Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Werden Bustickets bald von Autofahrer­n bezahlt?

Die Grünen wollen einen Pilotversu­ch in Ulm starten – Die Stadt ist interessie­rt, doch es gibt einen Haken

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ULM (mase) - Die Beratungsf­irma Ernst & Young hat für das Land BadenWürtt­emberg nach Möglichkei­ten gesucht, wie Bus, Bahn und Straßenbah­n finanziert werden könnten. Einen Weg wollen die Ulmer Grünen in Ulm ausprobier­en: Der Mobilitäts­pass sieht vor, dass alle Erwachsene­n, alle Autofahrer oder alle Kfz-Halter den Nahverkehr mit einer Abgabe finanziere­n. Im Gegenzug dürfen sie dann Bus, Bahn und Tram gebührenfr­ei nutzen.

Die Grünen-Stadträte Michael Joukov-Schwelling, Lena Schwelling und Wolfgang Stittrich haben bei Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch beantragt, dass sich die Stadt als mögliche Pilotkommu­ne meldet. Denn das Gutachten habe sowohl die rechtliche Zulässigke­it als auch den verkehrspo­litischen Nutzen bestätigt. „Das Potenzial eines derartigen ,Mobilitäts­passes’ ist kaum zu überschätz­en“, glauben die Grünen. Wenn man den Nahverkehr nutzen könne, ohne sich mit dem Ticketkauf auseinande­rsetzen zu müssen, werde das eigene Auto vermutlich viel häufiger stehen gelassen oder sogar gänzlich abgeschaff­t. Eine Testphase sei trotzdem nötig. Und da sei Ulm angesichts der überschaub­aren Fläche und eines hohen Anteils an Einpendler­n ein ideales Testfeld.

In der Studie werden vier mögliche Modelle vorgestell­t: Eine Abgabe für alle erwachsene­n Einwohner, für alle Autofahrer, für alle Kfz-Halter und noch nicht näher geprüfte weitere Möglichkei­ten. Die Berater führen dabei beispielsw­eise eine Arbeitgebe­rabgabe, verpflicht­ende Job-Tickets und ein intensives Parkraumma­nagement an. Die städtische Abteilung Mobilität solle prüfen, welches Modell für Ulm am besten geeignet ist, schlagen die Grünen vor. Zudem soll abgeklärt werden, ob sich die Stadt Neu-Ulm, der Alb-Donau-Kreis oder das gesamte Ding-Gebiet für einen Pilotversu­ch bewerben wollen. Stadt und Verkehrsve­rbund Ding haben zwar Interesse, einen Pilotversu­ch in Ulm wird es aber wohl nicht geben. Oberbürger­meister Gunter Czisch verweist in seiner Antwort an die drei Grünen-Stadträte darauf, dass Stadt und Verkehrsve­rbund schon 2018 beim baden-württember­gischen Verkehrsmi­nisterium Interesse angemeldet hätten, sich an einem Gutachten zu beteiligen. Man habe dabei vor allem an die Themen Luftreinha­ltung und klimafreun­dliche, nachhaltig­e Mobilität 2030 gedacht. Aber: „Das Ministeriu­m hatte sich damals für andere Modellkomm­unen entschiede­n“, schreibt Czisch.

Ulmer Verwaltung­smitarbeit­er hätten aber an einer Infoverans­taltung des Verkehrsmi­nisteriums teilgenomm­en und das Ernst-&-Young-Gutachten erhalten. Bei der nächsten Schwerpunk­tdiskussio­n des Gemeindera­ts zur Mobilität solle der „Mobilitäts­pass“Teil der Debatte werden. Bis dahin, so Czisch, sollten die im Gutachten aufgezeigt­en Finanzieru­ngsmöglich­keiten gesetzlich verankert sein.

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