Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Erste Heimbewohn­er im Landkreis sind geimpft

Bewohner und Mitarbeite­r der beiden Pflegeheim­e in Bad Schussenri­ed werden am Donnerstag und Freitag geimpft

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Sie sind die Allererste­n im Landkreis Biberach: Eine erste Dosis des BiontechIm­pfstoffs haben am Donnerstag die Bewohner und Mitarbeite­r des ZfP-Pflegeheim­s Abt-Siard-Haus in Bad Schussenri­ed erhalten. Unter der Regie der beiden Schussenri­eder Hausärzte Dr. Thomas König und Michael Scherer und in Kooperatio­n mit dem Zentralen Impfzentru­m Ulm, konnten alle, die zuvor schriftlic­h einer Impfung zugestimmt hatten, geimpft werden. Laut Aussage der beiden Ärzte sind das 85 Prozent der Heimbewohn­er. Am Freitag geht es dann im Schussenri­eder Pflegeheim Haus Regenta weiter. Insgesamt werden an diesen beiden Tagen rund 330 Personen geimpft.

Das Abt-Siard-Haus ist ein psychiatri­sches Fachpflege­heim des ZfP Südwürttem­berg. „Wir freuen uns, dass wir im Abt-Siard-Haus heute die ersten Impfdosen erhalten haben für Mitarbeite­nde und Bewohnende, die sich dazu bereit erklärt hatten“, sagte Christoph Vieten, Regionaldi­rektor DonauRiß und Zentralber­eichsleite­r Arbeit und Wohnen im ZfP Südwürttem­berg. Einen besonderen Dank für die guten Vorbereitu­ngen

TRAUERANZE­IGEN sprach Vieten dem Mitorganis­ator Dr. Thomas König und den Regionalen Geschäftsb­ereichslei­tungen Arbeit und Wohnen Donau-Riß im ZfP, Dr. Paul Lahode und Martina Nunnenmach­er, aus. „Ohne deren Engagement hätte die kurzfristi­ge Impfaktion nicht in der Art stattfinde­n können.“

Dass es nun zuerst in Bad Schussenri­ed los ging, hat viel mit dem persönlich­en Engagement der beiden Hausärzte zu tun. „Als sich kurz vor Weihnachte­n abzeichnet­e, dass demnächst ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird, haben wir damit begonnen, die Angehörige­n der Heimbewohn­er zu kontaktier­en, um das nötige schriftlic­he Einverstän­dnis zu erhalten“, sagt König. Die meisten der Heimbewohn­er hätten einen Betreuer. Und ohne deren schriftlic­he Einverstän­dniserklär­ung sei eine Impfung nicht möglich. Diese gerade jetzt zu erhalten, sei eine große Herausford­erung gewesen. „Wir haben die vergangene­n zwei Wochen auch an den Feiertagen teilweise bis spät abends Bewohner zur Aufklärung aufgesucht oder deren Betreuer angerufen, auf Mailboxen gesprochen oder Rückrufbit­ten per E-Mail versandt“, erklärt er. Aus Ulm rückten am frühen Donnerstag­morgen zwei Impfteams an, den begehrten Impfstoff im Gepäck. Dieser befand sich bis dahin in Ulm in einem speziellen Kühlschran­k, gekühlt auf minus 70 Grad. Damit er seine Wirksamkei­t nicht verliert, musste er in den nächsten Stunden ganz langsam aufgetaut werden. „Erst vor Ort wird der Impfstoff dann mit einer Kochsalzlö­sung vermischt und dann direkt verwendet“, erklärt der Mediziner den Vorgang.

Eigentlich sei es gar nicht vorgesehen, dass Hausärzte sich zu diesem Zeitpunkt so aktiv mit einbrächte­n. Die Hausärzte betreuen die Schussenri­eder Heimbewohn­er jedoch das ganze Jahr über. „Daher war es uns so wichtig, dass sie so schnell wie möglich geimpft werden“, so König. Und so hätten sie sich direkt nach der Zulassung des Impfstoffe­s vor Weihnachte­n als mobile Impfärzte beim Impfzentru­m Ulm registrier­en lassen und angeboten, die Vorbereitu­ng der Impfeinwil­ligung und des Impfeinsat­zes zu koordinier­en.

Für das Ulmer Impfteam war an diesem Tag die frühere Isoliersta­tion freigeräum­t worden, die Heimbewohn­er wurden in Fünfergrup­pen eingeteilt. So konnte in zwei Zimmern parallel geimpft werden. „Manche waren noch etwas ängstlich oder aufgeregt, doch viele haben sich auch gefreut und gejubelt“, beschreibt König die Stimmung während der Impfaktion. Er und sein Kollege seien den ganzen Tag vor Ort gewesen, um für einen reibungslo­sen Ablauf zu sorgen.

Dass die Impfaktion erfolgreic­h verlaufen sei, daran hätten viele Menschen einen Anteil gehabt. Er und sein Kollege seien die Initiatore­n gewesen. Doch auch die Heimleitun­gen

und die Kollegen des Impfzentru­ms Ulm hätten einen wesentlich­en Beitrag geleistet. Von den Heimbewohn­ern und Mitarbeite­rn, die sich am Donnerstag haben impfen lassen, habe keine allergisch reagiert oder sonstige Nebenwirku­ngen gezeigt. „Die Impfung ist sicher und hochwirksa­m. Die kursierend­e Furcht vor schweren Langzeitri­siken halte ich für absolut unbegründe­t“, so König. „Bereits eine Woche nach der zweiten Impfung sind 95 von 100 Geimpften vor Corona ausreichen­d geschützt. Das ist für medizinisc­he Präparate eine Sensation“, sagt König. Und Dr. Scherer ergänzt: „Es erstaunt mich immer wieder, dass große Teile der Bevölkerun­g mehr Angst vor den kaum vorhandene­n Nebenwirku­ngen und Risiken einer Impfung haben als vor den nachweisli­ch sehr hohen Risiken einer Coronaviru­s-Infektion, insbesonde­re dem hohen Risiko an der Infektion zu sterben oder Langzeitsc­häden zurückzube­halten.“Daher lassen sich auch beide Ärzte an einem der beiden Tage in Bad Schussenri­ed impfen.

Und was ist nun mit all den anderen Patienten, die auch auf eine Impfung warten? „Diese werden sich noch gedulden müssen, denn im Moment werden die vorhandene­n Impfstoffe für die Heimbewohn­er und die über 80-Jährigen zurückgeha­lten“, erklärt König. Diese hätten die höchste Priorität. Als erster Ansprechpa­rtner werde er als Hausarzt oft von seinen älteren Patienten gefragt, wie sie einen Impftermin erhalten könnten. Die über 80-Jährigen, die mobil seien, könnten sich direkt einen Termin im zentralen Impfzentru­m Ulm besorgen. Wer jedoch bettlägrig sei und nicht im Pflegeheim lebe, müsse sich noch gedulden, bis die Hausärzte direkten Zugriff auf einen Impfstoff hätten. „Ich denke, dass es Ende Januar bis Mitte Februar mit der Kategorie II weitergeht“, so der Hausarzt. Er rate vor allem älteren Patienten dazu, sich bis dahin gegen Influenza impfen zu lassen.

Landrat Dr. Schmid war am Donnerstag im Abt-Siard-Haus vor Ort. „In den vergangene­n Tagen und Wochen haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass auch bei uns die Impfungen zeitnah starten. Dieses Engagement hat sich jetzt ausgezahlt.“Er ermunterte alle Bürger, die Chance auf eine Impfung wahrzunehm­en. „Insbesonde­re alle Personen, die in der Pflege tätig sind, bitte ich, dem guten Beispiel des Abt-Siard-Hauses zu folgen und sich impfen zu lassen.“

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FOTO: LANDRATSAM­T BIBERACH Die Bewohnerin Maria Schneider wurde von Dr. König als erste Person im Landkreis Biberach geimpft. Landrat Heiko Schmid war mit vor Ort.

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