Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ruhige Neujahrsnacht für Einsatzkräfte
Kaum Einsätze, dafür drei Babys – So verlief Silvester für Polizei, Feuerwehr und DRK
LAUPHEIM/BIBERACH - Eigentlich fühlte sich die Silvesternacht in diesem Jahr fast an wie jede andere Nacht auch, wären da nicht die kleinen privaten Feuerwerke gewesen, die das neue Jahr einläuteten. Schon am frühen Abend wurden in Biberach und Umgebung einige Böller und Feuerwerkskörper gezündet. Ab 20 Uhr, rechtzeitig zur Ausgangssperre, wurde es dann ziemlich ruhig auf den Straßen. Vereinzelt waren Menschen unterwegs, die Polizei fuhr Streife. Auch die Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Feuerwehr hielten sich bereit.
Das Polizeipräsidium Ulm, zu dessen Zuständigkeit der Landkreis Biberach zählt, hatte in der Silvesternacht insgesamt knapp 300 Einsätze. Die Polizei war laut eigener Aussage personell gut aufgestellt und wurde durch die Bereitschaftspolizei unterstützt. Auch die Städte wirkten mit ihren Ordnungsdiensten zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung mit. Ein Großteil der Einsätze betraf vermeintliche Verstöße gegen die Corona-Verordnung im Zusammenhang mit dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Eine Vielzahl der Anrufer ging davon aus, dass jegliches Feuerwerk in der Silvesternacht verboten sei. „Auf Privatgrundstücken sind Feuerwerke auch in der Corona-Zeit erlaubt gewesen“, sagt Claus Wegmann vom Polizeipräsidium Ulm. Den Anrufern sei meist nicht klar gewesen, dass nur das Abbrennen auf öffentlichen Flächen verboten gewesen ist.
Weiter wurde eine Vielzahl von Verstößen gegen das Aufenthaltsverbot zur Nachtzeit gemeldet. Auch angeblich größere Partys, meist in Zusammenhang mit einer Ruhestörung, waren regelmäßig Anlass für eine polizeiliche Überprüfung vor Ort. In den meisten Fällen konnte gar kein Lärm festgestellt werden. Die wenigen, die auf die Rechtslage aufmerksam gemacht werden mussten, hielten sich auch daran. Die überwiegende Zahl kontrollierter Menschen während der
Ausgangssperre hatten einen triftigen Grund dafür.
Alle Dienststellen berichteten, dass ab 20 Uhr sehr wenig Personenund Fahrzeugverkehr war. Die Bestreifung der bekannten Aufenthaltsund Treffpunkte bestätigte dies. „Grundsätzlich war nicht viel los, im Vergleich zu den vergangenen Jahren“, so Polizeisprecher Claus Wegmann. Im Landkreis Biberach wurden neun Personen wegen einem Verstoß gegen die Corona-Verordnungen angezeigt. Zwei Anzeigen gab es wegen einer Ruhestörung.
Einen Vorfall gab es jedoch in Biberach, zu dem die Polizei mit Blaulicht und mehreren Streifen ausrückte. Gegen 0.20 Uhr ging ein Notruf bei der Polizei ein, dass mehrere Personen mit einer Pistole schießen würden. Mehrere Streifen fuhren schließlich Richtung „Weißes Bild“und trafen dort auf drei junge Männer. Zwei kamen der polizeilichen Aufforderung nach und blieben stehen, ein 19-Jähriger ignoriere die Anweisung. Als er eingeholt und gestellt wurde, beleidigte er die Beamten. Als der deutlich Betrunkene nach einer Waffe durchsucht werden sollte, trat er nach den Polizeibeamten. Dabei wurde die Armbanduhr eines Beamten beschädigt. Die ebenfalls betrunkene Mutter des jungen
Mannes kam hinzu und wurde wegen ihrer Störung der Kontrolle zur Seite gedrängt. Der 19-Jährige beruhigte sich erst, als er nach richterlicher Bestätigung in der Zelle beim Polizeirevier seinen Rausch ausschlafen durfte. Eine Waffe wurde bei den drei jungen Männern nicht aufgefunden.
Sehr viel ruhiger ging es da bei der DRK-Rettungswache zu: Sophia Mebold, Theresa Purzer, Ottmar Fleck und Stefan Idink übernahmen ab 18 Uhr die Schicht und stellten sich auf eine lange Nacht ein. Ein bisschen gefeiert wurde aber auch, es gab Raclette: „Das kann man schnell anund wieder ausmachen, wenn ein Notruf reinkommt“, sagt Notfallsanitäterin Sophia Mebold. Gemeinsam mit ihren Kollegen hatte sie sich freiwillig gemeldet, den Dienst in der Silvesternacht zu übernehmen. Am Abend wussten sie nicht, was die Nacht bringt. Am Ende gingen rund 100 Anrufe bei der Integrierten Leitstelle Biberach ein. Michael Mutschler, Leiter des Rettungsdienstes beim DRK-Kreisverband, stellte an Neujahr fest: „Es war ein absolut ruhiges Silvester und ohne besondere Vorkommnisse“, sagt er. „Es ist kein Vergleich zu den Vorjahren, da hatten wir immer einige Verletzungen aufgrund von Feuerwerkskörpern.“
So war das auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Laupheim. „Wir mussten kein einziges Mal ausrücken“, sagt Einsatzleiter Anton Bader. Während letztes Jahr beispielsweise auch Papiercontainer oder ähnliches Feuer gefangen hätten, sei diesmal nichts passiert. „Ein Großteil der Leute war vernünftig und hat sich an die Corona-Verordnung gehalten“, schließt Bader aus der ruhigen Nacht. Darüber ist er froh, denn er hatte auch die Sorge, dass möglicherweise etwas passiert, weil die Menschen nur auf ihrem Privatgrundstück Raketen zünden durften. „Da sind Häuser oder Balkone viel näher, das Risiko, dass etwas passiert, also auch“, sagt er. Diese Sorge habe sich aber nicht bewahrheitet. Und da auch der Verkehr nach 20 Uhr so gut wie stillgelegt gewesen sei, habe es keine Verkehrsunfälle gegeben.
Während die meisten Menschen also friedlich zu Hause ins neue Jahr starteten, erblickten in der Silvesternacht noch vor 24 Uhr drei Babys im Geburtszentrum der Biberacher Sana-Klinik das Licht der Welt. Zwei Babys, Fabian und Anna Elisa, sogar um diesselbe Uhrzeit, nämlich um 22.05 Uhr. Insgesamt wurden 2020 780 Kinder in Biberach geboren. Das erste Baby im neuen Jahr lässt allerdings noch auf sich warten.