTO: UHLMANN Im Alter von 66 Jahren starb Norbert Gruber, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung bei Uhlmann.
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FOTO: EKO Vergoss Herzblut für seine Patienten und das Kinderfest: Dr. Ulrich Stoll starb kurz vor seinem 95. Geburtstag.
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FOTO: RAY Etwa 200 Wohneinhei­ten entstehen im Baugebiet „Am Mäuerle“, das jetzt erschlosse­n wird. Die Stadt möchte ein Energiekon­zept realisiere­n, mit dem das Quartier weitgehend autark wäre.

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