Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Abholservice als Lichtblick in der Krise
Ulmer Citymanagerin befürchtet trotzdem Pleitewelle – Bei ganz vielen Händlern sei das Kapital aufgebraucht
ULM/NEU-ULM (heo) - Die Landesregierungen von Bayern und BadenWürttemberg haben sich dazu entschieden, Abholangebote im Handel wieder zu erlauben. In Ulm gilt die Regelung ab Montag, 11. Januar, im Kreis Neu-Ulm erst ab dem kommenden Mittwoch. Die Corona-Verordnungen der Regierungen werden dazu so angepasst, dass der „Click & Collect-Service“wieder möglich ist. Kunden können so also im Internet oder per Telefon Ware bei einem Einzelhändler bestellen, einen Abholtermin vereinbaren und die Ware selbst abholen. Baden-Württemberg hatte dies wegen des zu erwartenden großen Andrangs in der Weihnachtszeit untersagt.
Als überfällig bezeichnete der Ulmer Stadtrat Thomas Kienle (CDU), der für die CDU in den Landtag einziehen möchte, den Schritt. „Wir hatten uns bereits im Dezember für ein Click-and-Collect System für den Handel eingesetzt“, so der Anwalt. Mit den neuen Beschlüssen sei das unverhältnismäßige Sonderopfer, das dem Handel auferlegt wurde, korrigiert und abgeschwächt worden. Diese Beschlüsse geben im Nachhinein auch Buchhändlern, wie Rasmus Schöll recht, der mit seinem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung, seinen Pick-up-Wagen in der Hafengasse offen halten zu dürfen, noch kürzlich vor der Verwaltungsgerichtsbarkeit gescheitert war. Ein Eilantrag seiner Aegis Buchhandlung gegen ein Abhol-Verbot während des Shutdowns wurde am Montag vor Heiligabend vom Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannheim abgelehnt. Das Argument von Schöll: Das Abhol-Verbot sei nicht verhältnismäßig, da die Nachteile für die Buchhandlung
erheblich seien und das vom Verordnungsgeber angestrebte Ziel, Menschenansammlungen zu vermeiden, nicht erreicht werde.
Kienle nun zu Schölls verspätetem Erfolg: „Ich freue mich sehr für den Handel und die Buchhändler, die nun mit findigen Konzepten coronakonformen Dienst an der Bevölkerung tun können.“
Von einer „katastrophalen Stimmung“im Ulmer Einzelhandel spricht Sandra Walter, die Ulmer Citymanagerin. Vor diesem Hintergrund sei die kommende Wiederzulassung des Abholservices ein Lichtblick. Insbesondere im Bereich Bücher und Sportartikel sei im ersten Lockdown dieser Service gut angenommen worden. Umsätze seien dringend notwendig, um drohende Pleiten abzuwenden. „Bei ganz vielen Händlern ist das Kapital aufgebraucht.“Die Folge: Liquiditätsengpässe, die nur durch mehr verkaufte Waren oder die bisher zu zögerlich ausgezahlten Staatshilfen behoben werden könnten.
Die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg (HBW), Sabine Hagmann, bezeichnete die wirtschaftliche Lage der Handelsbranche ebenso als „wirklich katastrophal“. Im Modeeinzelhandel beispielsweise müssten die Händler ihre Ware bereits ein Jahr im Voraus ordern, diese werde dann bereits mehrere Wochen vor Beginn der Saison geliefert, zu diesem Zeitpunkt muss auch gezahlt werden. Eine große Erleichterung für den mittelständischen Einzelhandel sei daher die Lockerung des Verbotes von „Click & Collect“.
„Endlich ist unseren massiven Forderungen an dieser Stelle nachgegeben worden“, so Hagmann.