Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Geburtstagswunsch: Mal wieder von den Freunden umarmt werden
Corona hat der Gymnasiastin Cora Warken gezeigt, wie wichtig soziale Interaktion ist
unterstützen wollten; andererseits war es sehr schade, dass das Angebot kaum angenommen wurde.
Zu dieser Zeit standen auch gute Nachrichten in der Zeitung: Die Natur erholte sich, Delfine schwammen in den Kanälen Venedigs und der weltweite CO2-Ausstoß verringerte sich deutlich. Die Tatsache, dass nach so kurzer Zeit sich schon so viel verbessert hatte, hat mir gezeigt, dass konsequentes Handeln schnell gute Ergebnisse bringt. Wenn die Menschen wirklich wollen würden, wäre auch das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, erreichbar.
Nach fast zwei Monaten Hybridunterricht mit Maskenpflicht auf den Gängen waren dann auch schon Sommerferien. Ich war der Meinung, dass das ein guter Schlussstrich für Corona wäre. Auch das hat leider nicht funktioniert.
Zu Beginn des neuen Schuljahrs wurde meine komplette Stufe wegen eines Coronafalls in Quarantäne geschickt. In dieser Zeit habe ich die Wand meines Bruders, der StarWars-Fan ist, verschönert.
Dann hatten wir wieder Präsenzunterricht – mit Maskenpflicht. Als die Infektionszahlen weiter stiegen, wurden die Beschränkungen auch in der Schule verschärft, vor allen in den Pausen.
An meinem Geburtstag am 1. Dezember war mein einziger Wunsch, von meinen Freunden mal wieder herzlich umarmt zu werden. Das ging natürlich nicht. Der erste Schnee und dass am Abend nochmal einige liebe Menschen einzeln vorbeikamen, um mir auf der Türschwelle alles Gute zu wünschen, haben diesen Tag trotzdem zu meinem bisher schönsten Geburtstag gemacht. Ich konnte nicht feiern, aber mir wurde so viel Liebe, Freundschaft und Glück geschenkt, dass ich, auch wenn es sich kitschig anhört, noch am nächsten Morgen mit einem Lächeln aufstand. Diese Freude wollte ich weitergeben, indem ich zum Beispiel einen Plätzchenbackwettbewerb für meine Ministranten organisiert und selbst bemalte Weihnachtskarten verschickt habe.
Wie hat Corona mich beeinflusst? Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, und glaube, dass mich die Pandemie dazu gebracht hat, Bildende Kunst als Leistungsfach zu wählen. Corona hat mir gezeigt, wie gut es mir eigentlich geht, indem für mich selbstverständliche Sachen plötzlich nicht mehr möglich waren. Und wie wichtig soziale Interaktion ist und dass man gute Gefühle mit anderen teilt. Es stimmt einfach, dass Freude sich vermehrt, wenn man sie teilt. Ein weiterer Punkt ist, dass wir den Natur- und Umweltschutz nicht vergessen dürfen, nur weil ein anderes Thema aufkommt. Die Gefahr, nach der Devise „aus den Augen, aus dem Sinn“zu handeln, ist größer denn je.
Für die Zeit nach der Pandemie nehme ich mir vor, anderen Freude zu schenken. Auch Fremden einfach mal ein Kompliment zu machen. Meinen Freunden zu sagen, wie gern ich sie habe. Ich denke, dass wir mit Verantwortungsbewusstsein und gegenseitiger Rücksichtnahme doch noch einen guten Ausweg aus dieser Situation finden können.