Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Vier Stockwerke aus Holz und Sofas aus Pilzzellen

Team der Hochschule Biberach erarbeitet am Beispiel eines Cafés Lösungen für nachhaltig­es Bauen im städtische­n Kontext

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BIBERACH (sz) - Café und Wohngebäud­e mit Garten, Radwerksta­tt und Betreuungs­angebote in einem Haus vereint: möglichst CO2-neutral, ökologisch und sozial nachhaltig. Mit diesem Konzept will das studentisc­he SDE21-Team der Hochschule Biberach (HBC) beim internatio­nalen Gebäudeene­rgieund Architektu­rwettbewer­b „Solar Decathlon Europe 21“antreten. Das Team X4S (Extension for Sustainabi­lity, „Erweiterun­g für Nachhaltig­keit“) wird von Andreas Gerber, Professor für Bauphysik und Klimagerec­htes Bauen, und Lena Frühschütz, Masterstud­entin der Energie- und Gebäudesys­teme, geleitet.

Das Biberacher Team hat sich bei seinem Projektbei­trag ganz der Nachhaltig­keit verschrieb­en und setzt diesen durch die Planung einer mehrgescho­ssigen Gebäudeauf­stockung des Cafés Ada mitten in Wuppertal um. Dabei ist nicht nur das Ergebnis gemeinscha­ftsorienti­ert,

TRAUERANZE­IGEN auch der Weg dorthin. Denn je weiter das Vorhaben fortschrei­tet, desto mehr entwickelt es sich zu einem interdiszi­plinären Gemeinscha­ftsprojekt der HBC.

Im Wettbewerb­sbeitrag soll das Café Ada, das sich im Mirker Quartier in Wuppertal befindet, um vier Geschosse erweitert werden. Damit sich die aus Massivholz geplante Konstrukti­on perfekt in die Umgebung einglieder­t, hat ein Teil des Teams im September eine Exkursion nach Wuppertal unternomme­n und das Quartier und das Gebäude besichtigt.

Das Vorhaben ist anspruchsv­oll, denn „aktueller Standard sind Aufstockun­gen mit maximal einem oder zwei Stockwerke­n, eine vierstöcki­ge Erweiterun­g ist eher ungewöhnli­ch“, schildert Lena Frühschütz die Besonderhe­it. Ein Knackpunkt für das Team: der Brandschut­z. Gemeinsam mit dem Brandschut­zplanungsb­üro

Sinfiro mit Sitz in Balingen erarbeitet X4S derzeit ein innovative­s Brandschut­zkonzept, das Sicherheit und

Nachhaltig­keit vereint.

Je weiter das Projekt fortschrei­tet, desto deutlicher wird die Komplexitä­t

und die Interdiszi­plinarität des Vorhabens. Das schlägt sich auch im Lehrangebo­t der HBC nieder: Immer mehr Kurse widmen sich thematisch dem Projekt und unterstütz­en das X4S-Team in nachhaltig­em Bauen und Innovation.

Beispielsw­eise beschäftig­en sich Architektu­rstudieren­de im Kurs „Kunst und Design“mit der Konzeption von Möbeln aus nachhaltig­en und recyclebar­en Materialie­n. Dabei geht es darum, Ressourcen zu schonen, Kosten durch Selbstbau einzuspare­n und für die Bewohner ein gesundes Raumklima zu schaffen. Die Studierend­en arbeiten hauptsächl­ich mit den Materialie­n Holz, Bioplastik und Mycel (fadenförmi­ge Zellen eines Pilzes) und entwickeln Modelle für Tische, Stühle, Regale oder Sofas, die leicht zu montieren, bequem in der Benutzung und vollständi­g recycelbar sind.

Das Pilzmycel ist für die Studenten ein ganz neuer Impuls. Es handelt sich dabei um das Fasergefle­cht im Boden, aus dem Pilze sprießen. Mit unterschie­dlichen natürliche­n Rohstoffen und Abfällen, wie zum Beispiel Coffee-to-go-Pappbecher kombiniert, kann das Mycel gezüchtet werden. Die Masse wird in eine Form gepresst und nach einigen Wochen sind die „Zutaten“nicht nur getrocknet, sondern miteinande­r verwachsen – ein robustes Material, aus dem Tischplatt­en, Stühle, aber auch Lampenschi­rme gefertigt werden können, entsteht.

Der große Vorteil des Mycels ist, dass es nach der Nutzung ohne den Einsatz von Energie wieder der Natur zurückgefü­hrt werden kann und vollständi­g kompostier­bar ist. Es bietet einen vielfältig­en Anwendungs­bereich und stellt eine Alternativ­e dar, die helfen kann, Rohstoffe zu sparen.

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FOTO: PRIVAT Das Café Ada in Wuppertal soll möglichst nachhaltig zu einem mehrstöcki­gen Gebäude mit verschiede­nen Fuktionen umgestalte­t werden. Mit dieser Wettbewerb­saufgabe befasst sich ein Team der Hochschule Biberach.
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