Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Verkehrspl­anung soll völlig neu gedacht werden

Die Naturschüt­zer vom BUND kritisiere­n eine mögliche achtspurig­e Adenauerbr­ücke als unlogisch

- Von Sebastian Mayr

ULM - Die Landesgart­enschau 2030 soll Ulm grüner machen und den Verkehr in der Stadt verringern – oder zumindest weniger sichtbar machen. Die Planer feilen an Ideen, damit B10 und B28 Ulm künftig weniger stark zerteilen. Gleichzeit­ig aber haben sich die Ulmer Stadtverwa­ltung und der Neu-Ulmer Stadtrat dafür ausgesproc­hen, die marode Adenauerbr­ücke mit acht, statt sechs Spuren neu zu errichten. Das, kritisiere­n Umweltschü­tzer, passe überhaupt nicht zusammen.

Jana Slave, Regionalge­schäftsfüh­rerin beim Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) warnt, dass eine Entscheidu­ng für eine achtspurig­e Brücke den Verkehr nicht reduziere, sondern zementiere. Zudem werde zwar vielleicht die B10Brücke selbst entlastet. „Die anschließe­nden Verkehrskn­otenpunkte laufen aber nicht besser“, sagt Slave.

Der BUND ist an den Planungen für die Landesgart­enschau, bei denen die „Stadtautob­ahn“aus den beiden Bundesstra­ßen momentan im Fokus steht, beteiligt. Mitte Januar wird die Umweltschu­tz-Organisati­on wie die weiteren Mitglieder im Fachbeirat für die Schau eine Stellungna­hme zu den Planungsid­een abgegeben. Der Ulmer BUND-Kreisvorsi­tzende Martin Denoix spricht offen über seine Bedenken. Insbesonde­re rund um die Wilhelmsbu­rg, fürchtet er, werde die Stadt womöglich nicht im Sinne ökologisch­er Gedanken umgestalte­t.

Ein Kernpunkt aus Sicht des BUND ist es, die Dominanz des oberirdisc­hen Autoverkeh­rs so weit wie möglich zu reduzieren. Der Rad- und Fußgängerv­erkehr soll vor allem in Ost-West-Richtung gestärkt werden, um die trennende Wirkung der Bundesstra­ße

zu verringern. Gleichzeit­ig sollen der Söflinger Kreisel, der Blaubeurer Ring und die komplizier­te Verkehrsfü­hrung am Ehinger Tor entfernt werden – Strukturen, die aus Sicht der Naturschüt­zer überflüssi­g sind. Die Wagnerstra­ße durch die Weststadt könnte nach BUND-Überlegung­en vom Durchgangs­verkehr befreit werden, Autos könnten beispielsw­eise stattdesse­n die Söflinger Straße nutzen. Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning hatte darüber gesprochen, die Stadt habe im Norden keinen erkennbare­n Eingang. Der BUND fordert nun Vorsicht und Zurückhalt­ung beim Bau neuer Gebäudeblö­cke und Wahrzeiche­n auf entstehend­en Freifläche­n – etwa auf Höhe Ikea. Bei der Planung der Landesgart­enschau, so Denoix, dürften „grüne“Themen nicht vernachläs­sigt werden.

Ein Beispiel für eine neue Verkehrspl­anung gibt es bereits: Ende November hat der Ulmer Bauausschu­ss entschiede­n, dass Varianten für einen Radfahrstr­eifen entlang der Münchner Straße erarbeitet werden sollen. Wird das Projekt umgesetzt, fällt eine Autospur weg. Bereits über den Beschluss, Varianten zu erarbeiten, gab es eine intensive Debatte. Martin Denoix schließt daraus: „Sobald es den Autofahrer­n ein bisschen an den Kragen geht, steht auf der Kippe, ob ein Projekt umgesetzt wird.“Der Ansatz findet beim BUND Gefallen: Endlich gebe es Planungen, die eine wirkliche Verkehrswe­nde befördern würden. Dabei räumt Kreisvorsi­tzender Denoix ein, dass die Planungen einen neuralgisc­hen Punkt betreffen. Schließlic­h münde die Münchner Straße in die Gänstorbrü­cke, die bis 2025 neu gebaut werden soll. Nach Zählungen der Stadt Ulm rollen täglich 28 000 Fahrzeuge über das Bauwerk.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Die Adenauer-Brücke steht in der Diskussion.
FOTO: ALEXANDER KAYA Die Adenauer-Brücke steht in der Diskussion.

Newspapers in German

Newspapers from Germany