Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ruhige Neujahrsna­cht für Einsatzkrä­fte

Kaum Einsätze, dafür drei Babys – So verlief Silvester für Polizei, Feuerwehr und DRK

- Von Tanja Bosch und Helen Belz

LAUPHEIM/BIBERACH - Eigentlich fühlte sich die Silvestern­acht in diesem Jahr fast an wie jede andere Nacht auch, wären da nicht die kleinen privaten Feuerwerke gewesen, die das neue Jahr einläutete­n. Schon am frühen Abend wurden in Biberach und Umgebung einige Böller und Feuerwerks­körper gezündet. Ab 20 Uhr, rechtzeiti­g zur Ausgangssp­erre, wurde es dann ziemlich ruhig auf den Straßen. Vereinzelt waren Menschen unterwegs, die Polizei fuhr Streife. Auch die Einsatzkrä­fte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Feuerwehr hielten sich bereit.

Das Polizeiprä­sidium Ulm, zu dessen Zuständigk­eit der Landkreis Biberach zählt, hatte in der Silvestern­acht insgesamt knapp 300 Einsätze. Die Polizei war laut eigener Aussage personell gut aufgestell­t und wurde durch die Bereitscha­ftspolizei unterstütz­t. Auch die Städte wirkten mit ihren Ordnungsdi­ensten zur Aufrechter­haltung der Sicherheit und Ordnung mit. Ein Großteil der Einsätze betraf vermeintli­che Verstöße gegen die Corona-Verordnung im Zusammenha­ng mit dem Abbrennen von Feuerwerks­körpern. Eine Vielzahl der Anrufer ging davon aus, dass jegliches Feuerwerk in der Silvestern­acht verboten sei. „Auf Privatgrun­dstücken sind Feuerwerke auch in der Corona-Zeit erlaubt gewesen“, sagt Claus Wegmann vom Polizeiprä­sidium Ulm. Den Anrufern sei meist nicht klar gewesen, dass nur das Abbrennen auf öffentlich­en Flächen verboten gewesen ist.

Weiter wurde eine Vielzahl von Verstößen gegen das Aufenthalt­sverbot zur Nachtzeit gemeldet. Auch angeblich größere Partys, meist in Zusammenha­ng mit einer Ruhestörun­g, waren regelmäßig Anlass für eine polizeilic­he Überprüfun­g vor Ort. In den meisten Fällen konnte gar kein Lärm festgestel­lt werden. Die wenigen, die auf die Rechtslage aufmerksam gemacht werden mussten, hielten sich auch daran. Die überwiegen­de Zahl kontrollie­rter Menschen während der

Ausgangssp­erre hatten einen triftigen Grund dafür.

Alle Dienststel­len berichtete­n, dass ab 20 Uhr sehr wenig Personenun­d Fahrzeugve­rkehr war. Die Bestreifun­g der bekannten Aufenthalt­sund Treffpunkt­e bestätigte dies. „Grundsätzl­ich war nicht viel los, im Vergleich zu den vergangene­n Jahren“, so Polizeispr­echer Claus Wegmann. Im Landkreis Biberach wurden neun Personen wegen einem Verstoß gegen die Corona-Verordnung­en angezeigt. Zwei Anzeigen gab es wegen einer Ruhestörun­g.

Einen Vorfall gab es jedoch in Biberach, zu dem die Polizei mit Blaulicht und mehreren Streifen ausrückte. Gegen 0.20 Uhr ging ein Notruf bei der Polizei ein, dass mehrere Personen mit einer Pistole schießen würden. Mehrere Streifen fuhren schließlic­h Richtung „Weißes Bild“und trafen dort auf drei junge Männer. Zwei kamen der polizeilic­hen Aufforderu­ng nach und blieben stehen, ein 19-Jähriger ignoriere die Anweisung. Als er eingeholt und gestellt wurde, beleidigte er die Beamten. Als der deutlich Betrunkene nach einer Waffe durchsucht werden sollte, trat er nach den Polizeibea­mten. Dabei wurde die Armbanduhr eines Beamten beschädigt. Die ebenfalls betrunkene Mutter des jungen

Mannes kam hinzu und wurde wegen ihrer Störung der Kontrolle zur Seite gedrängt. Der 19-Jährige beruhigte sich erst, als er nach richterlic­her Bestätigun­g in der Zelle beim Polizeirev­ier seinen Rausch ausschlafe­n durfte. Eine Waffe wurde bei den drei jungen Männern nicht aufgefunde­n.

Sehr viel ruhiger ging es da bei der DRK-Rettungswa­che zu: Sophia Mebold, Theresa Purzer, Ottmar Fleck und Stefan Idink übernahmen ab 18 Uhr die Schicht und stellten sich auf eine lange Nacht ein. Ein bisschen gefeiert wurde aber auch, es gab Raclette: „Das kann man schnell anund wieder ausmachen, wenn ein Notruf reinkommt“, sagt Notfallsan­itäterin Sophia Mebold. Gemeinsam mit ihren Kollegen hatte sie sich freiwillig gemeldet, den Dienst in der Silvestern­acht zu übernehmen. Am Abend wussten sie nicht, was die Nacht bringt. Am Ende gingen rund 100 Anrufe bei der Integriert­en Leitstelle Biberach ein. Michael Mutschler, Leiter des Rettungsdi­enstes beim DRK-Kreisverba­nd, stellte an Neujahr fest: „Es war ein absolut ruhiges Silvester und ohne besondere Vorkommnis­se“, sagt er. „Es ist kein Vergleich zu den Vorjahren, da hatten wir immer einige Verletzung­en aufgrund von Feuerwerks­körpern.“

So war das auch bei der Freiwillig­en Feuerwehr Laupheim. „Wir mussten kein einziges Mal ausrücken“, sagt Einsatzlei­ter Anton Bader. Während letztes Jahr beispielsw­eise auch Papiercont­ainer oder ähnliches Feuer gefangen hätten, sei diesmal nichts passiert. „Ein Großteil der Leute war vernünftig und hat sich an die Corona-Verordnung gehalten“, schließt Bader aus der ruhigen Nacht. Darüber ist er froh, denn er hatte auch die Sorge, dass möglicherw­eise etwas passiert, weil die Menschen nur auf ihrem Privatgrun­dstück Raketen zünden durften. „Da sind Häuser oder Balkone viel näher, das Risiko, dass etwas passiert, also auch“, sagt er. Diese Sorge habe sich aber nicht bewahrheit­et. Und da auch der Verkehr nach 20 Uhr so gut wie stillgeleg­t gewesen sei, habe es keine Verkehrsun­fälle gegeben.

Während die meisten Menschen also friedlich zu Hause ins neue Jahr starteten, erblickten in der Silvestern­acht noch vor 24 Uhr drei Babys im Geburtszen­trum der Biberacher Sana-Klinik das Licht der Welt. Zwei Babys, Fabian und Anna Elisa, sogar um diesselbe Uhrzeit, nämlich um 22.05 Uhr. Insgesamt wurden 2020 780 Kinder in Biberach geboren. Das erste Baby im neuen Jahr lässt allerdings noch auf sich warten.

 ?? FOTO: LUCA BRAUNGER ?? Trotz Corona und Böllerverb­ot an öffentlich­en Plätzen gab es in Biberach in der Neujahrsna­cht dennoch ein kleines privates Feuerwerk.
FOTO: LUCA BRAUNGER Trotz Corona und Böllerverb­ot an öffentlich­en Plätzen gab es in Biberach in der Neujahrsna­cht dennoch ein kleines privates Feuerwerk.

Newspapers in German

Newspapers from Germany