Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Landwirte machen keinen Winterschlaf“
Bauern haben auch im Winter viel zu tun – besonders die Schweinehaltung macht Probleme
ACHSTETTEN - Nichts zu säen, keine Felder zu bewirtschaften und die Ernte ist noch weit entfernt – Landwirte haben im Winder frei. Oder? „Langweilig wird mir auf keinen Fall“, widerspricht Landwirtin Martina Magg-Riedesser aus Achstetten. Denn: Auch wenn es nicht immer sichtbar ist, gibt es auch im Winter einiges zu tun.
„Gerade für Landwirte, die Tiere halten, fallen die täglichen Aufgaben natürlich trotzdem an“, sagt MaggRiedesser. Sie selbst hat vor allem Schweine, aber auch die Ziegen, Katzen und Pferde wollen versorgt werden. Probleme mit der Kälte haben die Tiere nicht: „Die Schweine haben einen temperierten Stall und die anderen dickes Winterfell.“Trotzdem führt Dauerfrost manchmal zu anderen Herausforderungen. „Ich muss immer im Blick haben, wo Wasser ist, das einfrieren könnte“, sagt die
Landwirtin. Trinkbehälter der Tiere, Wasserleitungen – als die Bäuerin noch klein war, ist auf dem Betrieb ihrer Eltern sogar mal die Melkmaschine eingefroren. „So extrem ist es natürlich schon lange nicht mehr gewesen. Trotzdem bin ich ständig damit beschäftigt, Dinge aufzutauen“, sagt sie.
Das Schöne am Winter: Aufgaben, für die im Sommer keine Zeit ist, können jetzt erledigt werden. „Landwirt sein bedeutet auch manchmal, einen Bürojob zu haben“, sagt MaggRiedesser. Von der Dokumentationspflicht, die mit der Tierhaltung einhergeht, bis hin zum Kauf neuer Maschinen: Im Winter verbringt sie viel Zeit am Computer. „Im Prinzip plane ich dann das ganze Jahr. Welche Samen brauche ich, wie will ich meinen Betrieb weiterentwickeln?“Oft gibt es im Winter Sonderrabatte für große Bestellungen. Auf ihrem Betrieb in Achstetten baut Martina MaggRiedesser hauptsächlich Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, und Mais an. Aber auch Blumenmischungen für Blühstreifen müssen nun bestellt werden. „Viele Landwirte haben auch ein Stück Wald, in dem hauptsächlich im Winter gearbeitet wird“, erklärt Magg-Riedesser. Baumschnittarbeiten für Gemeinden oder Firmen kämen auch oft hinzu.
Die Corona-Pandemie hat sich bisher wenig auf diese Arbeiten ausgewirkt. In einer Sache merkt MaggRiedesser aber deutlich, dass es zu Problemen kommt: „Ich kann im Moment nicht so viele Schweine an den Schlachthof verkaufen, wie ich gerne würde“, sagt sie.
Zwar seien die Tiere nun eigentlich an einem Punkt, wo sie geschlachtet werden müssten – aber es staut sich. „Durch die Krise sind die Schlachtbetriebe nicht gut besetzt, außerdem kamen noch die Feiertage dazu“, sagt die Landwirtin. So kommt es, dass es einen regelrechten „Schweinestau“gibt. Und der hat
Folgen: „Neue Ferkel bekomme ich trotzdem, aber wo sollen die hin, wenn der Stall noch nicht leer ist?“
100 Schweine wollte Magg-Riedesser vergangene Woche verkaufen, aber nur 50 konnten geschlachtet werden. Nun hofft sie, dass es wieder mehr sein können. „Wenn die Tiere dann nur am Sonntagabend geholt werden können, mache ich das natürlich trotzdem“, sagt sie. Von Freizeit ist daher nicht wirklich die Rede.
Auch wenn die Landwirtin den Sommer lieber mag, hat der Winter für sie auch seinen Reiz. „Man ist nicht ganz so im Betriebsstress drin, alles ist etwas ruhiger“, sagt sie. Vor allem in der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig versuche sie, die Arbeit etwas zurückzustellen. Zumindest, bis ihr wieder etwas Neues für ihren Betrieb einfällt. „Ich habe immer viele Ideen“, sagt sie und lacht. „Landwirte machen auf jeden Fall keinen Winterschlaf!“