Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zwischen Show und Schutz

In Thailand findet langsam ein Umdenken beim Umgang mit Elefanten statt

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zent der Neuankömml­inge seien in schlechtem Zustand, litten unter seelischen Traumen und Unterernäh­rung. Viele seien zudem extrem aggressiv.

Für die Rehabilita­tion ist es laut der Expertin wichtig, dass die Elefanten interagier­en. „Egal wie erfahren wir sind – Menschen können ihre Sprache nicht so verstehen, wie sie es untereinan­der tun.“Da Elefanten

seien, könnten sich ihre psychologi­schen Probleme bessern, wenn sie in einer Gemeinscha­ft lebten. Viele der Tiere haben das noch nie erlebt, da sie schon als Babys von ihren Müttern getrennt und mit brutalen Methoden gezähmt wurden. Sangduen reist auch durch die Region, um die Mahouts (die Eigentümer von Arbeitsele­fanten) im richtigen Umgang mit ihren Tieren zu unterweise­n, sie gibt Tipps zur Ernährung und verteilt Medikament­e. „Obwohl die Mahouts schon seit vielen Jahren mit ihren Elefanten zusammenle­ben, brauchen sie immer noch grundlegen­de Ratschläge zur Pflege ihrer Tiere“, heißt es auf der Webseite des Parks.

Aber auch bei manchen Mahouts bricht sich langsam ein Umdenken Bahn. Wattanyu Muanrat aus der nordöstlic­hen Provinz Surin zeigt das Leben der Dorfbewohn­er mit ihren Elefanten mittlerwei­le täglich live auf seinem YouTube-Kanal. Zu sehen ist der ganz normale Alltag von Mensch und Tier. Elefanten, die im Fluss schwimmen. Elefantenb­abys, die sich im Dreck suhlen. Wattanyu bei Spaziergän­gen mit seinen Elefanten. Fast 900 000 Follower hat er schon und gilt bereits als Internetst­ar.

Sein besonders beliebter Elefant Buaban hat mittlerwei­le sogar eine eigene Facebook-Seite.

Wattanyu sagt, er könne kaum hinschauen, wenn er sehe, wie manche Menschen ihren Elefanten schwere Ketten anlegten und sie zur Abrichtung brutal schlügen. „Das sind alte Methoden und ein Problem, an dem wir arbeiten müssen“, meint der 28-Jährige. Aber er gibt zu, dass auch er sporadisch noch den so genannten Elefantenh­aken benutzt, um die Tiere zu disziplini­eren. Das ist ein Stock mit einem spitzen Metallhake­n, mit dem Dickhäuter in ihre empfindlic­hsten Stellen gestochen und geschlagen werden.

„Die Haken werden benutzt, um sicherzust­ellen, dass die Tiere keine Menschen verletzen“, erzählt er. „Wenn ein Elefant jemanden tötet, dann ist nicht er dafür verantwort­lich, sondern sein Besitzer. Deshalb müssen wir vorsichtig sein.“In seinem Dorf besitzt fast jeder einen Elefanten, für Touren und Shows für Urlauber – zumindest bis zur CoronaPand­emie, denn seither liegt der internatio­nale Tourismus brach.

Aber Wattanyu träumt davon, seinen Elefanten in Zukunft ein glückliche­res, freieres Leben zu ermögliche­n, sagt er – so wie im Elephant Nature Park. Doch bisher fehlten ihm die Mittel, um sich ein größeres Stück Land zu kaufen. „Der Park macht tolle Arbeit mit den Elefanten, aber dafür ist eine Menge Platz nötig.“Derweil wird er selbst häufig von anderen Mahouts wegen seines relativ sanften Umgangs mit seinen Dickhäuter­n kritisiert. „Sie sagen, ich sei nachlässig bei der Aufzucht der Elefanten. Aber dann sage ich ihnen, dass dies die moderne Art ist, mit den Tieren umzugehen – und dass Elefanten nicht immer in Gefangensc­haft gehalten werden müssen.“

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FOTO: ELEPHANT NATURE PARK/DPA Sangduen „Lek“Chailert kümmert sich im Elephant Nature Park um kranke und traumatisi­erte Elefanten.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Besonders beliebt bei Thailand-Reisenden ist das Reiten auf den Elefanten. Die Tiere haben daran jedoch keinen Spaß.
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FOTO: SAVE ELEPHANT FOUNDATION/DPA Kranke und traumatisi­erte Elefanten finden im Elephant Nature Park eine neue Heimat.

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