Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Vitaminbom­be Sauerkraut am besten selbst machen

Das Gemüse punktet in vielerlei Hinsicht – nicht nur, weil es bei Übergewich­t die Kilos purzeln lässt

- Von Sabine Meuter

HAMBURG (dpa) – Sauerkraut ist eine Vitaminbom­be. Zudem liefert es wertvolle Mineralsto­ffe, ist kalorienar­m und macht obendrein satt. Viele kennen das Gemüse als Beilage zu einem üppigen Essen mit Kasseler, Eisbein oder Bratwurst plus Kartoffelp­üree. Bei diesen als „typisch deutsch“geltenden Mahlzeiten landet das Sauerkraut gekocht auf dem Teller. Doch weitaus gesünder ist es, das Gemüse roh zu verzehren.

„Beim Kochen geht ein Großteil der thermoinst­abilen Vitamine verloren“, sagt der Hamburger Ernährungs­mediziner Matthias Riedl. Das betrifft vor allem das in Sauerkraut reichlich vorhandene Vitamin C, dem eine antioxidat­ive Wirkung nachgesagt wird. Aber auch das Provitamin A, gut für Augen, Haut und Knochen, geht beim Kochen größtentei­ls verloren. Gleiches gilt für die B-Vitamine, die Durchblutu­ng und Hormonbild­ung positiv beeinfluss­en, sowie das Vitamin K, das wichtig für die Blutgerinn­ung ist.

Um solche Verluste zu vermeiden, heißt es also: Her mit dem rohen Sauerkraut. Das stammt idealerwei­se nicht aus der Büchse, sondern wird selbst hergestell­t. „Durch das Konservier­en in der Dose gehen ebenfalls nicht nur Vitamine, sondern auch ein Teil der Milchsäure­bakterien, die gut für die Darmflora und die Verdauung sind, verloren“, weiß Riedl.

„Sauerkraut zu Hause selbst herzustell­en, ist keine Kunst“, sagt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED). Dazu braucht man einen Gärtopf oder ein großes Einmachgla­s. Morlos Rezept:

Vom Weißkohl die äußeren Blätter entfernen, den Kopf in Viertel schneiden und den Strunk entfernen. Danach mit einem Messer oder mit einem Hobel den Kohl in feine Streifen schneiden. Diese mit Salz mischen – „und zwar je Kilogramm Kohl 10 bis 30 Gramm Kochsalz“, so Morlo.

Die Kohlstreif­en mit dem Salz kräftig kneten. Dann alles in Gläser füllen und mit einem Teller beschweren. „Alles muss mit der ausgetrete­nen Salzlake bedeckt sein“, erklärt Morlo. Reicht die ausgetrete­ne Lake nicht, kann man mit Salzwasser – 10 bis 30 Gramm Salz auf einen Liter Wasser – nachhelfen. Topf oder Glas dann gut verschließ­en und bei Zimmertemp­eratur stehen lassen.

Beim Gärvorgang steigen kleine Bläschen auf und es kann Flüssigkei­t aus dem Glas austreten. „Das ist völlig normal“, betont Morlo. Nach zwei Tagen kommen die Gläser in einen kühlen Raum. Dort „reifen“sie in den nächsten zwei bis vier Wochen. Weil beim Gärprozess viell Histamin entsteht, sollten Menschen mit Histaminin­toleranz kein Sauerkraut – egal, ob roh oder gekocht – zu sich nehmen.

Außerdem vermehren sich beim Gärprozess die Milchsäure­bakterien. Deren probiotisc­her Effekt trägt zu einer gesunden Darmflora bei. Diese Wirkung entfaltet das Sauerkraut aber nur, wenn es selbst hergestell­t oder nicht pasteurisi­ert ist. Die Industrie pasteurisi­ert Sauerkraut, um es haltbar zu machen. Danach ist zwar noch Milchsäure enthalten, doch die lebenden Milchsäure­bakterien mit probiotisc­her Wirkung sind vernichtet.

Nicht nur Sauerkraut an sich ist gesund, sondern auch sein Saft. „Sauerkraut­saft ist ein natürliche­s Mittel gegen Verstopfun­g“, sagt Riedl. Wer will, kann ihn – nicht zuletzt wegen seines hohen Vitamingeh­alts – auch regelmäßig trinken. „Mehr als ein kleines Glas täglich sollte es aber nicht sein“, rät der Ernährungs­mediziner. Sonst drohen Nebenwirku­ngen wie Durchfall oder Blähungen.

Der Saft kann auch nach einer Antibiotik­atherapie dabei helfen, die durch das Medikament gestörte Darmflora wieder ins Gleichgewi­cht zu bringen. Denn eine gestörte Darmflora kann langfristi­g etwa zu einem geschwächt­en Immunsyste­m führen. Sauerkraut­saft gibt es im Handel, aber auch hier gilt: Selbstgema­cht wirkt er besser.

Ein Rezept für einen Liter Sauerkraut­saft hat der Solinger Küchenmeis­ter Benno Sasse: 250 Gramm Weißkohl in feine Streifen schneiden und kneten, bis sich Saft bildet. Den Kohl in ein Gefäß – am besten beschichte­tes Steingut – füllen und kräftig andrücken. Mit 750 Milliliter stillem Wasser auffüllen und mit einem speziellen Deckel, Stein oder Gewicht beschweren. „Es sollte allerdings nicht dicht verschloss­en sein, damit die Luft noch zirkuliere­n kann und die Gase entweichen können“, so Sasse.

Das Gemisch gärt an einem warmen Ort, der abgesiebte Saft ist im Kühlschran­k ein bis zwei Tage haltbar. Weil es satt macht, aber nur etwa 21 Kilokalori­en pro 100 Gramm hat, schwört mancher auf eine Sauerkraut-Diät. Das Konzept: Als Hauptkompo­nente von Mahlzeiten wird das Kraut mit weiteren Beilagen – mageres Fleisch oder Fisch, Kartoffeln und Vollkornre­is – ergänzt. Kombiniert mit Sport können da die Pfunde purzeln. Wie bei allen Diäten gilt aber: Langfristi­g macht nur die Umstellung auf eine ausgewogen­e Ernährung Sinn.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Sauerkraut zu Hause selbst herzustell­en, sei keine Kunst, sagt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED).
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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Sauerkraut ist eine Vitaminbom­be, liefert wertvolle Mineralsto­ffe, ist kalorienar­m und macht satt.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Weißkohl ist die Grundlage von Sauerkraut.

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