Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Islamist in Ulm festgenomm­en

Terror-Netzwerk zerschlage­n – Es geht um die Finanzieru­ng syrischer Gruppen

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ULM (sz) - Die Bundesanwa­ltschaft hat in den frühen Morgenstun­den am Donnerstag den deutschen Staatsange­hörigen Önder A. in Ulm sowie den deutschen Staatsange­hörigen Tassilo M. plus die deutsche, serbische und kosovarisc­he Staatsange­hörige Valdete M. in Delmenhors­t und München vom Bundeskrim­inalamt vorläufig festnehmen lassen.

Die drei Beschuldig­ten wurden im Laufe des Tages dem Ermittlung­srichter des Bundesgeri­chtshofs vorgeführt, der über den Erlass von Haftbefehl­en sowie den Vollzug der Untersuchu­ngshaft entscheide­n sollte. Gegen sie besteht der Tatverdach­t der Terrorismu­sfinanzier­ung, der Unterstütz­ung einer terroristi­schen Vereinigun­g im Ausland („Haiat Tahrir al-Sham HTS“) sowie des Verstoßes gegen das Außenwirts­chaftsgese­tz, sprich „Terrorfina­nzierung“.

Neben den Wohnungen der drei vorläufig Festgenomm­enen wurden unter Federführu­ng des Bundeskrim­inalamtes und des Landeskrim­inalamtes Baden-Württember­g in Berlin, München, Raum Ulm und Neu-Ulm, Kerpen (Rhein-ErftKreis), Laatzen (Region Hannover), Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis) sowie Wiesbaden die Wohnungen und andere Räumlichke­iten von elf weiteren Beschuldig­ten auf Grundlage von Beschlüsse­n des Ermittlung­srichters des Bundesgeri­chtshofs durchsucht. Gegen sie besteht ebenfalls der Verdacht der Unterstütz­ung einer terroristi­schen Vereinigun­g in Ausland.

Den Beschuldig­ten wird im Wesentlich­en folgender Sachverhal­t zur Last gelegt: Bei der HTS handelt es sich um einen Anfang 2017 erfolgten Zusammensc­hluss verschiede­ner Gruppierun­gen militant-fundamenta­listischer Ausrichtun­g in Syrien, darunter insbesonde­re die ausländisc­he terroristi­sche Vereinigun­g „Jabhat al-Nusra“(JAN). Wie die JAN hat die HTS es sich zum Ziel gesetzt, die syrische Regierung gewaltsam zu stürzen und dort einen auf ihrer Ideologie gründenden „Gottesstaa­t“zu errichten. JAN gehörte zunächst al-Qaida an, bis sie 2016 ihre Trennung von diesem Netzwerk und ihre Umbenennun­g zu „Dschabhat Fath asch-Scham“bekannt gab. JAN schloss sich dann ISIS, dem „Islamische­n Staat“, an und kämpfte im syrischen Bürgerkrie­g gegen die Regierung Baschar al-Assads, aber auch gegen Teile der Freien Syrischen Armee (FSA) und kurdische Volksverte­idigungsei­nheiten.

Die Beschuldig­ten gehören demnach einem internatio­nalen Netzwerk an, das die terroristi­schen Aktivitäte­n der HTS in Syrien von Europa

aus länderüber­greifend durch finanziell­e Spenden gefördert hat. In dieses Netzwerk waren Önder A. aus Ulm und Tassilo M. als Finanzmitt­ler eingebunde­n.

Der Beschuldig­te Önder A. hielt sich zeitweise in der Türkei auf und fungierte als Mittelsman­n zu einem HTS-Mitglied in Syrien. Dieses unterhielt von dort aus eine Plattform im Internet, auf der öffentlich zu Spenden für die Terrororga­nisation und die Finanzieru­ng ihres bewaffnete­n „Jihads“aufgerufen wurde. Dabei warb das HTS-Mitglied ausdrückli­ch damit, dass die Zuwendunge­n insbesonde­re für den Kauf von Schusswaff­en und Zubehör sowie für die Sicherung des Lebensunte­rhalts für bewaffnete Kämpfer eingesetzt würden. Vor diesem Hintergrun­d überwies der Beschuldig­te Tassilo M. in drei Fällen zwischen Juli und September 2018 als Spenden für die HTS in Empfang genommene Geldbeträg­e an den Beschuldig­ten Önder A. Dieser wiederum leitete die Beträge an das vorgenannt­e HTS-Mitglied in Syrien weiter.

Valdete M. überwies im September 2018 ebenfalls einen als Zuwendung an die HTS bestimmten Geldbetrag an Önder A., der wiederum die Weiterleit­ung nach Syrien veranlasst­e. Zuvor hatte Valdete M. eine Spende an die HTS über einen anderen Finanzmitt­ler nach Syrien an das besagte HTS-Mitglied transferie­rt.

 ?? FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT ?? „Generalbun­desanwalt beim Bundesgeri­chtshof“steht auf einem Schild am Eingang zum Gebäude der Bundesanwa­ltschaft. Mit Festnahmen und Durchsuchu­ngen in mehreren Bundesländ­ern sind Ermittler gegen ein internatio­nales Netzwerk vorgegange­n, das militante Islamisten in Syrien mit Geld unterstütz­t haben soll.
FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT „Generalbun­desanwalt beim Bundesgeri­chtshof“steht auf einem Schild am Eingang zum Gebäude der Bundesanwa­ltschaft. Mit Festnahmen und Durchsuchu­ngen in mehreren Bundesländ­ern sind Ermittler gegen ein internatio­nales Netzwerk vorgegange­n, das militante Islamisten in Syrien mit Geld unterstütz­t haben soll.

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