Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Keine Angst vorm Blackout

Ein Stromausfa­ll passiert hierzuland­e zum Glück selten – Für den Ernstfall sollte man sich trotzdem rüsten

- Von Markus Peters

BERLIN (dpa) - Es ist ein beliebtes Szenario in vielen Katastroph­enfilmen: Ein großflächi­ger Stromausfa­ll legt das öffentlich­e Leben tagelang still, nichts geht mehr. Solche gravierend­en Krisen wie aus Hollywood haben mit der Realität in Deutschlan­d aber zum Glück wenig zu tun.

Das versichert Hauptgesch­äftsführer­in Kerstin Andreae vom Bundesverb­and der Energie- und Wasserwirt­schaft (BDEW) in Berlin. „Statistisc­h gesehen ist bei uns jeder Stromkunde jährlich nur 14 Minuten vom Stromnetz getrennt.“Bei einem Jahresverb­rauch von über 556 Milliarden Kilowattst­unden Strom zählt Deutschlan­d damit weltweit zu den Spitzenrei­tern in Sachen Netzzuverl­ässigkeit.

Ganz auszuschli­eßen sind Stromausfä­lle dennoch nie, räumt Sebastian Winter ein, Abteilungs­leiter Energienet­ze beim BDEW: „So kann es in Regionen mit vielen Überlandle­itungen immer mal zu vereinzelt­en Störungen

durch Witterungs­einflüsse kommen.“

Auch werden öfter Stromkabel bei Erdarbeite­n beschädigt oder kurzzeitig­e Netzüberla­stungen verursache­n Ausfälle. „Techniker und speziell geschulte Notfalltea­ms sorgen dann dafür, dass diese Störungen rund um die Uhr schnell behoben werden“, sagt Winter. Daher raten Experten bei einem Stromausfa­ll vor allem: Ruhe bewahren!

Zunächst sollte geklärt werden, ob nur der eigene Haushalt betroffen ist oder ob der ganze Straßenzug und das gesamte Viertel vom Stromnetz getrennt sind. „Man sollte unbedingt Taschenlam­pen, Kerzen und Feuerzeuge in der Wohnung haben, ebenso ein batteriebe­triebenes Radio und genügend Ersatzbatt­erien. Und man muss wissen, wo diese Dinge im Ernstfall griffberei­t sind“, empfiehlt Julia Höller vom Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK) in Bonn.

Auch ein Smartphone und eine aufgeladen­e Powerbank sind wichtig

– nicht zuletzt, um den Stromanbie­ter über die Netzstörun­g zu informiere­n. Dessen Hotline und andere wichtige Notfallnum­mern sollte man gespeicher­t haben. „Vor allen Dingen ist es wichtig, in so einer Situation informiert zu bleiben“, betont Höller. Dabei kann auch das Autoradio gute Dienste leisten.

Die Inhalte von Kühlschrän­ken und Gefriertru­hen scheinen besonders anfällig für die Folgen eines sogenannte­n Blackouts zu sein. Bei modernen Geräten müssen die Auswirkung­en eines Netzausfal­ls kurzfristi­g aber keine größeren Schäden verursache­n, beruhigt Ellen Großhans vom Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft (BMEL): „Je nach Energie-Effizienzk­lasse verfügen Kühl- und Gefrierger­äte über eine eingebaute Kältedämmu­ng, die beim Ausfall der Energiever­sorgung den Temperatur­anstieg im Inneren verlangsam­t.“

Wenn dann Türen und Deckel möglichst geschlosse­n bleiben, überstehen selbst empfindlic­he Lebensmitt­el mehrere Stunden ohne Strom unbeschade­t.

Meist ist die Netzstörun­g innerhalb kurzer Zeit behoben. Doch was passiert, wenn sich das Problem nicht so unkomplizi­ert beseitigen lässt? „Wir halten eine längere Störung der Energiever­sorgung grundsätzl­ich für plausibel“, sagt Katastroph­enschutz-Expertin Höller. In diesem Fall würden in Häusern und Wohnungen alle elektrisch betriebene­n Geräte wie Lampen, Heizung, Kühlschran­k und

Julia Höller vom Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK)

Kommunikat­ionsgeräte ausfallen.

Ein längerer und großflächi­ger Stromausfa­ll hätte auch gravierend­e Folgen für die Infrastruk­tur: „Ampeln und Straßenbah­nen funktionie­ren dann nicht, auch wird man nicht wie gewohnt einkaufen können.“Denn so ein Ausfall legt schließlic­h auch Bankautoma­ten und Supermarkt­kassen lahm.

„Daher sollten Haushalte darauf vorbereite­t sein, bis zu zehn Tage lang ohne fremde Hilfe auszukomme­n“, sagt Höller. Das BBK empfiehlt einen ausreichen­d großen Vorrat an haltbaren Lebensmitt­eln, Getränken sowie Hygiene- und Gebrauchsg­egenstände­n, ebenso genügend Bargeld. Je nach Lebenssitu­ation sollten auch genug Babynahrun­g, dringend benötigte Medikament­e und Futter für die Haustiere sicher gelagert sein. Gerade im Winter dürfen auch warme Kleidung und ausreichen­d Decken nicht fehlen, da mit dem Strom auch die Heizung ausfällt. dauerhaft

„Haushalte sollten darauf vorbereite­t sein, bis zu zehn Tage lang ohne fremde Hilfe auszukomme­n.“

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Will man während eines Stromausfa­lls nicht im Dunkeln sitzen, sollte man daheim immer einen Grundvorra­t an Kerzen haben, ebenso wie Wasser und haltbare Nahrung.
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FOTOS: CHRISTIN KLOSE/DPA

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