Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Früher war nicht alles anders
Ein Blick in die SZ-Ausgaben vor 25, 50, 75 und 100 Jahren offenbart: Manche Probleme von damals gibt es auch heute noch
LAUPHEIM (bbr) - Die Probleme „damals“und heute unterscheiden sich oftmals gar nicht so sehr, wie man denkt: Steuererhöhungen, Arbeitslosigkeit oder Existenzkampf in der Landwirtschaft gab es früher auch. Die SZ wirft wieder einen „Blick zurück“in frühere Ausgaben.
Heute vor 100 Jahren
Die Erhöhung der Zigarettensteuer war Thema am 8. Januar 1921. Die Erhöhung beträgt zwischen 11 und 60 Mark pro 1000 Stück. „Diese neue Maßnahme bedeutet eine weitere schwere Gefährdung der Zigarettenindustrie“, kritisiert der „Laupheimer Verkündiger“. „Auch für die Raucher wird die neue Verordnung einschneidend wirken, umso mehr, als gerade die verhältnismäßig billigen Zigaretten prozentual von der Steuer härter getroffen werden als die ganz teuren Luxuszigaretten.“
Im Anzeigenteil erscheint die Ankündigung einer Versteigerung. Unter den Hammer kommen in der Schillerkaserne in Ulm rund 100 Heerespferde. Die Bieter müssen allerdings einen Berechtigungsschein vorweisen. Die Buchhandlung August Klaiber in Laupheim empfiehlt als Lektüre das Buch „Glückliches Eheleben“, einen „moralisch-hygienischpädagogischen Führer für Braut und Eheleute sowie Erzieher“.
Und auch Sprüche wurden geklopft im „Laupheimer Verkündiger“des Jahres 1921. So kann man in der
Rubrik „Zeitgedanken“unter anderem lesen: „Es gibt 1000 Teufel und nur einen Gott, 1000 Irrtümer und nur eine Wahrheit, 1000 Krankheiten und nur eine Gesundheit, 1000 Laster und nur eine Tugend.“
Heute vor 75 Jahren
Besser spät als nie: Am 8. Januar 1946 erscheint ein Nachruf auf den bereits Ende April 1945 verstorbenen Musikdirektor Franz Laub. „Von zuhause aus musikalisch überaus glücklich begabt, beherrschte er die meisten Musikinstrumente, besonders Klavier, Violine, Zither und Flöte“, heißt es darin. „Ehre und Andenken dem braven Manne! Gott lohne seine Mühen.“
Aufgrund einer Ermächtigung der Landesdirektion für Wirtschaft Tübingen werden die Ladenschlusszeiten im Kreis Biberach neu geregelt. Damit sollen Brennstoffe eingespart werden.
Zum neuen Chefarzt des Kreiskrankenhauses Laupheim wird Dr. Erich Leuze bestellt.
Überregional geht es um die erste Vollversammlung der Vereinten Nationen in London, den „Misserfolg der deutschen Atomforschung“, die Bereitstellung von Fabriken für Reparationszwecke in den drei westlichen Besatzungszonen und „satanische Sachlichkeit“. Diese bezieht sich auf das während der „Nürnberger Prozesse“geschilderte Verhalten hoher Bürokraten: „Noch junge Männer,
korrekt, elegant, gepflegt, mit scharf geschnittenen Gesichtern stehen sie vor dem Gerichtshof. Sie hatten den Mechanismus der ,Endlösung’ zu schaffen, nämlich die ,planmäßige biologische Vernichtung der Juden in den Ostgebieten’, die Hitler befohlen hatte“, schreibt die „Schwäbische Zeitung“. „Sie waren dafür persönlich verantwortlich. Aber vor der Verantwortung
floh jeder im Staate Hitlers. (...) Aber in einer Art von perversem Pflichtgefühl wohnten sie den Metzeleien bei, um sich davon zu überzeugen, dass ihre Anweisungen befolgt worden seien.“
Heute vor 50 Jahren
Die „Laupheimer Nachrichten“berichten am 8. Januar 1971 über den ersten Besuch des aus Laupheim stammenden Weihbischofs Anton Herre in seiner Heimatstadt. In der Liebfrauenkirche zelebriert er eine Pontifikalmesse.
Mäßig besucht war der erste Wochenmarkt des Jahres. Lediglich ein Obst- und ein Käsestand sowie einige Eierhändler hatten sich eingefunden. „Mit diesen Angeboten konnte wirklich kein Staat gemacht werden“, schreibt die SZ
Sehr aktuell ist das Thema „Die Landwirtschaft im Existenzkampf“. Der Kreisbauernverband Biberach lädt im Januar 1971 zu einer Vortragsveranstaltung mit Podiumsdiskussion zur Frage „Landwirt von morgen. Wirtschaftspartner oder Sozialhilfeempfänger?“ein.
Anfang 1971 sieht es nicht rosig aus auf dem deutschen Arbeitsmarkt: „Zahl der Arbeitslosen steigt um 35 Prozent“, titelt die SZ. Gründe seien durch den späten Winterbeginn verzögerte saisonale, aber auch fortschreitend konjunkturell bedingte, wachsende Arbeitslosigkeit bei zunehmender Kurzarbeit.
Heute vor 25 Jahren
In Laupheim schlägt die Geburtsstunde des Laupfrosch-Ferienprogramms! Zwar trägt es noch nicht diesen Namen, doch die SZ ruft am 8. Januar 1996 junge Menschen dazu auf, ihr „Wunschprogramm“zusammenzuschreiben und einzuschicken. In einer Gemeinschaftsaktion wollen Stadt, SZ und der Kinderschutzbund im Sommer dann einen bunten Veranstaltungsreigen für die jüngsten Bürgerinnen und Bürger anbieten.
Das Laupheimer Standesamt verzeichnet einen Rekord: 127 Trauungen weist die Statistik für das vergangene Jahr 1995 auf. Ein Interview mit dem damaligen (und heutigen) Standesbeamten Rainer Ganser enthüllt, dass dieser während seiner bis dato fünf Jahre währenden Tätigkeit bereits 556 Paare getraut hat. Heute, 25 Jahre später, dürften noch einige dazu gekommen sein...
Die Sternsinger sammeln in Laup-heim fast 35 000 Mark und freuen sich über drei „große Braune“, also Tausender, in der Sammelbüchse.
Was Fasnetsfreunden 2021 verwehrt bleibt, wurde Anfang Januar 1996 zelebriert: Am Dreikönigstag stauben die Waidäg Häs und Maske ab, die Dalabudl graben im zweiten Jahr ihres Bestehens die Fasnet aus und freuen sich zugleich über elf neue Mitglieder.