Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kameradschaft in der Pandemie noch mehr schätzen gelernt
Tobias Mayr hofft, 2021 wieder regelmäßig auf dem Tennis- und Fußballplatz stehen zu können
Durch die Pandemie gab es von März an erste Einschränkungen. Auf meine Arbeit hat sich das am Anfang nicht so richtig ausgewirkt. Erst als dann die Lieferketten abbrachen, entschloss sich der Betrieb dazu, für vier Wochen zu schließen. Ich kam in Kurzarbeit.
Wegen der Corona-Maßnahmen brachen mir auch meine Freizeitaktivitäten weg, die für mich schon immer dazu gehörten. Denn seit meiner Jugend bin ich vier bis fünf Mal die Woche auf dem Fußball- oder dem Tennisplatz. Nun hatte ich auf einmal viel mehr Zeit – das war ungewohnt. Ich empfand das am Anfang aber als willkommene Abwechslung.
Das Problem: Ich wusste nicht, was ich mit der ganzen Zeit anfangen soll. Schließlich waren Ausflüge oder Kurztrips in der Zeit der stärkeren Einschränkungen nicht möglich.
Trotzdem saß ich relativ wenig vor dem Fernseher und habe im Frühjahr das gute Wetter genutzt, um draußen zu sein.
Ich ging Joggen und mal wieder Fahrradfahren oder machte es mir mit einem Buch im Liegestuhl auf dem Balkon bequem. Vor der Pandemie hatte ich mir fürs Lesen kaum mehr Zeit genommen. Denn wenn ich von der Arbeit oder vom Training abends müde nach Hause komme, liege ich oft lieber aufs Sofa und schaue Fernsehen. Doch mit den wiederentdeckten Aktivitäten war die Situation zunächst ganz gut auszuhalten.
Ich merkte aber schnell, wie sehr ich den Kontakt zu meinen Sportkameraden und Freunden vermisste.
Durch diese schwierige Situation halfen meine Freunde und ich uns gegenseitig und verabredeten uns regelmäßig zu Videoanrufen. Statt abends gemeinsam wegzugehen, saß jetzt auf einmal jeder daheim vor dem Handy. Da tranken wir auch mal zusammen ein Bier, spielten Spiele oder schauten Fußball.
Ich hatte die Zahl meiner Kontaktpersonen stark eingeschränkt, mit den gleichen zwei, drei Freunden traf ich mich ab und zu aber auch persönlich. Das hat mir am meisten durch diese Zeit geholfen. Wegen der Ansteckungsgefahr haben wir geschlossene Räume gemieden und uns zum Spazierengehen getroffen oder eine Radtour unternommen. Das hätten wir vor der Pandemie nie gemacht.
Das Miteinander, die Kameradschaft: Diese vermeintlich einfachen Dinge habe ich in diesem Jahr mehr wertzuschätzen gelernt. Vielleicht kann man das mit der eigenen Gesundheit vergleichen: Wenn du gesund bist, denkst du relativ selten daran, wie schön es ist, gesund zu sein. Erst wenn du krank wirst, merkst du, was du an deiner Gesundheit hast. So empfand ich das auch mit meinen Freunden.
Irgendwann ließen die CoronaMaßnahmen dann zu, dass ich wieder Fußball und Tennis spielen konnte. Es war schön, wieder auf dem Platz zu stehen, jedoch war es nicht mehr das Gleiche wie vorher. Abstand zu anderen einzuhalten, war im Fußballspiel als Stürmer etwa bei Zweikämpfen weniger präsent in meinem Kopf. Aber es war komisch, dem Gegner vor und nach dem Spiel nicht wie üblich die Hand zu geben. Zumindest konnte ich meine Kameraden wiedersehen – das war mir wichtig. Aber wir konnten nicht mehr gemütlich nach den Spielen im Vereinsheim zusammensitzen, das Soziale fiel größtenteils weg. Dabei ist das ehrlich gesagt der Grund, weswegen ich mich im Verein engagiere. Ich bin zwar sehr ehrgeizig und der Wettkampf ist mir wichtig. Allerdings spielt für mich im Amateursport die Kameradschaft eine genauso große Rolle.
Zum Jahresanfang 2020 hätten die wenigsten gesagt: „Mein Wunsch ist, mich weiterhin mit meinen Freunden treffen zu können.“Für 2021 ist das aber mein Wunsch. Ich wünsche mehr Normalität und, dass wir die Pandemie in den Griff kriegen. Alles, was dann ist, kann man noch sehen. Den Urlaub buche ich eben, wenn es soweit ist.
Aufgezeichnet von Simon Schwörer
●Kalenderblatt Montag, 4. Januar
Tagesspruch: Wer nie beginnt, kommt an kein Ende. Wer kein Ende sieht, wird nie beginnen. Wer beginnt, kann hoffen. (Stefan Fleischer, Organisator einer Großbank) Außerdem: Zukünftige Helden schreien zu Beginn ihres Weges auch nur nach der Mama. (Martin Gerhard Reisenberg, Diplom-Bibliothekar und Autor)
Schwer ist aller Beginn; wer getrost fortgeht, der kommt an. (Johann Heinrich Voß, 1751 - 1826, Dichter)
Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. (Lk 1,3)
Marius, Roger, Angela
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